Sonntag, März 17, 2024

Effekte von Resveratrol auf das Gehirn und die Nerven

Resveratrol bringt dem Gehirn zahlreiche positive Effekte. Der Pflanzenstoff erhöht die Langlebigkeit, verzögert die Alterung und soll auch gegen Alzheimer Demenz helfen.

Im Grunde genommen können im Körper auch Abfallprodukte, die bei der Arbeit der Zellkraftwerke, den Mitochondrien, entstehen und sauerstoffhaltig sind, Schäden verursachen. Denn eine zu große Menge dieser Abfallstoffe können die Zellen überfordern und in Stress versetzen. Man spricht hierzu von oxidativen Stress. Dabei kann Sauerstoff auch andere Substanzen im Körper oxidieren. Die beginnen dann im Prinzip zu rosten. Dieser zerstörerischen Kraft des Sauerstoffs können die Antioxidantien entgegenwirken. Diese chemischen Verbindungen, die die Oxidation anderer Substanzen verlangsamen oder sogar verhindern können, entfalten vor allem auch eine schützende Wirkung für die Nerven, aber auch für andere Körperzellen. Zahlreiche Studien haben hierzu das bekannte Antioxidans Resveratrol – beispielsweise aus Rotwein – und seine positiven Effekte auf Gehirn und Nerven untersucht.

 

Den Alterungsprozess verzögern

In diesem Sinne bringt man das Resveratrol schon länger mit einem längeren Leben sowie einem verzögerten Beginn des merkbaren Alterungsprozesses in Verbindung. Dabei scheint das Antioxidans ähnlich gut zu wirken wie eine ‚kalorische Restriktion‘. Sprich einer verringerten Aufnahme von Kalorien mittels Diät. Verschiedene Studien beschreiben jedenfalls die positiven Auswirkungen von Polyphenolen wie Resveratrol auf die Prävention der Veränderungen, die während des Alterns im Gehirn auftreten.


Neue Erkenntnis: Resveratrol bei Osteoporose bei Männern

Zu den vielen positiven Wirkungen, die man Resveratrol zuspricht, gesellt sich nun auch ein förderlicher Effekt von Resveratrol bei Osteoporose dazu. © Aimee M Lee / shutterstock.com
Zu den vielen positiven Wirkungen, die man Resveratrol zuspricht, gesellt sich nun auch ein förderlicher Effekt von Resveratrol bei Osteoporose dazu. © Aimee M Lee / shutterstock.com

Resveratrol unterstützt bei Männern mit Osteoporose den Knochenaubau, wenn die Betroffenen zudem an einem metabolischem Syndrom leiden. Mehr dazu siehe https://medmix.at/neue-erkenntnis-resveratrol-bei-osteoporose-bei-maennern/


Einfluss von Resveratrol auf die Bildung von Plaques im Gehirn

Bekanntermaßen können die Plaques aus Beta-Amyloid im Gehirn die Nerven schädigen. Diese Ablagerungen besonderer Eiweiße sollen vor allem bei der Entstehung von Alzheimer Demenz maßgeblich beteiligt sein. In einer Studie versuchten Forscher beispielsweise den Effekt von Resveratrol bei Mäusen sowohl auf die Bildung von Plaque als auch auf die Menge an Sauerstoffabfällen im Gehirn zu untersuchen.

Dazu wurden spezielle Mäuse, die deutlich mehr Alzheimer-Plaque ausbilden als eine normale Maus, entweder 45 Tage lang mit der täglichen Menge an Resveratrol gefüttert, die in einer früheren Studie lebensverlängernd gewirkt hatte. Oder sie erhielten eine Resveratrol-freie Standardnahrung. Die Auswirkungen auf Plaques und Antioxidantien wurden in verschiedenen Gehirnregionen getrennt überprüft. Die Studie fand, dass tatsächlich weniger Gehirnablagerungen bei den Resveratrol-Mäusen zu finden waren. Und zwar eben verglichen mit den Mäusen mit der einfachen Ernährung.

Aggressive Sauerstoffabfälle, Anzeichen für den oxidativen Stress, waren gleichermaßen bei beiden Mausgruppen zu finden. Hierbei hatte das Resveratrol also offenbar keinen Effekt gehabt. Interessanterweise war auch die Menge an Resveratrol im Gehirn geringer als die Wissenschaftler erwartet hatten – sie vermuteten, dass die Substanz beispielsweise durch die Verdauung umgebaut wird und dadurch nicht als Antioxidans gegen die Sauerstoffabfälle wirkt, sondern nur auf anderem Wege die Nervenzellen unterstützen kann.

Auf jeden Fall unterstützt diese Mausstudie die Schutzfunktion, die das Resveratrol ausüben kann. Diese Studie war selbstverständlich noch recht weit von der klassischen Medikamentenforschung zur Behandlung einer Alzheimer-Demenz entfernt. Eine Maus ist schließlich kein Mensch.

 

Resveratrol als Nanoteilchen

Im Grunde genommen sind die positiven, gesundheitlichen Effekte von Resveratrol nicht neu. Zu finden ist es beispielsweise in Rotwein, oder auch alkoholfrei in roten Trauben, Erdnüssen, Sojabohnen oder auch Granatäpfeln. Resveratrol zu essen, trinken oder sogar zu injizieren hat aber, wie auch die Mausstudie zeigte, geringere Effekte. Denn der Körper baut die Substanz rasch ab und wandelt sie um.


Vorbeugend Resveratrol gegen Krebs anwenden

Studie bestätigt Wirkung von Resveratrol gegen Krebs. © Zerbor / shutterstock.com
Studie bestätigt Wirkung von Resveratrol gegen Krebs. © Zerbor / shutterstock.com

Speziell in niedriger Dosis zeigt Resveratrol gegen Krebs Wirkung. Der Inhaltsstoff aus roten Trauben kann außerdem vor allem auch Darmkrebs vorbeugen helfen. Mehr dazu unter https://medmix.at/vorbeugend-resveratrol-gegen-krebs-anwenden/


Eine rezente Studie hat unlängst eine andere Darreichungsform für Resveratrol entwickelt und getestet. Die Forscher der Universität von Porto in Portugal entwickelten winzige Nanoteilchen (solid lipid nanoparticles), die an einen speziellen Eiweißstoff gebunden das Traubenextrakt ins Gehirn transportieren können.

In ersten Studien mit Zellen, die den menschlichen Gehirnzellen ähnlich sind, fanden die Wissenschaftler, dass das Resveratrol deutlich besser mit den neuen Transportern in den Zellen ankam. Schlechter waren die Ergebnisse, wenn man Resveratrol alleine zur Nährflüssigkeit der Zellen hinzufügte.

 

Die Resveratrol-Nanoteilchen unterstützten das Gehirn

Der Traubenextrakt hatte in den Zellen auch genau den Effekt, den man in einer älteren Studie im Mausmodell schon finden konnte. Die Ablagerung von Beta-Amyloid in den Plaques wurde vermindert. In nicht allzu langer Zeit wird uns also vielleicht der Traubenextrakt auch als Nano-Medikament zur Verhinderung der Plaquesbildung und damit eventuell für die Verzögerung der Alzheimer Demenz zur Verfügung stehen.

Resveratrol wird auch schon länger als Nahrungsergänzung angeboten. Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln gilt aber auch hier: erwarten Sie keine Wunderheilung. Sich gesund zu essen ist wohl nicht so einfach wie erhofft. Aber bei Anfängen einer Erkrankung der Alzheimer-Demenz kann eine Unterstützung durch Nahrungsergänzung, immer nach Absprache mit dem Arzt, wohl nicht schaden. Schließlich kann diese eventuell nicht nur bei Mäusen etwas helfen.


Französische Paradoxon: positive Effekte von Rotwein für Herz-Kreislauf

Je mehr man trinkt, desto höher ist die Chance, dass eine oder mehrere Zellen irreversible DNA Schäden ansammeln, die schlussendlich Krebs verursachen können. Resveratrol entfernt jene Zellen, mit den schwerwiegendsten Schäden. © Igor Normann / shutterstock.com
Je mehr man trinkt, desto höher ist die Chance, dass eine oder mehrere Zellen irreversible DNA Schäden ansammeln, die schlussendlich Krebs verursachen können. Resveratrol entfernt jene Zellen, mit den schwerwiegendsten Schäden. © Igor Normann / shutterstock.com

Das Französische Paradoxon beschreibt positive Effekte von Rotwein auf Herz und Kreislauf, verantwortlich dafür soll das Resveratrol sein. Mehr dazu unter https://medmix.at/rotweinkonsum-franzoesische-paradoxon/




Literatur:

Cai W, Sun B, Song C, Liu F, Wu Z, Liu Z. Resveratrol induces proliferation and differentiation of mouse pre-osteoblast MC3T3-E1 by promoting autophagy. BMC Complement Med Ther. 2023 Apr 14;23(1):121. doi: 10.1186/s12906-023-03943-8. PMID: 37060066; PMCID: PMC10103476.

Wang DK, Zheng HL, Zhou WS, Duan ZW, Jiang SD, Li B, Zheng XF, Jiang LS. Mitochondrial Dysfunction in Oxidative Stress-Mediated Intervertebral Disc Degeneration. Orthop Surg. 2022 Aug;14(8):1569-1582. doi: 10.1111/os.13302. Epub 2022 Jun 8. PMID: 35673928; PMCID: PMC9363752.

Zhou DD, Luo M, Huang SY, Saimaiti A, Shang A, Gan RY, Li HB. Effects and Mechanisms of Resveratrol on Aging and Age-Related Diseases. Oxid Med Cell Longev. 2021 Jul 11;2021:9932218. doi: 10.1155/2021/9932218. PMID: 34336123; PMCID: PMC8289612.

Jardim FR, de Rossi FT, Nascimento MX, da Silva Barros RG, Borges PA, Prescilio IC, de Oliveira MR. Resveratrol and Brain Mitochondria: a Review. Mol Neurobiol. 2018 Mar;55(3):2085-2101. doi: 10.1007/s12035-017-0448-z. Epub 2017 Mar 10. PMID: 28283884.

Sarubbo F, Esteban S, Miralles A, Moranta D. Effects of Resveratrol and other Polyphenols on Sirt1: Relevance to Brain Function During Aging. Curr Neuropharmacol. 2018 Jan 30;16(2):126-136. doi: 10.2174/1570159X15666170703113212. PMID: 28676015; PMCID: PMC5883375.

Noratiqah SB, Naina-Mohamed I, Zulfarina MS, Qodriyah HM. Natural Polyphenols in the Treatment of Alzheimer’s Disease. Curr Drug Targets. 2017 Mar 28. doi: 10.2174/1389450118666170328122527.

Sarubbo F, Moranta D, Asensio VJ, Miralles A, Esteban S. Effects of Resveratrol and Other Polyphenols on the Most Common Brain Age-Related Diseases. Curr Med Chem. 2017;24(38):4245-4266. doi: 10.2174/0929867324666170724102743. PMID: 28738770.

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