Montag, März 18, 2024

Sartane – Angiotensin-Rezeptorblocker: Wirkung und Nebenwirkungen

Sartane, Angiotensin-Rezeptorblocker, sind potente Antihypertensiva mit schützender Wirkung für die Endorgane und geringen Nebenwirkungen.

Aktuelle Hypertonie-Leitlinien weisen darauf hin, dass man Bluthochdruck mit welchen Wirkstoffklassen auch immer senken sollte. So soll es keine Substanzen der ersten, zweiten oder dritten Wahl zur Blutdrucksenkung geben. Denn alle Wirkstoffe haben Vor- und auch Nachteile. Daher müsse die Wahl für jeden Patienten individuell getroffen werden. Mit den Sartanen stehen auf jeden Fall moderne und potente antihypertensive Wirkstoffe mit nachgewiesener Endorganprotektion und Placebo-ähnlichen Nebenwirkungen zur Verfügung. Im Direktvergleich sowie in Metaanalysen haben ACE-Hemmer und Sartane eine ähnlich starke Wirkung entfaltet. Übrigens bezeichnet man Sartane auch als Angiotensin-Rezeptorblocker, Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, AT1-Rezeptorblocker sowie Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten.

Zudem legen rezente Ergebnisse aus Studien auch nahe, dass die Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems durch ACE-Hemmer oder Sartane bei COVID-19-Patienten mit zusätzlich hohem kardiovaskulären Risiko eine Schutzfunktion hat. Und zwar konnten Forscher das bei Patienten im Alter von 50 Jahren und älter zeigen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus kamen. Wobei diese Patienten ein geringeres Risiko hatten, im Spital zu sterben.

 

Systemische arterielle Hyper­tonie und Renin-Angiotensin-Aldoste­ron-System

Im Grunde genommen is die systemische arterielle Hyper­tonie der häufigste kardiovaskuläre Risikofaktor in westlichen Ländern. Der erhöhte arterielle Blutdruck in Form von

  1. systolisch betonter,
  2. diastolisch betonter beziehungsweise
  3. diastolisch und systolisch betonter Hypertonie

ist klinisch sehr einfach zu beschreiben, aber in der Entstehung ist die Hypertonie eine heterogene Erkrankung. Drei Systeme bzw. Faktoren sind ursächlich in die Entstehung der arteriellen Hyper­tonie involviert und kommen individuell in unterschiedlichem Ausmaß zum Vorschein.


Bei Hypertonie sollten Patienten ihren Lifestyle verbessern, um den Blutdruck zu senken

Bei vorliegender Hypertonie ist eine Verbesserung des Lifestyle ein wirksames Mittel zur Senkung des Blutdrucks bei allen Patienten. Mehr dazu unter https://medmix.at/hypertonie-und-lifestyle/


Arteriellen Blutdruck und Natriumhaushalt regulieren

Das Renin-Angiotensin-Aldoste­ron-System (RAAS) ist einer der wichtigsten Regulatoren des arteriellen Blutdrucks und des Natriumhaushalts. Die Aktivierung des RAAS spielt in der Entstehung sowohl der renalen als auch der essentiellen arteriellen Hypertonie eine zentrale Rolle. Das Haupt-Protein des RAAS ist Angiotensin II (Angiotensin II), welches neuronale, renale und kardiovas­kuläre Aktivitäten zeigt. Zwei Substanzklassen beeinflussen das Ang.II-System: Inhibitoren des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE-I), die die Formation von Angiotensin II blockieren und die Angiotensin-II-Rezeptor-Typ-I-Blocker (ARB), die die Wirkung von Angiotensin II auf die Zellen verhindern.

Der AT1-Rezeptor wurde in atherosklerotischen Plaques in hoher Konzentration nachgewiesen – dies könnte die Erklärung für die plaquestabilisierende Wirkung der Sartane sein. Im Rahmen der Trophy-Studie wurden beispielsweise Personen mit (noch) normalem Blutdruck mit einem Angiotensinrezeptorblocker behandelt. Innerhalb der zwei Behandlungsjahre mit dem Angiotensinrezeptorblocker kam es zu einer 50%igen Abnahme des Auftretens von arterieller Hypertonie. Nach dem Absetzen der Medikation kam es zu einem ähnlich hohen Anstieg des Blutdrucks wie in der Placebogruppe.

Solche Ergebnisse belegen ­eine kausale Rolle für Angiotensin II in der Pathogenese und Entstehung der arteriellen Hypertonie. Die Produktion und enzymatische Umwandlung von Angiotensin I und II ist nicht nur auf den systemischen Kreislauf beschränkt, sondern dürfte auch im Gewebe, in der Gefäßwand und sogar intrazellulär stattfinden.

In welchem Ausmaß die lokale Produktion zur Angiotensin II-Gewebskonzentration beiträgt, ist noch nicht abgeklärt. Im Herzgewebe ist die basale Produktion der RAAS sehr niedrig. Unter pathologischen Umständen – wie beispielsweise bei erhöhter Volumen- bzw. Drucküberlastung, Myokardinfarkt und Diabetes mellitus – kommt es zu einem exzessiven Anstieg der lokalen RAAS.

Als Folge dieses Anstiegs kann es zu Hypertrophie und Fibrose kommen. Dieses Phänomen könnte die Wirksamkeit und klinische Relevanz der RAAS-Blocker bei KHK und Kardiomyopathien erklären.

 

Zusätzliche positive (pleotrope) Wirkungen der Sartane

Seite einigen Jahrzehnten versucht man einen zusätzlichen Nutzen eines Arzneimittels zu suchen, der zur ursprünglichen Wirkung der Verordnung dazukommt. Diese sogenannten pleiotropen Effekte der AT1-Rezeptorantagonisten als Antihypertensiva über die Blutdrucksenkung hinaus bieten beispielsweise einen besseren Schutz vor einem Schlaganfall.

Im Rahmen der VIOS-Studie hat man die Patienten mit arterieller Hypertonie entweder mit einem Angiotensinrezeptorblocker oder mit einem Betablocker behandelt. Damit erreichten die beiden Gruppen annähernd einen gleichen normalen Blutdruck. Eine histologische Auswertung der Widerstandsgefäße (Arteriolen) zeigte einen deutlichen Rückgang des Remodeling (Abnahme der Wandhypertrophie) vergleichbar mit den Werten der gesunden Kontrollgruppe unter einem Angiotensinrezeptorblocker. Hingegen kam es unter Betablocker nur zu einer sehr geringen Änderung.

Bereits mehrere klinische Studien haben auch belegt, dass die ARB den Serumspiegel der Entzündungsmarker wie C-reaktives Protein (CRP) und verschiedener Adhäsionsmoleküle reduzieren können.

Schließlich konnte man auch eine antidiabetische Wirkung (signifikante Abnahme der Diabetes mellitus-Neuerkrankungen unter Sartane im Rahmen der klinischen Studien) für einige Sartane zeigen.

 

Fetale Schädigungen durch AT1-Antagonisten

Wenn werdende Mütter wegen einer arteriellen Hypertonie Sartane zur Behandlung bekommen, kann das vor allem im 2. und 3. Trimenon den Feten schädigen. Im Grunde genommen ist aber seit langem bekannt, dass eine medikamentöse Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems während der Schwangerschaft kontraindiziert ist. Wichtig ist deswegen, dass betreuende Ärzte bei einer Schwangerschaft sorgfältig nach den eingenommenen Medikamenten fragen und dass die Patientinnen potenziell embryotoxische Wirkstoffe sofort absetzen. Das gilt natürlich auch für ACE-Hemmer. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwangerschaft sollte der Arzt seine Patientin auf ein risikoärmeres Mittel gegen Bluthochdruck umstellen.

 

Wirkungen, Nebenwirkungen: Sartane (Angiotensin-rezeptorblocker) versus ACE-Hemmer

ACE (Angiotensin Converting Enzyme) ist unter physiologischen Umständen das hauptverantwortliche Enzym für die Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II. In manchen Geweben wie beispielsweise im Herzen oder in atherosklerotisch veränderten Arterien spielen andere Peptidasen insbesondere Chymase weitaus wichtigere Rollen in der Entstehung der Angiotensin II. Weiter dürfte das intrazelluläre Angiotensin II im Herzgewebe eine wichtige pathologische Rolle spielen.

 

sartane

In Tierstudien konnte durch ACE-Überschuss produziertes Angiotensin II keine ventrikuläre Hypertrophie hervorrufen. Aufgrund dieser Tatsache würden die Vertreter der Sartane bei kardialen Patienten eine höhere Wirkung zeigen als die ACE-Hemmer. Die bis dato durchgeführten Vergleichsstudien haben zumindest eine Gleichwertigkeit beider Substanzgruppen belegt.

Zudem dürfte die RAAS die Entwicklung der chronischen Niereninsuffizienz bei hypertonischen Patienten begünstigen. Albuminurie und Proteinurie ist bereits als ein prognostischer Marker für die Progression der Niereninsuffizienz anerkannt. Dazu konnten zahlreiche Studien zeigen, dass Sartane Albuminurie und Proteinurie signifikant senken können. Wobei dieser Effekt mit erheblicher Abnahme der kardiovaskulären Mortalität assoziiert ist.

Eine Meta-Analyse ergab beispielsweise, dass die Angiotensinrezeptorblocker einen ähnlichen Proteinurie reduzierenden Effekt zeigen wie ACE-I und die Kombination beider Präparate würde die Wirkung verstärken. Allerdings haben ACE-Hemmer und Sartane gemeinsam eine erhöhte Raten an Nebenwirkungen. Aus diesem Grund sollte man die Kombination beider Präparate klinisch individuell entscheiden.

Die andere Meta-Analyse zeigte eine ähnliche antihypertensive Wirkung beider Substanzgruppen mit jedoch deutlich häufigerer Raten an Nebenwirkungen (Hustenanfälle) unter den ACE-Hemmer, da die Sartane den Bradykinin-Abbau nicht blockieren, lösen sie keinen trockenen Reizhusten aus.

 

Zusammenfassung

Sartane sind moderne und potente Medikamente, um den Blutdruck zu senken (Antihypertensiva). Die Wirkstoffe schützen zudem nachweislich die Organe. Außerdem verursachen Sartane Nebenwirkungen, die einer Behandlung mit Placebo ähnlich sind.

Außerdem entfalten die auch als Angiotensin-II-Rezeptor-Typ-I-Blocker (ARB) ­bezeichneten Substanzen verschiedene andere positive Eigenschaften. Erstens scheint eine direkte antiatherosklerotische und atheroprotektive Wirkung zu bestehen, die gegen Atherosklerose wirkt und die Gefäße unterstützt. Zweitens konnten Studien antidiabetische Wirkungen zeigen mit positiven Effekten auf den Blutzucker-Spiegel und die Insulinresistenz. Auch die antiinflammatorische Wirkung hilft gegen Adipositas und Diabetes. Die antiproteinurische sowie andere renale Wirkungen unterstützen schließlich die Nieren. Weiter sind die Sartane Stoffwechsel-neutral und haben kaum einen negativen beziehungsweise sogar eine positive Wirkung auf die Libido.


Hohe Temperaturen und Bluthochdruck sowie andere Herzprobleme bei großer Hitze

Hohe Temperaturen und Bluthochdruck sowie große Hitze und andere Herzprobleme können betroffenen Patienten im Sommer große Sorgen bereiten. © Elena_Fomina / shutterstock.com
Hohe Temperaturen und Bluthochdruck sowie große Hitze und andere Herzprobleme können betroffenen Patienten im Sommer große Sorgen bereiten. © Elena_Fomina / shutterstock.com

Eine große Herausforderung sind in den Sommermonaten bei großer Hitze die hohen Temperaturen und hoher Blutdruck sowie andere Herzprobleme. Mehr dazu unter https://medmix.at/hohe-temperaturen-und-bluthochdruck-herzprobleme/


Literatur:

Palazzuoli A, Mancone M, De Ferrari GM, Forleo G, Secco GG, Ruocco GM, D’Ascenzo F, Monticone S, Paggi A, Vicenzi M, Palazzo AG, Landolina M, Taravelli E, Tavazzi G, Blasi F, Infusino F, Fedele F, De Rosa FG, Emmett M, Schussler JM, Tecson KM, McCullough PA. Antecedent Administration of Angiotensin Converting Enzyme Inhibitors or Angiotensin II Receptor Antagonists and Survival After Hospitalization for SARS-CoV-2 (COVID-19). J Am Heart Assoc. 2020 Oct 7:e017364. doi: 10.1161/JAHA.120.017364. Epub ahead of print. PMID: 33023356.

Wang K, Hu J, Luo T, Wang Y, Yang S, Qing H, Cheng Q, Li Q. Effects of Angiotensin-Converting Enzyme Inhibitors and Angiotensin II Receptor Blockers on All-Cause Mortality and Renal Outcomes in Patients with Diabetes and Albuminuria. A Systematic Review and Meta-Analysis. Kidney Blood Press Res. 2018;43(3):768-779. doi: 10.1159/000489913. Epub 2018 May 22. PMID: 29794446.

Helmer A, Slater N, Smithgall S. A Review of ACE Inhibitors and ARBs in Black Patients With Hypertension. Ann Pharmacother. 2018 Nov;52(11):1143-1151. doi: 10.1177/1060028018779082. Epub 2018 May 29. PMID: 29808707.

Rascher W. Angiotensin-II-Rezeptor-(Typ-AT1-)Antagonisten (Sartane) und fetale Schädigungen – ein fortbestehendes Problem? [Angiotensin II-receptor (type AT1)-antagonists and fetal impairment]. Klin Padiatr. 2011 Jan;223(1):4. German. doi: 10.1055/s-0030-1269937. Epub 2011 Jan 26. PMID: 21271512.


Quellen:

Aktuelle 2018 ESC/ESH Clinical Practice Guidelines for the Management of Arterial Hypertension

Dr. Darko Stamenov. Sartane – Angiotensinrezeptorblocker. MEDMIX online. 2018

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