Freitag, April 26, 2024

Lösliche Ballaststoffe haben keine vorbeugende Wirkung gegen Diabetes Typ-1

Bei Kindern haben lösliche Ballaststoffe gegen Diabetes Typ 1 keine vorbeugende Wirkung, ergab ein Teilergebnis der TEDDY-Studie.

Im Grunde genommen zeigten unlängst Auswertungen der internationalen TEDDY-Studie – The Environmental Determinants of Diabetes in the Young –, dass lösliche Ballaststoffe keine vorbeugende Wirkung gegen Diabetes Typ 1 haben. Und zwar weder auf das Immunsystem noch auf das Mikrobiom. Die Suche nach Nahrungsbestandteile, die vor Erkrankung an Typ-1-Diabetes schützen, geht also abseits der Ballaststoffe weiter.

 

Fördert eine Ballaststoffe arme Ernährung die Autoimmunerkrankung Diabetes mellitus Typ 1?

Eine Ballaststoffe arme Ernährung gilt als ein möglicher Auslöser für Erkrankungen, die auf entzündliche Prozesse oder eine Autoimmunreaktion zurückgehen. Und zwar wie Dickdarmkrebs oder auch dem Reizdarmsyndrom. Ob im Umkehrschluss eine Ballaststoffe reiche Diät – insbesondere mit einem hohen Anteil an löslichen Ballaststoffen – die Autoimmunerkrankung Diabetes Typ 1 verhindern könnte, untersuchte die Forschung seit längerem.

Beispielsweise analysierten Wissenschaftler mehr als 17.600 Ernährungsprotokolle von über 3300 Kindern aus Deutschland und den USA, die an der TEDDY Studie teilnahmen. Die Ernährungsprotokolle wurden in regelmäßigen Abständen geführt, als die Kinder zwischen neun und 48 Monate alt waren.

Der Inselautoantikörper-Status der Kinder wurde alle drei Monate überprüft. Wenn ein oder mehrere Inselautoantikörper im Blut nachweisbar sind, spricht man von einer „Inselautoimmunität“. Bei mehreren Inselautoantikörpern entwickeln nahezu 100 Prozent der Betroffenen innerhalb von 20 Jahren einen Typ-1-Diabetes.

 

Wirken lösliche Ballaststoffe gegen Diabetes Typ 1 vorbeugend, schützen sie vor Inselautoimmunität?

Bei der Verdauung löslicher Ballaststoffe entstehen als Gärprodukte kurzkettige Fettsäuren, denen antientzündliche Eigenschaften zugeschrieben werden. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Ballaststoffe die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen. Die im Darm beheimateten Mikroorganismen wiederum interagieren mit dem Immunsystem.

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass sich das Mikrobiom von Personen mit Typ-1-Diabetes von dem gesunder Personen unterscheidet. Daher gingen die Münchner Diabetesforscher davon aus, dass lösliche Ballaststoffe gegen Diabetes durch reichliche Zufuhr in den ersten beiden Lebensjahren vor der Entstehung einer Inselautoimmunität schützen könnten. In diesem Lebensabschnitt treten die meisten Fälle von Inselautoimmunität auf.

 

Vorbeugende Wirkung nicht bestätigt

Die Vermutung, dass Ballaststoffe gegen Diabetes Typ 1 die Vorbeugung unterstützen, bestätigte sich allerdings nicht. Es konnte zu keinem Zeitpunkt im frühen Kindesalter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge von Ballaststoffe reicher Kost und einer späteren Inselautoimmunität beziehungsweise einem bereits manifesten Diabetes Typ 1 festgestellt werden.

Diese Erkenntnisse legen den Schluss nahe, dass eine ungenügende Zufuhr der Ballaststoffe keinen direkten Einfluss auf jene entzündliche Prozesse im Körper hat, die zu Typ-1-Diabetes führen. Deswegen ist die Forschung von Empfehlungen für Risikopersonen zur Ernährung – wie vorbeugend Ballaststoffe gegen Diabetes Typ-1-zu nehmen – derzeit noch weit entfernt. Möglicherweise könnten aber andere Bestandteile der Ernährung das Mikrobiom und die Entwicklung von Autoimmunität beeinflussen. Wegen der noch relativ kurzen Nachverfolgungszeit bei Teilnehmern der TEDDY Studie (im Mittel fünf Jahre) kann man jedenfalls langfristige Effekte nicht ausschliessen.


Literatur:

Liu X, Vehik K, Huang Y, Elding Larsson H, Toppari J, Ziegler AG, She JX, Rewers M, Hagopian WA, Akolkar B, Krischer JP; TEDDY Study Group. Distinct Growth Phases in Early Life Associated With the Risk of Type 1 Diabetes. The TEDDY Study. Diabetes Care. 2020 Mar;43(3):556-562. doi: 10.2337/dc19-1670. Epub 2020 Jan 2. PMID: 31896601; PMCID: PMC7035588.

Beyerlein A, Liu X, Uusitalo UM, Harsunen M, Norris JM, Foterek K, Virtanen SM, Rewers MJ, She JX, Simell O, Lernmark Å, Hagopian W, Akolkar B, Ziegler AG, Krischer JP, Hummel S; TEDDY study group. Dietary intake of soluble fiber and risk of islet autoimmunity by 5 y of age. Results from the TEDDY study. Am J Clin Nutr. 2015 Aug;102(2):345-52. doi: 10.3945/ajcn.115.108159. Epub 2015 Jul 8. PMID: 26156735; PMCID: PMC4515865.


Quelle: Institut für Diabetesforschung und der Forschergruppe Diabetes e. V., Helmholtz Zentrum München.

Related Articles

Aktuell

Vitamin D-Mangel bei chronischer Niereninsuffizienz

Die Behandlung von Vitamin D-Mangel spielt bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz eine bedeutende Rolle. Vitamin D-Mangel ist eine häufige Komplikation bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz,...
- Advertisement -

Latest Articles

Hülsenfrüchte liefern hochwertiges Eiweiß und qualitativ gute Fette

Hülsenfrüchte sind gesunde Energielieferanten und haben mit ihrem hochwertigen Eiweiß und guten Fetten einen großen Nutzen für die Ernährung. Hülsenfrüchte, einschließlich Linsen, Erbsen und Bohnen,...

Resilienz: die Kunst, psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, die uns auch ermöglicht, aus Krisen zu lernen und daraus gestärkt hervorzugehen. In einer idealen Welt wären wir vor Schicksalsschlägen,...

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...