Aspekte zur Behandlung von Patienten mit diabetischer Nephropathie: kann man das Fortschreiten dieser ernsthaften Nierenerkrankung aufhalten?
Die diabetische Nephropathie kann im frühen Stadium aufgehalten, später nur mehr in der Progredienz verlangsamt werden. Im Stadium der Mikroalbuminurie ist sie reversibel. Allgemein kommt es bei der ernsthaften Erkrankung der Nieren zu bekannten Gefäßkomplikationen. Dazu zählen vor allem der Myokardinfarkt und Schlaganfall. Zudem treten aber auch die periphere arterielle Verschlusserkrankung, eine Retinopathie sowie eine Neuropathie oft auf.
Jedoch ist als Folgeerkrankung am wichtigsten die Niereninsuffizienz, die bei Erreichen einer Proteinurie rasch progredient ist und innerhalb weniger Jahre eine Nierenersatztherapie erforderlich macht. Weiters werden Gefäßkomplikationen und Neuropathie durch eine Niereninsuffizienz weiter aggraviert.
Diabetische Nephropathie behandeln
Neben einer guten Stoffwechseleinstellung und antihypertensiver Therapie sind ACE-Hemmer und AT-II-Antagonisten empfohlen, denn sie führen im besonderen Maße zu einer Senkung des intraglomerulären Drucks in den Nieren.
Bei ACE-Hemmern ist ein renoprotektiver Effekt mit Stabilisierung oder Rückgang des Ausmaßes der Mikroalbuminurie bei normotensiven Patienten sehr gut dokumentiert. Bei AT-II-Antagonsiten ist ein ähnlicher Effekt bei Normotension bis jetzt weniger klar nachgewiesen worden.
Grundsätzlich ist ein solcher jedoch wahrscheinlich, weil Studien bei Patienten mit leichter Hypertonie gleiche Ergebnisse wie bei ACE-Hemmern zeigen. Bei Blutdrucksenkung unter 120/75 mmHg scheint der Vorteil von ACE-Hemmern im Vergleich zu anderen Antihypertensiva zu verschwinden.
Die Frage der Verwendung von Statinen zur anti-inflammatorischen Therapie stellt sich in der Praxis nicht so häufig. Schließlich müssen Diabetiker ja ohnehin meistens Statine aufgrund ihrer Hyperlipidämie einnehmen.
Die Datenlage bezüglich eines anti-inflammatorischen Effekts und der Verminderung einer Progression der Niereninsuffizienz ist jedoch unklar. Denn bezüglich des Mechanismus der Renoprotektion kann schwer zwischen Lipidsenkung und anti-inflammatorischer Wirkung unterschieden werden.
Weitere Maßnahmen bei Diabetischer Nephropathie
Eine Proteinrestriktion, eine Eiweißbeschränkung, wirkt sich günstig auf die Progredienz aus. Vor allem sollten keine abnorm hohen Eiweißmengen über 1g/kg Körpergewicht pro Tag aufgenommen werden. Schließlich sollten NSAR sollten wie bei jeder Nierenerkrankung vermieden werden.
Thrombozytenaggregationshemmer haben bei der diabetischen Nephropathie im eigentlichen Sinn keine Bedeutung. Vorteile einer Peritonealdialyse sind geringere Überwässerungsprobleme, die bekanntlich negative Auswirkungen auf das Herz verursachen können. Grundsätzlich eignet sich die Peritonealdialyse speziell für Diabetiker.
Die 5-Jahresüberlebensrate von dialysepflichtigen Diabetikern beträgt allerdings nur 20–30%. Im Grunde genommen ist jedenfalls die allgemeine vaskuläre Situation der Patienten von großer Bedeutung,. Denn diese besteht ja bereits bei Dialysebeginn und verschlechtert sich durch die Dialyse noch weiter.
Schließlich gehören folgende Begleitmaßnahmen bei Nierenersatztherapie durchgeführt:
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Kontrolle der Flüssigkeitszufuhr, da Dialysepatienten zumeist keine Flüssigkeit über den Harn ausscheiden können,
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RR-Kontrolle,
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Beschränkung der Kaliumaufnahme (Hyperkaliämie) und der Phosphataufnahme (Verkalkungen),
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keine Eiweißbeschränkung im Dialysestadium,
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ASS individuell.
Literatur:
Lim AKh. Diabetic nephropathy – complications and treatment. Int J Nephrol Renovasc Dis. 2014 Oct 15;7:361-81. doi: 10.2147/IJNRD.S40172. PMID: 25342915; PMCID: PMC4206379.
Quellen:
Samsu N. Diabetic Nephropathy: Challenges in Pathogenesis, Diagnosis, and Treatment. Biomed Res Int. 2021 Jul 8;2021:1497449. doi: 10.1155/2021/1497449. PMID: 34307650; PMCID: PMC8285185.
Diabetische Nephropathie. Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Balcke im Interview. MEDMIX 1/2006