Manche malignen Läsionen der Blase lassen sich durch die Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie besser nachweisen als mit Standard-Weißlicht-Zystoskopie alleine.
Ziel einer Harnblasen-Diagnostik ist es, präkanzeröse Läsionen und maligne Tumoren der Harnblase so früh wie möglich zu erkennen. Und dadurch lässt sich dann die optimale Therapie einleiten, um weitere Fortschritte bis hin zu lebensbedrohlicher Invasivität zu vermeiden. Mit der Blaulichtdiagnose kann bösartiges Gewebe deutlich erkannt werden. Und zwar kommt es bei dieser Diagnostik der Blase zum Einsatz des Kontrastmittels Hexaaminolävulinsäure mittels der Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie (Hexvix-Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie).
Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie der Blase mit Hexaaminolävulinsäure – Blaulicht-Blasenpiegelung
Mit der Standard-Zystoskopie unter Weißlicht können Tumoren übersehen werden und die Resektion inkomplett sein, was sich auch in hohen Rezidivraten (50–70%) widerspiegelt. Mit der Hexvix-Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie (Hexylaminolävulinat-Fluoreszenz-Zystoskopie) können mehr Tumoren in einem früheren Stadium erkannt, und so eine adäquate Therapie – eine komplette transurathrale Resektion (TUR), passende Chemo- oder BCG-Therapie – eingeleitet werden.
Es ist sinnvoll die Fluoreszenz-Zystoskopie in der Primärdiagnostik einzusetzen, beispielsweise bei einem kleinen papillären Tumor der Blase. Denn damit kann man vor Behandlungsbeginn die gesamte Blase inspizieren und somit weniger übersehen.
Akkumulation von Photo-Porphyrinen
Hexylaminolävulinsäure – selbst nicht fluoreszierend – induziert in malignen Geweben Fluoreszenz, die auf einer Akkumulation endogener photoaktiver Porphyrine (PAPs) basiert. Die lipophile Hexylaminolävulinsäure ist die Vorstufe der PAPs und wird durch Diffusion in die proliferierenden Zellen aufgenommen.
In der Zelle findet die enzymatische Konversion zu photoaktiven Porphyrinen (Zwischenprodukte der Hämsynthese) statt, die unter Blaulicht rot fluoreszieren. PAPs akkumulieren selektiv in Tumoren und nicht in normalem Urothel. Es entsteht ein starker farblicher Kontrast zwischen malignem und benignem Gewebe. Und das wiederum erleichtert schließlich das zystoskopische Auffinden relevanter Läsionen.
Falsch positive Ergebnisse
Bei tangentialer Beobachtung des Urothels, wie es beim Eintritt des Zystoskops in die Urethra oder bei Schleimhautfalten auftritt, wird eine falsch positive rosa Fluoreszenz sichtbar, die bei korrekter senkrechter Lage der Optik verschwindet.
Des Weiteren akkumulieren auch Entzündungszellen PAPs, weshalb eine Entzündung der Harnblase (z.B. im Anschluss an eine BCG-Therapie) falsche Ergebnisse hervorrufen kann.
Obwohl die Fluoreszenz dabei meist schwächer und diffuser, und daher vom Urologen gegenüber Neoplasien abgrenzbar ist, besteht das Risiko maligne Zellen zu übersehen.
Literatur:
Pietzak EJ. The Impact of Blue Light Cystoscopy on the Diagnosis and Treatment of Bladder Cancer. Curr Urol Rep. 2017 May;18(5):39. doi: 10.1007/s11934-017-0685-8.
Castle EP. Blue Light Cystoscopy Should be Used Routinely for Bladder Cancer Detection: Con. J Urol. 2016 Jun;195(6):1653-4. doi: 10.1016/j.juro.2016.03.074. Epub 2016 Mar 16.
Quelle: Die Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie mit Hexylaminolävulinsäure. MEDMIX 12 2006