Wie sicher medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen ist, wurde aktuell in einer kanadischen Studie untersucht. Erfahrene Anwender profitieren davon sehr.
Obwohl kurzfristig gut verträglich, sind die langfristigen Auswirkungen von psychoaktiven und neurokognitiven Auswirkungen von medizinischem Cannabis unbekannt. Die Verallgemeinerung der Verwendung von medizinischem Cannabis auf alle Patienten mit chronischen Schmerzen scheint nicht durch vorhandene Beweise gestützt zu werden. Ärzte sollten bei der Verschreibung von medizinischem Marihuana für Patienten – insbesondere bei Patienten mit nichtneuropathischem mit chronischen Schmerzen ohne Krebserkrankung – Vorsicht walten lassen.
Ein kanadisches Forscherteam um Dr. Mark Ware vom Forschungsinstitut der McGill University Health Centre (RI-MUHC) in Montréal hat dazu eine nationale, multizentrische Studie in Hinblick darauf durchgeführt, mit welcher Sicherheit medizinisches Cannabis bei Patienten mit chronischen Schmerzen anwendbar ist. Die Ergebnisse waren zwar positiv. Allerdings waren die untersuchten Cannabis-Patienten mit chronischen Schmerzen erfahrene Cannabis-Konsumenten. Bezüglich Wirkung und Sicherheit bei neuen Cannabis-Konsumenten konnten die Forscher keine Rückschlüsse ziehen.
Medizinisches Cannabis in Benchmark-Studie bezüglich Nebenwirkungen sicher
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei den sorgfältig überwachten Patienten mit chronischen Schmerzen, die medizinisches Cannabis zur Therapie einsetzen, keine schweren Nebenwirkungen auftraten – im Vergleich zu Patienten, die kein medizinisches Cannabis eingesetzt hatten.
Diese Ergebnisse werden als Benchmark-Ergebnisse angesehen. Denn sie zeigen, welche Nebenwirkungen medizinisches Cannabis im Management chronischer Schmerzen mit sich bringen kann.
Es fanden sich keine Hinweise auf schädliche Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen. Andererseits konnte die Anwendung von medizinischem Cannabis die chronischen Schmerzen signifikant verbessern. Zudem hatten die Cannabis-Patienten eine bessere Stimmung und allgemein eine höhere Lebensqualität im Vergleich zur Kontrollgruppe.
„Dies ist das erste und größte durchgeführte Studie, mit welchen langfristigen Sicherheitsaspekten durch medizinisches Cannabis für Patienten mit chronischen Schmerzen zu rechnen ist“, sagte der Erstautor Dr. Ware, der Professor und Schmerz-Spezialist am Montreal General Hospital der McGill University Health ist. „Wir fanden heraus, dass medizinisches Cannabis – wenn es von in der Anwendung bereits erfahrenen Patienten im Rahmen eines überwachten Behandlungsprogramm eingesetzt wird, bei chronischen Schmerzen für den Zeitraum von einem Jahr ein angemessen gutes Sicherheitsprofil hat.“
Welche Vor- und Nachteile Medizinisches Cannabis hat
Im Rahmen der großen Studie Cannabis for the Management of Pain: Assessment of Safety Study (COMPASS) – dieses bereits seit über 10 Jahren laufende Studienprojekt wird vom kanadischen Institutes of Health Research (CIHR) finanziert, die bereits im Jahr 2004 gestartet worden war, begleiteten die Forscher nun wie erwähnt ein Jahr lang 215 erwachsene Patienten mit chronischen Nicht-Tumorschmerzen, die medizinisches Cannabis verwenden, und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe von 216 Patienten mit chronischen Schmerzen, die keine Cannabis-Konsumenten sind. An der Studie nahmen sieben kanadische Schmerz-Zentren teil: in Fredericton, Halifax, London, Montreal (zwei Standorte), Toronto und Vancouver.
Prof. Ware, der auch Forscher aus dem Brain Repair and Integrative Neuroscience Program an der RI-MUHC ist, entdeckte auch keine negativen kognitiven Anzeichen bei den Konsumenten, die medizinisches Cannabis einsetzten: „Wir haben keine Hinweise auf schädliche Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen entdeckt, andererseits kam es zu einer signifikanten Verbesserung bei den chronischen Schmerzen, zu einer besseren Stimmung und allgemein höheren Lebensqualität im Vergleich zur Kontrollgruppe.“
Die kanadischen Forscher entdeckten im Vergleich zur Kontrollgruppe allerdings auch – wenngleich nicht-schwerwiegende – Nebenwirkungen bei den Patienten, die medizinisches Cannabis nahmen. Das waren Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Schläfrigkeit sowie Erkrankungen der Atemwege assoziiert mit Rauchen.
Die Ergebnisse sind nicht allgemein gültig. Sie sind aussagekräftig für Patienten mit chronischen Schmerzen, die bereits Erfahrung mit der Anwendung von medizinischem Cannabis haben.
„Es ist wichtig, die Aussagekraft und Grenzen der Studie zu erkennen“, ergänzt Dr. Ware abschließend. „Die Patienten waren nicht randomisiert, sondern brachten sich selbst in die Studie ein. Sie waren auch bereits erfahrene Cannabis-Konsumenten. Was wir sehen konnten, ist als, dass medizinisches Cannabis ein relativ sicheres Mittel für jene Menschen darstellt, die zuvor bereits Erfahrung mit Cannabis gemacht hatten. Wir können aber keine Rückschlüsse auf die Sicherheit neuer Cannabis-Konsumenten ziehen.“
Literatur:
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Romero-Sandoval EA, Kolano AL, Alvarado-Vázquez PA. Cannabis and Cannabinoids for Chronic Pain. Curr Rheumatol Rep. 2017 Oct 5;19(11):67. doi: 10.1007/s11926-017-0693-1. PMID: 28983880.
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Ware MA, Doyle CR, Woods R, Lynch ME, Clark AJ. Cannabis use for chronic non-cancer pain: results of a prospective survey. Pain. 2003 Mar;102(1-2):211-6. doi: 10.1016/s0304-3959(02)00400-1. PMID: 12620613.
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