Die Verletzung der Patientenwürde führt häufig dazu, das emotionaler Schaden und seelisches Leiden entstehen. Dies gefährdet wiederum das Vertrauen zu Ärzten und Personal.
Seit dem berühmten im Jahr 1999 erschienenen US-Berichts des Institute of Medicine “To Err is Human” („irren ist menschlich“), ist es medizinischen Versorgungseinrichtungen gelungen, potenzielle körperliche Gefahren für Patienten im Krankenhausalltag zu reduzieren. Das Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) berichtete unlängst nun über aktuellen Bemühungen, die die Patientenwürde im Klinikalltag in den Vordergrund zu stellen. Emotionaler Schaden durch respektloses Verhalten des Personals muss man in Krankenhäuser klar fokussieren. Die Verletzung der Patientenwürde, wenn Personal für emotionale Schäden verantwortlich ist, muss klar geahndet werden. Mit der gleichen Strenge, wie das bei körperlichen Schäden der Fall ist. Hierzu sind die Entscheidungsträger im Gesundheitssystem gefordert.
Die Würde des Patienten und Risikofaktoren, das sich emotionaler Schaden entwickelt
Die israelischen Experten rufen in ihrem Bericht dazu auf, auch emotionale Risikofaktoren in Betracht zu ziehen. Um kein zusätzliches emotionales Leid zu verursachen, sei es essenziell, Patienten mit angemessenem Respekt entgegenzutreten und deren Würde zu achten. „Erfährt ein Patient während seines Aufenthaltes in einer medizinischen Einrichtung emotionales Leid, gefährdet dies das Vertrauen in behandelnde Ärzte bzw. medizinisches Personal,“ so Erstautor Dr. Lauge Sokol-Hessner vom BIDMC Hospital Medicine Program. „Verletzungen der Patientenwürde können langfristige Auswirkungen haben, die sich dann unter Umständen auch negativ auf die physische Gesundheit auswirken.“
„Wir sind uns ob der emotionalen Gefahren für Patienten bewusst, verfügen derzeit jedoch über keine geeigneten Strategien, diese entsprechend zu bekämpfen,“ so Sokol-Hessner. „Vermutungen zufolge, kämpfen Patienten während ihres Aufenthaltes in medizinischen Versorgungseinrichtungen häufiger mit seelischen, als mit körperlichen Beeinträchtigungen.“
Verletzung der Patientenwürde über den Tod hinaus
Auffallend ist, dass Patienten deutlich häufiger über emotionales als physisches Leid berichten, so die bisherige Studienlage. Beispielsweise sei es nicht immer möglich, ein für den Patienten befriedigendes Gespräch mit dem behandelten Arzt zu führen. Patienten klagen zudem über den Verlust persönlicher bzw. für sie wertvoller Gegenstände während des Aufenthaltes in medizinischen Versorgungseinrichtungen. Die Verletzung der Patientenwürde geht in vielen Fällen sogar bis über den Tod hinaus – immer wieder wird über Patienten-Verwechslungen im Zuge der Überstellung an Bestattungsinstitute berichtet.
Fazit
Spitäler und Versorgungseinrichtungen werden angehalten, vermeidbare Faktoren ausfindig zu machen, die möglicherweise zu emotionaler Gefährdung des Patienten führen könnten. „Das Thema Patientenwürde steckt voller Herausforderungen, darunter die Definition von Respekt bei kulturell unterschiedlichen Patienten-Gruppen,“ so die Autoren.
Literatur:
Sokol-Hessner L, Folcarelli PH, Sands KEF. Emotional harm from disrespect: the neglected preventable harm. BMJ Quality & Safety 2015;24:550-553.
Quellen: Verletzung der Patientenwürde. DI Alexandra Springler. MEDMIX online 2015.