Manche Inhaltsstoffe der Eiche und von Eichenrindentee haben heilende Wirkung. In Europa findet man vor allem die Stieleiche – Quercus robur.
Nach der Buche ist Eiche der bei uns am häufigsten vorkommende Laubbaum. Wobei es sehr viele Eichenarten gibt, die in ganz Amerika, Eurasien und Nordafrika vorkommen. In Nordamerika liegt jedenfalls der Schwerpunkt der Eichenvielfalt. In Europa findet man vor allem die Stieleiche – Quercus robur – von Irland bis in die südrussische Waldsteppe. Aber auch die Traubeneiche (Q. petrea) ist zu finden, allerdings mit einem wesentlich kleineren Verbreitungsgebiet. Jedenfalls soll die Eiche in der Naturheilkunde in Form von alkoholischen Extrakte oder wässrige Auszügen wie Tee beziehungsweise Eichenrindentee eine heilende Wirkung für die Gesundheit entfalten.
Die Eiche als heiliger Baum
Im Grunde genommen sind Eichenkulte dem Menschen schon lange bekannt. Und zwar hatten das die Hethiter, Perser, Griechen, Römer und auch anderen Kulturen. Dabei steht die Eiche als Symbol für Kraft, Willensstärke sowie auch der Wahrheit. Zudem taucht sie oft als Orakelbaum im Alten Testament auf
Die geistige Führer der Kelten, Druiden, bestiegen einmal im Jahr die heiligen Eichen, um Eichelmisteln zu schneiden. Die heutigen Weihnachtsmisteln als Schmuck sind übrigens ein Überbleibsel dieses alten Kults. Und zwar ist das vor allem im angelsächsischen Raum der Fall.
Steckbrief der Stieleiche – Quercus robur
Die Stieleiche wird auch Sommereiche oder auch Deutsche Eiche genannt. Sie ist eine Pflanzenart aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). 1989 wurde sie zum Baum des Jahres gekürt. Der 20 bis 40 Meter hohe Baum kann einen Stammumfang von bis zu drei Metern erreichen. Ihr Höchstalter liegt bei etwa 1000 Jahren, in Ausnahmefällen kann die Eiche bis zu 1400 Jahre alt werden. Die ledrigen Blätter sind oberseits tiefgrün glänzend, auf der Unterseite jedoch heller und in fünf bis sechs Buchten gelappt. Erst im Alter von 60 Jahren erreicht sie die Fähigkeit keimbare Eicheln zu bilden, diese reifen im September und Oktober.
Inhaltsstoffe und heilende Wirkung der Eiche und des Eichenrindentees
Die Eiche enthält Eichengerbstoffe, Gallussäure, Gummi, Harz, Fett, Pektin und Kieselsäure, die verschiedene heilende Wirkungen bieten. Im Grunde genommen wirkt die Pflanze adstringierend, blutstillend, entzündungshemmend, antibakteriell und leicht Blutzucker senkend. Dabei sollen alkoholische Extrakte oder wässrige Auszüge wie Tee beziehungsweise Eichenrindentee eine heilende Wirkung entfalten. Die Gerbstoffe in der Rinde besitzen die Eigenschaft, angegriffene Schleimhäute abzudichten und sie so vor weiteren Reizungen zu schützen.
Äußerlich kommen Vollbäder oder Umschläge mit Zubereitungen aus Eichenrinde zur Anwendung, vor allem bei entzündlichen Hautleiden. Auch bei Muskelrheumatismus ist ein Vollbad 2 bis 3x wöchentlich zu empfehlen. Anschließend sollte man sich kalt abreiben. Sitzbäder und Spülungen sind bei Scheideninfektionen mit Ausfluss, bei Gebärmutterentzündung, bei Mastdarmfisteln und Hämorrhoiden ein gutes Mittel. Lokale Anwendungsgebiete, bei denen sich die heilende Wirkung der Eiche bewährt hat, sind leichte Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie im Anal- und Genitalbereich.
Eichenrindentee kann innerlich bei akuten Durchfallerkrankungen, aber auch bei Magen- und Darmschleimhautentzündungen angewandt werden. Außerdem ist die Eiche eine Einschleuserpflanze für Kieselsäure. Wer bei sich Einbauschwierigkeiten vermutet, sollte auf diese Pflanze zurückgreifen. Denn sie bereitet den Weg für eine Normalisierung.
Eichenrindentee kalt ansetzen
Den Eichenrindentee kann man für Waschungen oder Bäder zubereiten. Man übergießt 1 bis 2 Teelöffel Eichenrinde mit einer Tasse kaltem Wasser. Die Flüssigkeit sollte man dann aufkochen und 3 bis 5 Minuten kochen lassen. Anschließend den Sud abseihen und den Tee in kleinen Schlucken trinken oder anderweitig verwenden.
Die Eichel der Eiche als Nahrungsmittel mit gesunder Wirkung
Die Eichel ist eine Nussfrucht und reift ein bis zwei Jahre lang in einer becherartigen Hülle. Wegen ihres hohen Nährstoffbedarfs wird die Eichel zur Schweinemast oder auch Wildfütterung verwendet. Diese Früchte gelten als erste und ursprünglichste Nahrung der Menschen. Später begann man daraus Eichelkaffee herzustellen, aber auch Eichelmehl spielte eine wichtige Rolle am Speisezettel der Germanen. In Russland wurde noch während des 1. Weltkrieges aus Eichelmehl ein amtlich geprüftes „Hungerbrot“ gebacken.
Da die Weltbevölkerung ständig wächst, muss man über eine Anpassung des gegenwärtigen Nahrungsmittelsystems nachdenken. Im Jahr 2050 sollen etwa 9 Milliarden Menschen die Welt bevölkern. Diese Anpassung wird wahrscheinlich einen erhöhten Verzehr von Wildnahrungsmittel mit hohen Mikronährstoffen und bioaktiven Verbindungen einschließen. Dabei sollten diese Nahrungsmittel kosteneffektiv und nachhaltig sein. Die Pflanzengattung Quercus könnte dafür ein bemerkenswertes Beispiel sein.
Quercus hat beispielsweise einen hohen Gehalt an pflanzlichen Verbindungen. ihre biologische Aktivität soll antioxidative Effekte bringen. Außerdem soll Quercus Wirkungen gegen Krebs sowie Herz schützende Eigenschaften bringen. Zudem kann Quercus bei spezifischen Krankheiten wie Arteriosklerose, Diabetes sowie Alzheimer-Krankheit die Behandlung unterstützen. Im Grunde genommen haben all diese Eigenschaften das Interesse an der Integration der Eichel in die menschliche Ernährung geweckt.
Unverzichtbar für die Winzer, Schiffs- und Möbelbauer
Das Eichenholz der Stieleiche ist in seiner Widerstandskraft unerreicht und im Vergleich zu anderen einheimischen Hölzern bis heute ohne Konkurrenz. Die Eiche ist in vielen Bereichen die meist verwendete Holzart. Das ist beispielsweise in der Fassbinderei, im Schiffs- und Brückenbau, beim Müllereigewerbe, in der Gerberei und anderen Handwerksberufe der Fall. Besonders beliebt ist die Eiche auch heute in der Möbelindustrie.
Literatur:
Pérez AJ, Pecio Ł, Kowalczyk M, Kontek R, Gajek G, Stopinsek L, Mirt I, Oleszek W, Stochmal A. Triterpenoid Components from Oak Heartwood (Quercus robur) and Their Potential Health Benefits. J Agric Food Chem. 2017 Jun 14;65(23):4611-4623
Ana F. Vinha, João C. M. Barreira A, Anabela S.G. Costa, M. Beatriz P. P. Oliveir. A New Age for Quercus spp. Fruits: Review on Nutritional and Phytochemical Composition and Related Biological Activities of Acorns. 16 August 2016, Comprehemsive Reviews in Food Science and Food Safety
S.HIRSCH, F.GRÜNBERGER: Die Kräuter in meinem Garten (2012) Freya Verlag