Donnerstag, März 28, 2024

Lungenentzündung (Pneumonie) kann tödlich sein

Eine bakterielle Lungenentzündung, Pneumonie, sowie die virale Covid-19-Pneumonie sind sehr häufige, ernste Erkrankungen, die bekantlich tödlich enden können.

Millionen Menschen erkranken in unseren Breiten jährlich an einer häufig bakteriellen Lungenentzündung, bei etwa jedem zehnten betroffenen Patienten kann diese auch tödlich sein. Doch auch wer eine Lungenentzündung, die bakterielle Pneumonie sowie auch die virale Covid-19-Pneumonie, übersteht, hat oft mit langfristigen Folgen zu kämpfen. Und zwar kann es dadurch vor allem bei alten Patienten zu kognitiven Einschränkungen kommen. Außerdem kann die Lungenentzündung auch das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen.

 

Coronavirus-COVID-19-Pneumonie

Die Coronavirus-Krankheit COVID-19 ist eine infektiöse Virus-Pneumonie, die durch das neuartige SARS-Cov-2-Virus der Familie der Coronaviridae verursacht wird und ab Ende 2019, Anfang 2020 eine weltweite Pandemie ausgelöst hat. Vor allem bei Menschen mit zugrunde liegenden Herz-Kreislauf-Problemen, Diabetes und anderen immungeschwächten Krankheiten kann es zu schweren Verläufen kommen, in vielen Fällen ist die COVID-19-Pneumonie tödlich.

Wenngleich man in der Zwischenzeit über zahlreiche andere Symptome und Organschäden sowie Beeinträchtigungen der Blutgerinnung berichtet hat, so steht dennoch weiterhin das respiratorische System im Vordergrund der Infektion.

Antibitoika helfen natürlich gegen Viren nicht. Wobei auch immer die Gefahr besteht, dass eine Superinfektion mit Viren und Bakterien auftritt.

 

Wirksamkeit der Antibiotika bei bakterieller Lungenentzündung geht zurück

Im Grunde genommen zeigten britische Forscher bereits vor langer Zeit, nämlich im alten Jahrtausend (1938), in einer klinischen, Plazebo-kontrollierten Studie, wie wirksam die Anwendung von Antibiotika in der Behandlung von Lungenentzündungen ist. Denn schon damals fand man heraus, dass ohne Antibiotika-Therapie bei 27 Prozent der Patienten mit Lungenentzündung die Erkrankung tödlich verlief. Während bei Antibiotika-Gabe hingegen nur acht Prozent an der Lungenentzündung starben.

Jedoch ist seit der Einführung von Antibiotika in der Pneumonie-Behandlung vor 70 Jahren die Sterblichkeit bei schwerer Lungenentzündung nicht weiter zurückgegangen. Heute ist sogar diese Quote durch die Resistenzentwicklung von Erregern sowohl bei ambulant, aber vor allem auch bei stationär (im Spital) erworbenen Lungenentzündungen gefährdet. Äußerst nachteilig ist es hierzu auch, dass die Entwicklung neuer wirksamer antibiotischer Substanzen weltweit stagniert.

Eine wirksame vorbeugende Maßnahme stellt schließlich die Pneumokokken-Impfung dar. Hierzu könnten vor allem Hausärzte eine Schlüsselrolle einnehmen. Denn sie könnten mehr ihrer Patienten ab 50 über die Pneumokokken-Impfung und deren vorbeugenden Schutz aufmerksam machen.

 

Lungenentzündung bei sieben Prozent der Weltbevölkerung, bei 4 Millionen ist eine Pneumonie jährlich tödlich

Im Grunde genommen sind weltweit jährlich etwa 450 Millionen Menschen von Lungenentzündungen betroffen. Wobei das etwa sieben Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Geschätzte 4 Millionen Menschen versterben pro Jahr daran, wodurch Lungenentzündung zu den weltweit führenden Todesursachen zählt.

In Europa müssen jährlich zwei bis zwölf Personen pro 1000 Einwohner mit Lungenentzündung ins Spital. Die häufigsten Krankheitserreger sind Pneumokokken wobei diese grampositive Bakterien auch andere schwere Infektionen verursachen können.

 

Die ambulant erworbene Lungenentzündung, Pneumonie, kann tödlich sein

Schließlich kann die ambulant erworbene Lungenentzündung (community acquired pneumonia) ebenfalls tödlich sein. Diese Pneumonie ist heute die häufigste Todesursache bei Infektionen in Europa und den USA. Im Grunde genommen kann man allerdings eine ambulant erworbene Pneumonie wirksam mit Antibiotika behandeln, da Bakterien schuld an der Erkrankung sind. Dennoch liegt die Sterblichkeit bei ein bis zwei Prozent.

 

Lungenentzündung mit höherem längerfristigen Sterberisiko und langfristige Beeinträchtigungen

Eine durchgemachte Lungenentzündung kann auch zu einem längerfristigen Sterberisiko führen. Denn die Pneumonie verursacht entzündlich Prozesse. Die zum Beispiel können wiederum die Gefäße und andere Organe belasten. Gerade bei älteren Menschen, die ohnehin oft Vor-Erkrankungen haben, kann das mittel- und langfristig sehr gefährlich sein.

Eine niederländische Studie fand beispielsweise eine um ein Drittel höheres Sterblichkeit bei ehemaligen Lungenentzündung-Patienten im Vergleich zur Normalbevölkerung innerhalb von sieben Jahren. In einer amerikanischen Studie starben etwa 50 Prozent der älteren Pneumonie-Patienten innerhalb von fünf Jahren.

 

Komplikationen

Möglichen Komplikationen von Lungenentzündungen sind beispielsweise septischer Schock, Lungenabszesse und sogar Atemstillstand. Langfristige Auswirkungen können manchmal dauerhafte funktionelle und kognitive Einschränkungen sein.

Zudem weisen weitere Studien auch darauf hin, dass Lungenentzündung-Patienten, die vor ihrem Krankenhausaufenthalt keine Beeinträchtigungen aufwiesen, nach einer stationären Behandlung häufiger Probleme mit Aktivitäten des täglichen Lebens hatten. Und zwar verglichen mit stationären Herzinfarkt-Patienten.


Literatur:

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Quelle: S3 Leitlinie Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie sowie Prävention

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