Freitag, April 26, 2024

Wundheilung mittels Vakuumtherapie bei OP-Wunden

Bei der primären Wundheilung ist die Vakuumtherapie effektiver, denn die OP-Wunden schließen sich häufiger und schneller. Zudem sind Infektionen seltener.

Unter dem Strich schließen sich OP-Wunden häufiger und schneller, wenn man die primäre Wundheilung mit der Vakuumtherapie durchführt. Außerdem treten dann seltener Infektionen auf. Man spricht auch von der Vakuumversiegelungstherapie (VVS) oder Unterdruck-Wundtherapie (negative pressure wound therapy, NPWT).



Dementsprechend hat aktuell das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine zweite Nutzenbewertung zur Wundheilung mit Vakuumtherapie beziehungsweise Vakuumversiegelungstherapie (VVS) bei Wunden vorgelegt. Dabei untersuchte man im die sogenannte intendierte primäre Wundheilung.

Wobei das die Behandlung von Wunden ist, die typischerweise bei einer Operation entstehen können. Die Experten bescheinigen der Vakuumtherapie einen höheren Nutzen im Vergleich zur herkömmlichen Wundversorgung.

Bei beiden Bewertungen hat das Institut allerdings das Ergebnis herabgestuft. Weil Studiendaten fehlen und die Aussagesicherheit deshalb schlechter ist. Eine rezente Cochrane-Untersuchung (März 2019) hat übrigens den Nutzen der Wundheilung mit der Vakuumtherapie als gering oder sehr gering eingeschätzt.

 

Bei der Wundheilung mit Vakuumtherapie soll Unterdruck die Durchblutung erhöhen.

Im Grunde genommen deckt man bei der Vakuumtherapie die Wunde luftdicht mit einem Verband ab. Wobei dieser über einen dünnen Schlauch an eine Pumpe angeschlossen ist. Diese saugt dann ständig Wundflüssigkeit ab, wodurch im Wundbereich ein Unterdruck entsteht.

Dadurch kann man die Durchblutung der Wunde erhöhen. Zudem bleibt die Wunde feucht, was die Heilung ebenfalls fördern soll.

Die Vakuumtherapie wird unter anderem bei schwer heilenden oder großflächigen Wunden eingesetzt. Etwa bei Patientinnen und Patienten mit einem Dekubitus (Wundliegen) oder nach einer Operation.



Von einer intendierten primären Wundheilung sprechen Fachleute dann, wenn die Wundränder bündig anliegen und zusammengenäht werden können. Wie das etwa nach einer Operation der Fall ist.

Bei der sekundären Wundheilung muss sich dagegen Gewebe neu bilden, die Wunde sich zusammenziehen oder Haut transplantiert werden.

 

Vakuumtherapie bei Infektionen und Wundverschluss effektiver

Der Standardversorgung zur Wundheilung überlegen zeigt sich die Vakuumtherapie in Hinblick auf Infektionen. In den untersuchten Studien traten diese an den Wunden seltener auf.

Allerdings kam der Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen überwiegend durch leichte und nicht durch schwere Infektionen zustande. Dazu passt, dass sich die höhere Infektionsrate in der Vergleichsgruppe auch nicht in einem längeren Klinikaufenthalt niederschlägt.

Beim Zielkriterium Wundverschluss zeigen sich Vorteile zugunsten der Vakuumtherapie. Denn dadurch heilen mehr Wunden und der Prozess verläuft schneller. Allerdings ist die Aussagesicherheit der Studien hierzu noch geringer als bei den Infektionen.

Bei andern Endpunkten zeigen die Studien keine relevanten Unterschiede in Hinblick auf einen Nutzen oder Schaden der Vakuumtherapie. Das waren unter anderem Sterblichkeit, Schmerzen sowie Lebensqualität. Insgesamt gibt es aber klare Hinweise auf einen höheren Nutzen.




Literatur:

Webster J et al. Negative pressure wound therapy for surgical wounds healing by primary closure. Cochrane Database Syst Rev. 2019 Mar 26;3:CD009261. doi: 10.1002/14651858.CD009261.pub4.


Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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