Sind bei Lungenkrebs die Lymphknoten von Metastasten befallen, sind nicht nur die dem Tumor nächstgelegenen Lymphknoten für die Krankheitsprognose entscheidend.
Eine genaue Stadieneinteilung einer Lungenkrebs-Erkrankung ist für eine optimale Therapie entscheidend. Im Rahmen des derzeit in Wien stattfindenden Lungenkrebs-Weltkongresses mit rund 6.000 Teilnehmern (IASLC 17th World Conference on Lung Cancer; 4. bis 7. Dezember) wurde jetzt eine Studie von Wissenschaftlern der MedUni Wien/AKH Wien präsentiert, in der die Lymphknoten um das Karzinom bei Patienten im Frühstadium einer Lungenkrebs-Erkrankung als Kriterium herangezogen wurden.
Dr. Thomas Klikovits und Ariane Steindl von der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien, und ihre Co-Autoren haben die Daten von 1.110 Patientinnen und Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom analysiert, die in heilender Absicht operiert wurden. Die Prognose von solchen Patienten hängt mitunter davon ab, ob bereits – ohne Vorliegen von Fernmetastasen – das Karzinom umgebende Lymphknoten befallen sind oder nicht. Davon hängt auch eine allfällige zusätzliche Therapie im Anschluss an die Operation ab.
Die Wiener Forscher konzentrierten sich dabei auf eine spezielle Gruppe von Patienten: jene mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom, bei welchen im Rahmen der genauen pathologischen Untersuchung nach dem Eingriff zwar kein Krebsbefall der Lymphknoten der Lunge, aber ein Befall der weiter entfernten Lymphknoten des „Mittelfellraums“ (Mediastinum) festgestellt wurde. Die Experten nennen das N2skip-Metastasen, also Lymphknoten-Metastasen, welche die erste „Station“ der Ausbreitung der Tumorzellen über das Lymphsystem übersprungen haben.
Von den insgesamt 1.110 Patienten, deren Daten analysiert wurden, hatten 787 keinen Lymphknotenbefall aufgewiesen (71 Prozent; pN0). 211 (19 Prozent) hatten den Befall zumindest eines der nächsten Lymphknoten (pN1), bei 105 war zumindest auch ein Lymphknoten weiter entfernt betroffen (9,5 Prozent; pN2), bei fünf Patienten (0,5 Prozent) war der Lymphknotenbefall weiter fortgeschritten. Häufigster Subtyp war das Adenokarzinom.
Insgesamt zeigte sich, dass in relativ vielen Fällen ein Lymphknotenbefall mit Überspringen der nächstgelegenen Lymphknoten festzustellen war. N2skip-Metastasen waren bei 47 von 105 Patientinnen und Patienten (55 Prozent) zu finden, bei denen sich die Karzinomzellen bereits auf die zweite Lymphknoten-Station ausgebreitet hatten. Die Wissenschaftler setzten in ihrer Arbeit diese Befunde in Korrelation zu anderen bei den Patientinnen und Patienten festgestellten Charakteristika.
„N2skip-Metastasen waren häufiger bei Karzinomen des rechten Lungenflügels und bei Patientinnen und Patienten mit Adenokarzinom“, stellt Dr. Klikovits fest. Weiters traten N2skip-Metastasen häufiger bei Rauchern und Ex-Rauchern auf.
Das Vorliegen von N2skip-Metastasten war außerdem mit einem gehäuften Auftreten von späteren Hirnmetastasen assoziiert. Nicht zuletzt bedeutete ein N2skip-Befall jedoch auch eine bessere Krankheitsprognose, da diese Patientinnen und Patienten ein verlängertes Überleben gegenüber jenen mit N2 Befall ohne „skip“ aufwiesen.
Das alles könnte die Krankheitsprognose der Betroffenen bezüglich ihrer Heilungschancen und eines allfälligen weiteren Krankheitsverlaufes beeinflussen – genauso wie die Auswahl der optimalen Therapieform. Ein Expertengremium der Internationalen Gesellschaft für die Erforschung von Lungenkrebs (IASLC), die derzeit ihren Weltkongress in Wien abhält, hat bereits eine Subkategorisierung für Patienten in einem solchen Stadium der Erkrankung vorgeschlagen.
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