Samstag, September 14, 2024

Eine frühe neurologische Rehabilitation nach Schlaganfall verbessert die Heilungschancen

Durch eine frühe neurologische Rehabilitation nach Schlaganfall können sich schwere Lähmungen sowie Schluck- und Verständigungsstörungen stark zurückbilden.

Die große Mehrzahl der akuten Schlaganfallpatienten bekommt heute in unseren Breiten eine neurologische oder geriatrische Rehabilitation. Auch ältere Patienten oder multimorbide Patienten werden nach der Akutphase in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Wenig ist bisher jedoch darüber bekannt, wie wirkungsvoll eine frühe neurologische Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist. Welche positiven Heilungserfolge diese erzielt und welche Patientengruppen besonders davon profitieren.

 

Prognosefaktoren für die frühe neurologische Rehabilitation nach Schlaganfall

Ein neuer Prognosescore gibt Auskunft darüber, wann eine frühe neurologische Rehabilitation nach Schlaganfall besonders wirkungsvoll ist. Damit soll es leichter werden, die Frührehabilitation nach einem schweren Hirninfarkt zu planen. So könnte man gegebenenfalls auch die Heilungschancen für schwer betroffene Patienten verbessern.

 

Neurologische Frührehabilitation in der akuten stationären Versorgung

Selbst bei Menschen nach einem starken Schlaganfall können sich durch eine intensive frühe neurologische Rehabilitation schwere Lähmungen sowie Schluck- und Verständigungsstörungen stark zurückbilden.

In einer Studie zeigte sich, dass zu Beginn der im Durchschnitt drei bis sechs Wochen dauernden Frührehabilitationsbehandlung nur 5 Prozent der Patienten alleine gehfähig waren. Hingegen konnten am Ende der frühen neurologischen Rehabilitation immerhin 20 Prozent der Schlaganfall-Patienten alleine oder mit Hilfe gehen.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass 60 Prozent der im Durchschnitt 72 Jahre alten Patienten nach der Frührehabilitation in eine weiterführende Rehabilitationsklinik verlegt wurden.

Allerdings verdeutlichte die Untersuchung auch, dass bei zwei Drittel der Patienten infolge des Ereignisses während der frühen Rehabilitation Komplikationen – wie beispielsweise Infektionen oder Delir und Psychosen – auftraten.

Je mehr Komplikationen während der frühen neurologischen Rehabilitation auftraten, je älter die Patienten waren und je mehr Vorerkrankungen wie Vorhofflimmern und Diabetes mellitus vorlagen, desto geringer waren die Heilungserfolge nach einem Schlaganfall.

 

Prognosescore erstellt

Diese Studienergebnisse benutzten die Autoren, um einen Prognosescore zu erstellen, der hilft, frühzeitig eine Prognose abzugeben. Es zeigte sich auch, dass besonders alte oder weibliche Patienten tendenziell geringere Heilungschancen haben als junge, männliche Patienten. Auch Betroffene, die vor ihrem Schlaganfall bereits ein Vorhofflimmern hatten oder in Pflege waren, hatten eine schlechtere Prognose.

Für die Studie wurden von 818 Schlaganfall-Erkrankten Daten gesammelt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Patienten betrug 34 Tage. Sie waren während ihrer Behandlungszeit täglich mindestens 300 Minuten in Behandlung – mit Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie sowie therapeutischer Pflege.

Von den Patienten wurden zum einen Basisdaten wie ihr Alter und ihr Geschlecht, zum anderen Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Vorhofflimmern oder ein vorhergehender Schlaganfall erfasst. Außerdem wurden verschiedene Faktoren bei der Aufnahme und der Entlassung der Patienten dokumentiert und gegenübergestellt, wie beispielsweise Informationen zu Gedächtnisstörungen, zu Depressionen und zu Infektionen.

Anhand dieser Daten entwickelten die Schlaganfall-Experten dann den neuen Prognosescore. Dieser soll ein wertvolles Instrument für die frühe neurologische Rehabilitation nach einem schweren Schlaganfall und dessen Planung sein.


Literatur:

G. Seidel, L. Eggers, D. Kücken, E. Zukunft, R. Töpper, A. Majewski, K. Klose, C. Terborg, I. Klass, P. Wohlmuth, U. Debacher; Prognosefaktoren in der Frührehabilitation nach schwerem Schlaganfall. Aktuelle Neurologie 2016; 43: 541-547, Hrsg.: Georg Thieme Verlag


Quelle:

Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft

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