Mittwoch, November 29, 2023

Prolaktinome: Symptome, Diagnose und Therapie

Obwohl Prolaktinome ziemlich häufig vorkommen, gibt es keine einheitliche Methode zur Therapie der damit verbundenen Symptome und der Krankheit selbst.

Prolaktinome sind die am häufigsten auftretenden Tumore in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), und sie machen etwa die Hälfte aller Fälle aus. Die meisten Menschen haben vielleicht noch nie von ihnen gehört. Aber sie sind wichtige Gesundheitsprobleme. Die Zahlen zeigen, dass Prolaktinome, die Symptome verursachen, relativ selten sind. Betroffen sind etwa 25 bis 63 Fälle pro 100.000 Menschen. Die jährliche Anzahl der neuen Fälle liegt zwischen 2 und 8,2 pro 100.000 Menschen. Diese Tumore treten hauptsächlich bei Frauen auf, und zwar in 80 bis 90 Prozent der Fälle.

 

Vorgehen bei der Therapie der Symptome der Prolaktinome

Obwohl Prolaktinome relativ häufig sind, gibt es keine einheitliche Vorgehensweise bei der Therapie der Symptome und der Erkrankung. Verschiedene Arten von Ärzten, wie Endokrinologen, Gynäkologen, Urologen, Neurochirurgen und Hausärzte, können an der Betreuung von Patienten mit Prolaktinomen beteiligt sein. In den letzten Jahren haben sich die diagnostischen und therapeutischen Ansätze jedoch ständig weiterentwickelt und sich zum Teil erheblich verändert.

Eine neue, umfassende Studie zeigt verschiedene Aspekte der Prolaktinome zu Symptome, Diagnose und Therapie auf. Darunter die Verbreitung der Prolaktinome, der Symptome, wie sie entstehen, wie sie diagnostiziert werden und wie die Therapie erfolgt.

Besonderes Augenmerk wird dabei auf die medikamentöse Therapie mit Dopaminagonisten gelegt. Denn diese sind eine weit verbreitete Methode zur Therapie der Prolaktinome. Außerdem werden spezielle Aspekte bei bestimmten Patientengruppen wie Schwangeren, Kindern und Jugendlichen, Menschen in den Wechseljahren und speziell bei Männern beleuchtet. Es werden auch spezielle Arten von Prolaktinomen besprochen, darunter zystische, gemischte und aggressive Varianten.

 

Drei besonders wichtige Aspekte von den insgesamt 137 Empfehlungen für die klinische Praxis

Es kommt erstens oft vor, dass Patienten mit leicht erhöhten Prolaktinwerten zum Arzt gehen, nachdem bei ihnen bereits die Diagnose eines Prolaktinoms gestellt wurde. Einige von ihnen haben möglicherweise auch bereits eine MRT-Untersuchung hinter sich.

Ein neues Konsensdokument soll einen hilfreichen diagnostischen Weg aufzeigen, um diese Situation zu klären. Zuerst wird versucht, andere mögliche Ursachen für erhöhte Prolaktinwerte auszuschließen. Dazu gehören Faktoren wie Stress während der Blutentnahme oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die die Wirkung von Dopamin beeinflussen. Darüber hinaus berücksichtigt der diagnostische Ansatz auch spezielle Laboruntersuchungen, wie die Untersuchung auf Makroprolaktinämie.

Viele Patienten mit stabilen Prolaktin-Spiegeln unter medikamentöser Therapie oder nach Operation werden zweitens dennoch, teils jährlich erneut im MRT untersucht. Hier stellt das Consensus-Statement klar, dass ein Wachstum des Adenoms bei stabilen Prolaktin-Spiegeln eine Rarität ist und eine Bildbebung nach Nachweis des Therapieansprechens im Verlauf nur bei typischen Lokalsymptomen oder Anstieg der Prolaktin-Spiegel notwendig ist.

Die Verfügbarkeit von Medikamenten, die auf Dopamin wirken, hat drittens dazu geführt, dass man immer weniger Menschen mit Prolaktinomen operieren muss. Im Laufe der Jahre konnte man jedoch festgestellen, dass es bei der langfristigen Anwendung dieser Medikamente einige Nebenwirkungen gibt. Wobei man über deren tatsächliche Bedeutung noch nicht endgültig entschieden hat. Dazu gehören Probleme wie Veränderungen an den Herzklappen und gelegentlich auftretende zwanghafte Verhaltensweisen.

 

In einem Konsensdokument werden zwei wichtige Punkte angesprochen

Erstens gibt es Kriterien, nach denen man versuchen kann, die medikamentöse Therapie vorübergehend abzusetzen, um zu sehen, ob der Tumor wieder aktiv wird.

Zweitens betonen die Experten, dass bei kleinen Prolaktinomen eine Operation eine gute Option sein kann. Insbesondere, wenn sie ein erfahrener Neurochirurg durchführt.

Bei kleinen Tumoren, die erfahrene Chirurgen behandeln, sind die Erfolgsraten hoch. Oft über 80 Prozent. Man sollte die Patienten über diese Möglichkeit informieren. Damit können sie eine fundierte Entscheidung treffen.

Letztendlich ist unser Ziel, eine Heilung zu erreichen, wobei wir den Erfolg und die Risiken abwägen. Bei kleinen Prolaktinomen kann eine Operation genauso effektiv wie eine langfristige medikamentöse Therapie sein. Die Knosp-Klassifikation des Tumors erlaubt es den Ärzten, die Erfolgsaussichten der Operation genauer einzuschätzen.


Literatur:

Petersenn S, Fleseriu M, Casanueva FF, Giustina A, Biermasz N, Biller BMK, Bronstein M, Chanson P, Fukuoka H, Gadelha M, Greenman Y, Gurnell M, Ho KKY, Honegger J, Ioachimescu AG, Kaiser UB, Karavitaki N, Katznelson L, Lodish M, Maiter D, Marcus HJ, McCormack A, Molitch M, Muir CA, Neggers S, Pereira AM, Pivonello R, Post K, Raverot G, Salvatori R, Samson SL, Shimon I, Spencer-Segal J, Vila G, Wass J, Melmed S. Diagnosis and management of prolactin-secreting pituitary adenomas. A Pituitary Society international Consensus Statement. Nat Rev Endocrinol. 2023 Sep 5. doi: 10.1038/s41574-023-00886-5. Epub ahead of print. PMID: 37670148.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V.

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