Forscher haben eine neue Behandlungschance für tödlichen Blutkrebs bei Kindern entdeckt. Der Wirkstoff Venetoclax ist Hoffnungsträger bei akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL).
Die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) weist mit moderner Chemotherapie gute Heilungschancen auf. Dennoch leidet ein kleiner Teil der Kinder an chemotherapieresistenten, noch nicht erfolgreich behandelbaren Leukämien. Dazu zählt ein Typ der Leukämie, der durch die Chromosomenanomalie -Translokation t(17;19) – gekennzeichnet ist. In der aktuellen Publikation von Nature Genetics zeigt ein breites europäisches Konsortium, unter Führung interdisziplinärer Labore in Düsseldorf, Heidelberg, Berlin, Kiel und Zürich neue molekulare Ziele für die Behandlung dieser Leukämieform und und weist erstmals beeindruckende Ansprechraten für diesen hochaggressiven Blutkrebs im Tiermodell nach.
In den Krebszellen führt der Austausch von Chromosomenstücken zwischen verschiedenen Chromosomen zur Bildung eines neuen, krebsspezifischen Proteins, das eine stark krebsfördernde Wirkung besitzt. Die Forscher entdeckten, dass dieses Protein die Krebserkrankung durch eine gesteigerte Bildung des bekannten Krebsproteins Bcl-2 in den Leukämiezellen der Patienten verursacht. Bcl-2 führt dort zu einer Resistenz der Krebszellen gegen chemotherapeutische Behandlung.
In Mäusen konnten die Forscher diesen Typ der Leukämie bereits erfolgreich mit dem Bcl-2 blockierenden Medikament „Venetoclax“ behandeln. Venetoclax wird bereits in klinischen Studien zur Behandlung anderer Formen von Blutkrebs getestet und könnte für Kinder mit einer t(17;19)-positiven Leukämie eine neue Behandlungschance darstellen.
Ermöglicht wurden diese Erkenntnisse durch die Zusammenarbeit von Molekular- und Zellbiologen, Bioinformatikern und Ärzten, die methodisch und analytisch die genetischen Analysen per Hochdurchsatzsequenzierung (Genom-, Exom-, Transkriptomsequenzierung) zur Identifizierung therapeutischer Zielstrukturen und in vivo-Modellen zur Testung von alternativen Therapien erreicht haben. Im Wesentlichen beteiligt waren: das Max-PIanck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin (Abteilung: Wirbeltier-Genomik, Prof. Dr. Marie-Laure Yaspo), das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg (Abteilung: Genom Biologie, Dr. Jan O. Korbel), die Universitäts-Kinderklinik in Zürich (Abteilung: Forschungszentrum für Pädiatrische Onkologie, PD Dr. Jean-Pierre Bourquin), die Medizinische Hochschule in Hannover (Abteilung: Hämatologie und Onkologie, Prof. Dr. Martin Stanulla) und die Christian Albrechts Universität in Kiel (Abteilung: Klinische Molekularbiologie, Prof. Dr. Andre Franke). Gefördert wurde das Verbundprojekt durch das Bundesamt für Strahlenschutz im Rahmen des Umweltforschungsprogramms des Bundesumweltministeriums sowie dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF).
Die Ergebnisse wurden soeben in der renommierten Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht: Advance Online Publication (AOP) auf der Nature Genetics‘ Website am 27. Juli 2015 ab 17.00 Uhr MEZ,, DOI: 10.1038/ng.3362).