Freitag, April 26, 2024

Nachweis einer Zika-Virus-Infektion mit neuem Test

Verlässlichen und schneller Nachweis von Zika-Virus: Ein neuer Test ermöglicht jetzt erstmals die eindeutige Diagnose einer durchgemachten Zika-Virus-Infektion.

Das Zikavirus sorgt seit einiger Zeit aufgrund seiner rasanten Ausbreitung in Süd- und Mittelamerika weltweit in den Medien für Aufsehen. Die Weltgesundheitsorganisation hat schnell reagiert und früh vor der Zika-Virus-Infektion gewarnt.



Forscher der Universitätsklinik Freiburg und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin konnten nun in einer aktuellen Untersuchung den Nutzen eines neuen, kommerziellen Bluttests auf Antikörper belegen. „Dieser Test erkennt Zikavirus-Antikörper zuverlässig und zeigt – im Gegensatz zu anderen Methoden – keine Kreuzreaktivität mit verwandten Viren“, erklärt GfV-Expertin Dr. med. Daniela Huzly, Leiterin der Diagnostik am Institut für Virologie der Universitätsklinik Freiburg.

 

Gefahr Mikrozephalie durch Zika-Virus-Infektion

Zika-Virus-Infektion in der Schwangerschaft kann die Gehirn- und Schädelentwicklung des Ungeborenen schwerwiegend stören, die sogenannte Mikrozephalie kann zu geistiger Behinderung und sogar zum Tod führen. Die Zika-Virus-Infektion ist derzeit nicht therapierbar ist. Bei etwa 20 Prozent entwickeln sich Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Gelenkschmerzen, Fieber, Bindehautentzündung und Hautausschlag. Eine Infektion verläuft in den meisten Fällen jedoch relativ mild, die Symptome klingen dann nach etwa sieben Tagen ab.

Reiserückkehrer, die Symptome einer Zika-Virus Infektion hatten, können sich darauf testen lassen, ob sie eine Infektion durchgemacht haben. Eine Behandlung der Infektion ist bislang nicht möglich. Bei Verdacht auf eine Zika-Virus-Infektion wird eine labordiagnostische Abklärung empfohlen, wobei nachträglich auch eine zurückliegende Infektion entdeckt werden kann.

 

Seit kurzem kommerziell Antikörper-Test verfügbar

Ein wichtiges diagnostisches Kriterium ist der Nachweis von Antikörpern im Blut, die gegen das Zika-Virus gerichtet sind. Doch bisher verfügbare Tests reagierten oft auch auf Antikörper gegen verwandte Viren, wie das von Zecken übertragene FSME-Virus oder eine entsprechende Schutzimpfung. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg konnten nun nachweisen, dass ein neuer, seit Kurzem kommerziell erhältlicher Antikörper-Test durch solche früher erfolgten Infektionen oder Impfungen nicht gestört wird.

Erstmals ist es somit mit dem neuen Test möglich, eine eindeutige Diagnose einer durchgemachten Zika-Virus-Infektion zu stellen – eine wichtige Erleichterung für eine rasche Diagnose und die Erfassung der Infektionen. Schwangere Reiserückkehrerinnen, die sich wegen einer möglichen Infektion sorgten, müssten künftig nicht mehr mehrere Tage auf ein Testergebnis warten, sondern hätten bereits nach wenigen Stunden Gewissheit.



„Einen verlässlichen und schnellen Test zum spezifischen und sensitiven Nachweis von Zika-Virus-Antikörpern zu Verfügung zu haben, stellt eine große Erleichterung für mögliche Infizierte und Ärzte dar“, so Professor Dr. med. Thomas Mertens, Präsident der Gesellschaft für Virologie. „Insbesondere für schwangere Reiserückkehrerinnen ist es – allein schon aus psychologischen Gründen – wichtig, rasch zu wissen, ob sie infiziert wurden oder nicht.“

 

Herausforderung Diagnostik

Die Diagnostik des Virus stellte Ärzte und Wissenschaftler bisher vor Herausforderungen: Bei einem akut erkrankten Patienten lässt sich das Zika-Virus durch einen Virus-Direktnachweis, einen sogenannten PCR-Test, feststellen. Doch dieser Test funktioniert nur in den ersten Tagen einer Erkrankung. „Da der PCR-Nachweis nur in einem sehr kurzen Zeitraum sicher möglich ist, muss bei den meisten Patienten eine serologische Untersuchung erfolgen, also ein Test auf Antikörper“, erklärt Dr. Huzly.

Allerdings weisen die Antikörper, die der Körper gegen Zika-Viren bildet, in den meisten bisherigen Bluttests eine ausgeprägte Kreuzreaktivität mit Antikörpern gegen verwandte Viren auf. Ein solcher Test reagiert also auch dann positiv, wenn Antikörper gegen andere Erreger im Blut zirkulieren, etwa Antikörper gegen das FSME-, Gelbfieber- oder das Dengue-Virus. Diese Problematik stellt sich nicht nur bei Patienten, die eine dieser Erkrankungen bereits durchgemacht haben, sondern auch bei jenen, die in der Vergangenheit gegen eines dieser Viren geimpft wurden.

„Weitere aufwändige Tests mussten deshalb folgen, um herauszufinden, ob ein Patient tatsächlich mit dem Zika-Virus infiziert ist“ so Huzly. Diese können auch nur in wenigen Speziallaboren stattfinden, etwa am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Der neue Test hingegen ermögliche eine sehr viel weniger aufwändige Diagnostik und könne prinzipiell in jedem Labor vorgenommen werden, welches routinemäßig Antikörperbestimmungen durchführt.

 

Empfehlungen zur Zika-Virus-Infektion

Die Gesellschaft für Virologie empfiehlt in Übereinstimmung mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin die Abklärung einer möglichen Zika-Virus-Infektion bei schwangeren Reiserückkehrerinnen, die sich in einem Verbreitungsgebiet des Zika-Virus aufgehalten haben sowie bei Männern, die aus einem Verbreitungsgebiet zurückgekehrt sind und eine schwangere Partnerin haben. In beiden Fällen sollte die Abklärung auch dann erfolgen, wenn keine Symptome einer Erkrankung vorliegen.




Literatur:

Huzly D, Hanselmann I, Schmidt-Chanasit J, Panning M. High specificity of a novel Zika virus ELISA in European patients after exposure to different flaviviruses. Euro Surveill. 2016; 21(16):pii=30203. DOI: http://dx.doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2016.21.16.30203

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