Risikopatienten mit Asthma-, COPD- oder Diabetes sowie ältere Menschen sollten unbedingt eine Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie bekommen.
Unter dem Strich unterschätzen viele Menschen Lungenentzündungen, wenngleich sich dies in Corona-Zeiten nun etwas verändert. Das zeigte beispielsweise eine österreichische Befragung aus dem Jahr 2016. Umso entscheidender ist die Rolle des Arztes. Nicht nur bei der Behandlung, sondern genauso bei der Verhinderung der Erkrankung. Ganz besonders gilt das für Risikopatienten. Zumindest gegen die Pneumokokken-Pneumonie gibt es eine Impfung, die diverse Leitlinien für chronisch kranke Menschen empfehlen. Und zwar sollten sich beispielsweise Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atemwege oder Herzproblemen, bestimmte chronischen Nieren- und Lebererkrankungen impfen lassen. Es liegt dann unter anderem auch an den Ärzten, wie die Patienten das Impfangebot annehmen.
Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie für kleine Kinder und Erwachsene ab 50
Viele nationalen Impfpläne empfehlen die Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie für Kleinkinder, Erwachsene ab 50 Jahren sowie Personen aller Altersgruppen mit erhöhtem Risiko. Das Risiko bezieht sich dabei sowohl auf die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung als auch auf einen potenziell komplizierten Verlauf.
Neben Personen mit einer Asplenie oder einem Immundefekt wird die Impfung darin vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Krankheiten der blutbildenden Organe, neoplastische Krankheiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krankheiten der Atmungsorgane (Asthma, Emphysem, COPD), Diabetes mellitus oder anderen Stoffwechselerkrankungen, Leberzirrhose, chronische Niereninsuffizienz und nephrotischem Syndrom besonders dringend empfohlen.
COPD als eindeutige Indikation für die Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie
Besonders gut untersucht sind bisher die Zusammenhänge zwischen chronischen Erkrankungen der Atemwege und Pneumonie. Wissenschaftliche Auswertungen zeigen, dass Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen ein deutlich höheres Risiko haben, an Pneumokokken-Pneumonien zu erkranken. Außerdem sind Pneumokokken für 10 bis 15 Prozent für akute Exazerbationen bei COPD-Patienten verantwortlich.
In den internationalen GOLD (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease)-Leitlinien wird ausdrücklich betont, dass eine Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie für Personen ab 65 empfohlen wird.
Aber auch für jüngere Personen, sofern diese signifikante Komorbiditäten wie chronische Herz- oder Lungenerkrankungen aufweisen. Ähnlich hat man in nationalen Leitlinien zu COPD festgehalten, dass eine Pneumokokken-Impfung bei COPD-Patienten über 65 indiziert ist.
Ebenso, wenn in jüngeren Jahren eine hochgradige Funktionseinschränkung (FEV1< 40 Prozent) gegeben ist. Asthma und COPD sind also auf jeden Fall Indikationen, in denen jeder Arzt zur Impfung raten sollte.
Menschen mit Diabetes nicht vergessen
Nachgewiesen ist auch eine Wechselwirkung zwischen Diabetes und Pneumonie. Die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) stellen eindeutig fest, dass Patienten mit Diabetes besonders gefährdet sind, an einer Pneumonie, Bakteriämie oder Meningitis zu erkranken.
Menschen mit Diabetes besonders gefährdet, zusätzlich zu ihrer Grunderkrankung auch eine Pneumonie zu bekommen. Diabetes kann außerdem zu einem ungünstigen Verlauf einer Pneumonie beitragen und zu intrahospitalen Komplikationen führen.
Klares Impfschema
Derzeit sind mehrere Impfstoffe zur Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie verfügbar. Ab dem 50. Lebensjahr soll mit dem 13-valenten konjugierten Impfstoff (PNC13) begonnen werden, sofern noch keine Impfung stattgefunden hat. Ein Jahr später wird die zusätzliche Impfung mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff (PPV23) empfohlen.
Hat jemand bereits mit dem 23-valenten Impfstoff begonnen, kann diese Reihenfolge auch umgedreht werden. Bei Risikopersonen wird mit dem PNC13-Impfstoff begonnen, aber bereits acht Wochen später mit PPV23 nachgeimpft.
Impfen auch nach Erkrankung sinnvoll
Viele Leitlinien und Experten sprechen sich übrigens auch für eine Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie nach bereits erfolgter Lungenentzündung aus. Ein Abstand von vier Wochen nach Ausheilen der Erkrankung ist dabei einzuhalten. Das gilt auch dann, wenn die vorangegangene Pneumonie eine Pneumokokken-Pneumonie war und es somit nur zu einer Immunität gegenüber einem Serotypen gekommen ist.
Hausarzt von zentraler Bedeutung
Aufklärung ist wichtig: Befragungen zeigen eindeutig, dass der Hausarzt die wichtigste Informationsquelle für die Patienten ist. Das sonst so oft zu Recherchezwecken herangezogenen Internet folgt weit abgeschlagen an zweiter Stelle. Würden Hausärzte also ihren Risikopatienten häufiger zur Impfung raten, könnte dies die Durchimpfungsrate drastisch erhöhen.
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Quelle: www.impfen-vfi.at