Laut erster S3-Leitlinie zur Pankreatitis ist der Ultraschall der Bauchspeicheldrüse spielt bei Diagnose und Therapie einer Bauchspeicheldrüsenentzündung eine zentrale Rolle.
Die akute Pankreatitis ist jährlich eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Wobei jeder fünfte betroffene Erkrankte einen komplizierten (manchmal lebensbedrohlichen) Verlauf hat. Infolgedessen können jedenfalls lebenslangen Beeinträchtigungen auftreten. Bei einer akuten oder chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung ist daher eine frühzeitige und exakte Diagnose für die weitere Behandlung essenziell, wobei hierzu der Ultraschall der Bauchspeicheldrüse eine bedeutende Rolle spielt. Dementsprechend wird das in der S3-Leitlinie zur Pankreatitis in Deutschland betont. In diesem Sinne gilt das für den Ultraschall bei allen Krankheitsformen der Bauchspeicheldrüse, auch bei autoimmuner Pankreatitis sowie Bauchspeicheldrüsenerkrankungen bei Kindern.
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Im Grunde genommen zeigen akute, chronische, kindliche und autoimmune Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie die Pankreatitis auf dem Boden von zystischen oder soliden Tumoren der Bauchspeicheldrüse häufig eine ähnliche Symptomatik. Dementsprechend ist für die Therapie ist eine genaue Differenzialdiagnostik ist sehr wichtig. Dazu DEGUM-Experte Professor Dr. med. Albrecht Neeße aus Göttingen: „Mit der neuen S3-Leitlinie liegt uns erstmals eine umfassende Handlungsempfehlung vor, die alle Erscheinungsformen der Pankreatitis gemäß der aktuellen wissenschaftlichen Studienlage berücksichtigt und deren klinischer Bewertung durch ein großes Expertengremium vornimmt.“
Gallensteine, Alkohol- und Nikotinmissbrauch, ein metabolisches Syndrom, Tumore, genetische Veränderungen oder Medikamente sind meistens Ursache für eine Pankreatitis. Bei einer entzündeten Bauchspeicheldrüse treten sehr starke Schmerzen im Oberbauch auf. Chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse führen häufig zu lebenslangen Verdauungsstörungen, Schmerzen oder Diabetes mellitus. „Etwa jeder dritte Patient mit einer chronischen Pankreatitis kann seinen Beruf nicht mehr ausüben“, mahnt Neeße, Co-Autor der Pankreatitis-Leitlinie. „Eine frühe Diagnose und Therapie hat also auch eine hohe sozio-ökonomische Bedeutung.“
Chronische Pankreatitis und chronische Pankreasinsuffizienz
Eine chronische Pankreatitis zeigt oft typische Symptome und strukturelle Veränderungen, die exokrine Pankreasinsuffizienz ist Teil des Krankheitsbildes. Mehr dazu unter https://medmix.at/chronische-pankreatitis-pankreasinsuffizienz/
Bildgebung der Bauchspeicheldrüse: Ultraschall bei Bauchspeicheldrüsenentzündung
Laut der neuen Pankreatitis-Leitlinie ist die Bildgebung für Diagnostik und Therapie entscheidend. „Insbesondere dem transabdominellen Ultraschall und der Endosonografie (EUS=endoskopischer Ultraschall) kommen darin eine herausragende Stellung zu“, sagt Dr. med. Manuela Götzberger, Sprecherin des DEGUM-Arbeitskreises Endosonografie.
Unter dem Strich sind Gallengangssteine die häufigste Ursache für eine akute Pankreatitis. Um diese entdecken zu können, sollte der endoskopischer Ultraschall die erste Wahl sein. „Im Vergleich zu anderen Bildgebungsverfahren kann dieser auch kleine Steine im Gallengang sichtbar machen, die meist der Auslöser der Entzündungsprozesse sind. Diese Methode wird ebenso bei Komplikationen der Pankreatitis als erste Interventionsmethode gewählt wie zur Drainage von infizierten Nekrosearealen oder Pseudozysten“, erklärt die Gastroenterologin aus München.
Bei einem ersten Verdacht auf eine akute oder chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung ist der Ultraschall durch die Bauchwand (transabdominelle Sonografie) Mittel der Wahl. Denn er ist leicht und schnell verfügbar, kostengünstig, nicht-invasiv und ohne Strahlenbelastung. Zudem kann man ihn kann risikofrei wiederholen. Bei der diagnostischen Abklärung von Kindern ist er besonders wertvoll, um möglichst Strahlenbelastungen und Narkosen zu vermeiden.
Erfahrung notwendig
Die schonende Ultraschall-Methode hat jedoch auch Nachteile. Denn durch die schlecht zugängliche Lage und aufgrund von Luftüberlagerungen sowie auch bei ausgedehnten Verkalkungen kann man die Bauchspeicheldrüse mittels Ultraschall oft nicht ausreichend visualisieren.
„Für mehr Zuverlässigkeit sind daher erfahrene Ultraschall-Expertinnen und -Experten, auch mit Erfahrung in der Anwendung von Ultraschallkontrastmittel ausschlaggebend“, so DEGUM-Präsident Professor Dr. med. Josef Menzel aus Ingolstadt. Er empfiehlt daher analog zur S3-Leitlinie, die Versorgung von Pankreatitis-Patientinnen und -patienten in Spezialzentren mit besonderer Expertise – insbesondere bei schweren, komplexen Verläufen.
Die DEGUM setzt sich seit ihrer Gründung für die Zertifizierung von Ultraschallern, Kliniken und Zentren ein, um die Qualitätsstandards in der Ultraschallversorgung in Deutschland zu gewährleisten.
Gummibauch – eines der typischen Symptome bei Pankreatitis
Der Gummibauch – beim Abtasten wie ein Gummischlauch – ist eines der wichtigen Symptome bei akuter und chronischer Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung). Mehr dazu unter https://medmix.at/gummibauch-symptom-pankreatitis/
Literatur:
Loosen SH, Essing T, Jördens M, Koch A, Tacke F, Knoefel WT, Bode J, Roderburg C, Luedde T. Current epidemiological trends and in-hospital mortality of acute pancreatitis in Germany. A systematic analysis of standardized hospital discharge data between 2008 and 2017. Z Gastroenterol. 2022 Mar;60(3):310-319. English. doi: 10.1055/a-1682-7621. Epub 2021 Nov 24. PMID: 34820807.
Quellen:
S3-Leitlinie Pankreatitis: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-003.html
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)