Dienstag, April 16, 2024

Pneumokokken-Pneumonie: Therapie mit Antibiotika

In 60% der Erkrankungsfälle mit ambulant erworbener Lungenentzündung handelt es sich um eine Pneumokokken-Pneumonie, die eine Antibiotika-Therapie erfordert.

Atemwegsinfektionen wie die akute und chronische Bronchitis sowie die ambulant erworbene Lungenentzündung – hier vor allem die Pneumokokken-Pneumonie – gehören allgemein zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Letztere wird vor allem durch Streptokokken-Pneumokokken ausgelöst. Atemwegsinfektionen wie Pneumokokken-Pneumonie sind auch jene Erkrankungen, die in der Therapie den höchsten Antibiotika-Verbrauch aufweisen. Übrigens sind die Pneumokokken grampositive Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae. Auch hierzu spielt die weltweite Pandemie mit der Coronavirus-Krankheit COVID-19, die durch das schwere akute respiratorische Syndrom Coronavirus 2 – SARS-CoV-2 – verursacht wird, eine wichtige Rolle. Denn wie bei anderen Infektionen mit Atemwegsviren wurden auch bei COVID-19 bakterielle Superinfektionen und Koinfektionen berichtet. Unter dem Strich ist ja die Streptokokken-Pneumonie eine der häufigsten Ursachen für ambulant erworbene Pneumonie. Die Identifizierung von bakteriellen Superinfektionen und Koinfektionen bei Patienten mit COVID-19-Infektion kann aufgrund überlappender Darstellungen allerdings schwierig sein. Das kann sich wiederum negativ auf das Management der Corona-Patienten auswirken.



 

Pneumokokken-Pneumonie vorbeugen

Im Grunde genommen fordern viel Experten eine universelle Immunisierung im Kindesalter mit einem konjugierten Pneumokokken-Impfstoff. Alle Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Pneumokokkeninfektion besteht, wie ältere Menschen über 65 Jahre, Patienten mit zugrunde liegender Lungenerkrankung, Alkoholiker mit chronischen Nieren- und Lebererkrankungen, die sich einer Splenektomie unterziehen oder eine funktionelle Asplenie haben, sollten die Pneumokokken-Impfung bekommen.

Weiter konnten Forschungen feststellen, dass das Zigarettenrauchen das Risiko einer Pneumokokken-Infektion bei ansonsten gesunden Menschen erhöht. Daher sollte auch die Raucherentwöhnung gefördert werden. Eine gute Ernährung, eine gesunde Umwelt und die Vermeidung von Kindertagesstätten verringern ebenfalls die Häufigkeit eine Pneumokokken-Infektion.

 

Antibiotika-resistente Pneumokokken

Resistente Bakterien treten immer häufiger auf. Schuld daran sind nicht zuletzt sinnlose, unnötige Antibiotika-Verschreibungen, die bei Virusinfektionen keine Wirksamkeit zeigen. Wobei Antibiotika-resistente Pneumokokken-Laborstämme schon vier Jahre nach Einführung von Penicillin G im Jahre 1941 bekannt waren.

 

Streptococcus pneumoniae häufigster Erreger

Die Lungenentzündung verursacht durch Pneumokokken und die ambulant erworbene Pneumonie allgemein sind trotz aller Fortschritte in der Therapie von Infektionskrankheiten die wichtigsten Infektionen in der westlichen Welt mit zahlreichen Todesfällen. Der wichtigste Krankheitserreger ist Streptococcus pneumoniae.

Die ambulant erworbene Pneumonie wird aber auch durch Entero­bakterien, Mycoplasma pneumoniae und  Chlamydophilia pneumoniae verursacht. Wobei diese Atemwegsinfektionen meist harmlos verlaufen. Legionellen hingegen können schwere Pneumonien verursachen.

Wobei man Legionella pneumophila mit einem einfachen und schnellen etwa 15-minütigem Nachweises des spezifischen Harnantigens nachweisen kann.



 

Antibiotika bei Pneumokokken-Pneumonie

Im Gegensatz zur Pneumokokken-Meningitis kann man jede Pneumokokken-Pneumonie mit einem hochdosierten Penicillin G oder Cephalosporin III behandeln. Die Antibiotika Makrolide und Chinolone sind bei Pneumokokken-Pneumonie allerdings oft nicht wirksam.

Makrolid-resistente Pneumokokken treten jedenfalls in unseren Breiten in etwa 10% der Fälle auf. Hingegen kommen Chinolon-resistente Pneumokokken in knapp 2% der Erkrankungsfälle vor.

Ciprofloxacin ist per se für die antibiotische Behandlung einer Pneumokokken-Pneumonie nicht geeignet, da die antimikrobielle Aktivität zu gering ist und mit Therapieversagern gerechnet werden muss.

Jedenfalls gelten Betalaktam-Antibiotika als Mittel der Wahl bei der ambulant erworbenen Pneumokokken-Pneumonie.

Für die Therapie der Legionellen-Pneumonie werden moderne Chinolone empfohlen, Makrolide werden bei Mycoplasma pneumoniae eingesetzt, Doxycyclin ist allgemein die günstigste antibiotische Therapie. Nach wie vor beträgt die Therapiedauer 7 bis 10 Tage, Experten präferieren heut aber kürzere Therapiezeiten.

In bis zu 60% der Erkrankungsfälle ist die ambulant erworbene Pneumonie eine Pneumokokken-Pneumonie, bei der Betalaktam-Antibiotika als Antibiotika der Wahl zur Anwendung kommen. Moderne Chinolone bieten hier eine Behandlungsmöglichkeit bei Betalaktam-resistenten Pneumokokken.



 

Superinfektionen mit bakterieller Pneumonie und Covid 19

Im Grunde genommen leiden COVID-19-Patienten neben Geschmack- und Geruchsverlust häufig vor allem an Fieber, Husten, Halsschmerzen sowie Atemnot. Wobei es auch sehr viele asymptomatische Infektionen gibt.

Bakterielle Infektionen wurden im Zusammenhang mit viralen Atemwegsinfektionen, einschließlich Influenza, SARS und dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS), gut beschrieben. Die bakterielle Infektion wird in Koinfektionen unterteilt, die in der Anfangsphase einer Virusinfektion oder einer sekundären bakteriellen Infektion während der Erholungsphase auftreten.

Unter dem Strich haben Ärzte als häufige Komplikation einer COVID-19-Infektion sekundäre bakterielle Infektionen gemeldet. In einer Metaanalyse von Langford et al. wurde bei 3,5% der Patienten über eine bakterielle Koinfektion und bei 14,3% der Patienten mit COVID-19 über eine Sekundärinfektion berichtet [ 3 ]. Sekundäre bakterielle Infektionen treten auch häufig bei beatmeten Patienten auf – ähnlich wie bei einer im Krankenhaus erworbenen Lungenentzündung.

Die Diagnose von sekundären bakteriellen Infektionen und Koinfektionen kann schwierig sein. Bei Patienten mit gleichzeitigen Virusinfektionen, insbesondere bei COVID-19-Patienten, kann eine Verschlechterung des Atemstatus des Patienten ein Zeichen für das Fortschreiten der COVID-19- oder einer Pneumokokken-Pneumonie sein.

Zusätzliche Befunde, die die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Infektion erhöhen und auf eine empirische Antibiotikatherapie hinweisen, bevor Kulturergebnisse erhalten werden, umfassen neue Leukozytose, insbesondere neutrophile Leukozytose, neues Fieber und eine Verschlechterung des Atemversagens.

Die Behandlung der Pneumokokken-Pneumonie erfolgt mit Antibiotika. Eine frühzeitige Diagnose einer Koinfektion ist erforderlich. Zukünftige Studien zur gleichzeitigen bakteriellen Infektion bei COVID-19 sind erforderlich, insbesondere zur zeitlichen Beziehung der bakteriellen Infektion zum vorgestellten Patienten sowie zur genauen Diagnose. Es gibt dazu einige Berichte über Patienten hatte mit einer wahrscheinlichen Koinfektion einer Pneumokokken-Pneumonie zusammen mit einer frühen COVID-19-Infektion.  Trotz Behandlung der Pneumokokken-Pneumonie entwickelte sich COVID-19 weiter, oft bishin zu Atemversagen und zum Tod.




Literatur:

Elkattawy S, Alyacoub R, Mowafy A, Younes I, Remolina C. Unfortunate Outcomes in Patients With SARS-CoV-2 Superimposed on Pneumococcal Pneumonia. Cureus. 2020 Oct 14;12(10):e10939. doi: 10.7759/cureus.10939. PMID: 33194501; PMCID: PMC7660127.

Christopher F. Dion; John V. Ashurst. Streptococcus Pneumoniae. StatPearls [Internet]. Last Update: August 10, 2020.

Musher DM, Abers MS, Bartlett JG. Evolving Understanding of the Causes of Pneumonia in Adults, With Special Attention to the Role of Pneumococcus. Clin Infect Dis. 2017 Oct 30;65(10):1736-1744. doi: 10.1093/cid/cix549.

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