Donnerstag, April 25, 2024

Lemon Haze und Co – hybride Cannabissorten in der Medizin

In Österreich ist Cannabis seit 2015 zur therapeutischen Behandlung diverser Krankheitsbilder verschreibungsfähig. Den betreffenden Medikamenten liegen dabei verschiedene Cannabissorten zugrunde. Daher ist die Medikation für die behandelnden Ärzte keine leichte Aufgabe, ist es den Züchtern in den letzten Jahren doch gelungen ist, immer potentere Sorten zu kreieren.

 

Große Vielfalt an Cannabissorten

So gibt es inzwischen unzählige verschiedene Gewächse, welche alle auf 2 Urformen zurückgehen: Cannabis Sativa gilt als belebend und soll die Kreativität fördern. Dagegen zeichnet sich die Cannabis Indica durch eine beruhigende, sedative Wirkung aus. Darum wird empfohlen, Indica-dominierte Arten eher am Abend einzunehmen, wenn das Tagwerk getan und eine ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit nicht mehr gefragt ist.

Sowohl in der Medizin als auch im Freizeitgebrauch, der derzeit aufgrund des Suchtmittelgesetzes (SMG) noch stark eingeschränkt ist, kommen in der Regel Hybride zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Mischformen, die eine große Auswahl an Behandlungsformen zulassen.

Die Pflanzen werden entweder wie die Sorte Joanne’s CBD auf einen hohen CBD-Gehalt getrimmt, der entspannende Wirkungen freisetzen könnte. Oder sie enthalten einen überdimensional hohen Gehalt an THC, wie ihn etwa die beliebte Sorte Lemon Haze (https://www.zativo.de/zativo-seeds/lemon-haze) mit sich bringt. Bei THC werden schmerzlindernde Eigenschaften vermutet.

 

THC versus CBD

Cannabis (Hanf) enthält mehr als hundert verschiedene Wirkstoffe (Cannabinoide). Diese werden mittels aufwendiger Extraktionsverfahren aus den Blüten der weiblichen Pflanze gewonnen. Die bekanntesten sind wohl THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC werden berauschende, psychoaktive Effekte zugesprochen. Das Cannabinoid ist der Grund dafür, dass die Hanfpflanze in Österreich für den Freizeitgebrauch limitiert ist.

CBD dagegen glänzt laut zahlreichen Erfahrungsberichten aufgrund seiner möglichen entspannenden, krampflösenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Der Wirkstoff löst keinen Rausch aus und kann in isolierter Form völlig legal erworben werden. Die Medizin macht sich nun die verschiedenen Sorten mit den unterschiedlichen Anteilen des jeweiligen Cannabinoids zunutze, um die Symptome diverser Krankheiten abzumildern. Hauptsächlicher Anwendungsbereich ist dabei die Schmerztherapie.

 

Diverse Cannabis-Profile

Bei der therapeutischen Anwendung kommen folgende Cannabinoid-Profile zur Geltung:

●      THC-dominierte Sorten

●      CBD-dominierte Sorten

●      ausgewogene Sorten, bei denen beide Cannabinoide im Verhältnis 1:1 vorkommen

 

Die Qual der Wahl bei der Suche nach der richtigen medizinischen Cannabissorte

Aufgrund der Sortenvielfalt lässt sich die “beste” Cannabissorte nicht pauschal ermitteln. Die große Auswahl an therapeutisch nutzbaren Cannabisblüten bietet die Möglichkeit, eine Behandlung ganz spezifisch auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten zuzuschneiden. Letztlich unterliegt die Entscheidung aber ausschließlich der Obhut des behandelnden Arztes.

 

Warum sich Ärzte noch zurückhalten

Noch greifen wenige Ärzte auf die Möglichkeit zurück, mit der Verschreibung von medizinischem Cannabis die Leiden ihrer Patienten erträglich zu gestalten. Dies hat mehrere Gründe. Zu nennen ist die Gewohnheit, Cannabis erst dann als Behandlungsmaßnahme ins Auge zu fassen, wenn die Schulmedizin versagt hat. Das bedeutet, dass am Patienten erst alle herkömmlichen Behandlungsmöglichkeiten durchprobiert werden, bevor Cannabis zur Anwendung kommt.

Cannabis ist als medizinische Lösung ein sehr moderner Ansatz, der zudem überaus komplex daherkommt. Die meisten Apotheker und heute praktizierenden Ärzte haben im Studium nichts über die Potenziale von Hanf erfahren. Um mitten in der Karriere entsprechende Fortbildungskurse zu belegen, fehlen oft Ansporn und Wille. Wird eine Diagnose festgestellt, kann einfach im Computer nachgesehen werden, welche allgemein gültige Behandlungsmethode präsent ist. Es wird sich auf vorgefertigte und zeitsparende Abläufe verlassen.

 

Beispiele von Cannabissorten und deren medizinische Anwendung

Cannabis kann in Österreich sowohl in Form von Fertigarzneien (Sativex, Dronabinol) als auch als Cannabisextrakt verabreicht werden. Wobei an dieser Stelle angemerkt werden muss, dass mit der Verschreibung von Cannabis keine Krankheiten geheilt werden, sondern vielmehr die Hoffnung besteht, Symptome auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Sativa-lastige Blütenextrakte wie Lemon Haze, Ghost Train Haze oder DeLaHaze eignen sich in der Regel dazu, gegen chronische Schmerzen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit verschrieben zu werden.

Cannabissorten mit einem hohen Indica-Anteil in der Genetik wie Hindu Kush, Pink Kush oder Island Sweet Skunk werden empfohlen, wenn die Patienten an Schlafstörungen, starken Schmerzen und Angstzuständen leiden.


Literatur:

Pisanti S, Bifulco M. Medical Cannabis: A plurimillennial history of an evergreen. J Cell Physiol. 2019 Jun;234(6):8342-8351. doi: 10.1002/jcp.27725. Epub 2018 Nov 11. PMID: 30417354.

Amin MR, Ali DW. Pharmacology of Medical Cannabis. Adv Exp Med Biol. 2019;1162:151-165. doi: 10.1007/978-3-030-21737-2_8. PMID: 31332738.

Ebbert JO, Scharf EL, Hurt RT. Medical Cannabis. Mayo Clin Proc. 2018 Dec;93(12):1842-1847. doi: 10.1016/j.mayocp.2018.09.005. PMID: 30522595.

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