Freitag, April 19, 2024

Zika-Virus breitet sich aus

Das durch Moskitos übertragene Zika-Virus, das für tausende Fälle von Hirnschäden bei Kindern verantwortlich sein soll, breitet sich vor allem in Brasilien weiter aus. Die WHO warnt.

Unlängst wurde in Italien eine Zika-Virus-Infektion bei einem Reiserückkehrer aus Brasilien entdeckt (Eurosurveillance, 2015;20(23)). Wie das FSME-Virus und Dengue-Virus wird das Zika-Virus durch Stechmücken der Spezies Aedes auf den Menschen übertragen.

Ursprünglich war das Zika-Virus in Afrika heimisch. Vor knapp 10 Jahren breitete es sich dann aus und wurde in Mikronesien, der pazifischen Inselgruppe der Yap-Inseln, nachgewiesen. 2013 kam es in Französisch Polynesien zu einem größere Ausbruch, in der Dominikanischen Republik wurde vor knapp einem Jahr über einen Fall berichtet.

Aktuell meldet der britische Pharmakonzern und Impfspezialist Glaxosmithkline – GSK –, dass derzeit Machbarkeitsstudien (feasibility studies) unternommen werden, um zu eruieren, ob die Impfstoff-Technologie des Konzerns einen Impfstoff gegen das Zika-Virus entwickeln kann.

 

Zika-Virus in Südamerika

Der bisher größte Ausbruch wurde kürzlich aus Brasilien gemeldet – angeblich eingeschleppt im Zuge der Fußballweltmeisterschaft. Mittlerweile vermutet man an die 1,5 Millionen Zika-Virus-Infektionen in Brasilien, und einige Fälle wurden nun auch in New York und Texas entdeckt.

Mittlerweile warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einer Ausbreitung des Zika-Virus in ganz Amerika – mit Ausnahme von Kanada und Chile. Vor allem die lateinamerikanischen und die karibischen Staaten sind betroffen.

Offen ist laut WHO, ob das Zika-Virus sexuell übertragbar ist. Außerhalb der Gravidität scheint der Verlauf einer Zika-Virus-Infektion unproblematisch zu sein.

 

Symptomatik von Zika-Virus-Infektionen

Nur bei einem von 5 Infizierten verläuft eine Zika-Virus-Infektion symptomatisch. Die betroffenen Menschen leiden an erhöhter Temperatur, Konjunktivitis, Kopf- und Gelenkschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen. Meistens manifestiert sich ein makulopapulöses Exanthem – ein akut auftretender Hautausschlag.

Die Symptome der Zika-Virus-Infektionen klingen meist nach etwa einer Woche wieder ab. Bei Patienten mit einer fieberhaften exanthematischen Erkrankung und einer entsprechenden Reise-Anamnese ist somit neben einer Dengue- und einer Chikungunya- auch an eine Zika-Virus-Infektion zu denken. Eine labordiagnostische Abklärung erfolgt in der Regel mittels PCR – der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion.

 

Fehlbildungen des Schädels bei Säuglingen durch Zika-Virus vermutet

Experten vermuten aktuell, dass das Zika-Virus schwere Fehlbildungen des Schädels – einer sogenannten Mikrozephalie – bei Ungeborenen verursachen könnten. Mikrozephalie bei Säuglingen droht Schwangeren aber auch beispielsweise nach einer Röteln-Infektion oder durch das sogenannte fetale Alkoholsyndrom, bei dem die Fehlbildung des Schädels nachweislich durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft geschieht.

Bei der Mikrozephalie weist der Kopf eine vergleichsweise geringe Größe auf und führt bei Betroffenen häufig zu einer geistigen Behinderung einher, deren Intensität vom Ausmaß und von den Begleitfehlentwicklungen abhängt. Die Inzidenz beträgt 1,6 auf 1.000 Geburten.

In Brasilien haben mehr als 3.500 Frauen Säuglinge mit zu kleinem Kopf geboren, in untersuchten Fällen litt die Mutter zuvor an einer Zika-Virus-Infektion. Deswegen empfehlen mittlerweile mehrere südamerikanische Länder der weiblichen Bevölkerung, einen aktuellen Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt zu erfüllen und vor allem in der Moskito reichen Regenzeit zu vermeiden. Dennoch gilt: ein endgültiger Beweis, dass das Zika-Virus Mikrozephalie in großem Stil verursacht, steht nach nach wie vor aus.

 

Soldaten sollen dem Zika-Virus vor den olympischen Spielen den Garaus machen

Die brasilianische Regierung schickt nun mehr als 200.000 Soldaten im Kampf gegen das Zika-Virus. Der brasilianische Gesundheitsminister Marcelo Castro gab am Montagabend nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur Agência Brasil bekannt, dass in den kommenden Wochen die Soldaten in besonders betroffene Regionen die verursachende Moskitoart Aedes aegypti, die auch das Gelb- und das Denguefieber– überträgt, bekämpfen will.

Mit diesen und weiteren präventiven maßnahmen will die brasilianische Regierung auch Zika-Virus-Infektionen von Sportlern und Fans bei den Olympischen Spiele in Rio de Janeiro schützen. Dazu wurden die Hotels und gastronomischen Betriebe des Landes über mögliche Maßnahmen gegen das Zika-Virus informiert.

Als guter Schutz gelten vor allem Haus- und Schlaf-Netze gegen die Stechmücken sowie eine angemessene Abkühlung von Räumen und des ganzen Hauses durch Klimaanlagen. Vermieden werden sollten auch Mülldepots im Umfeld von Haus und garten. Folglich sind die präventiven Maßnahmen vor allen in ärmeren sozialen Gebieten schwerer durchzusetzen.

 

Quellen und weitere Informationen:

http://www.wsj.com/articles/zika-virus-continues-to-expand-in-brazil-1453326366

http://www.virologie.meduniwien.ac.at/home/upload/vei/2015/1315.pdf

http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp1600297?query=featured_home

 

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