Montag, November 3, 2025

In frühen Stadien Parkinson erkennen

Früher Parkinson erkennen und möglichst rasch behandeln sind entscheidende Faktoren, um betroffenen Patienten zu einer besseren Lebensqualität zu verhelfen.

Morbus Parkinson zählt mit rund 1,2 Millionen Erkrankten europaweit zu einer der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, etwa zwei Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren sind betroffen, wobei durch die steigende Lebenserwartung bis 2030 mit einer Verdoppelung der Erkrankungszahlen zu rechnen ist. Doch schon jetzt ist Parkinson ein erheblicher Faktor im Sinne der durch Krankheit und vorzeitigen Tod verlorenen Lebensjahren: innerhalb der EU-Bevölkerung gehen 640.000 gesund verbrachte Lebensjahre durch Parkinson verloren. In Frühstadien Parkinson erkennen gehört nicht zuletzt deswegen für die Forschung zu den wichtigen Schwerpunkten in nächster Zukunft.

 

Entscheidend: so früh wie möglich Parkinson erkennen

Neue, neuroprotektive oder krankheitsmodifizierende Therapien könnten zukünftig um ein Vielfaches erfolgreicher sein, wenn man in einem frühen Stadium Morbus Parkinson erkennen und therapieren könnte. Dank neuester Erkenntnisse und Methoden gelingt es aber immer besser, die Entstehungsmechanismen dieser Erkrankung zu entschlüsseln und Menschen mit potenziellem Parkinsonrisiko frühzeitig zu identifizieren.

Vom gestörten Geruchssinn bis zur Muskelschwäche: mit Risikomarker Parkinson erkennen

Unter anderem treten folgende Parkinson-Symptome zum Teil bereits viele Jahre vor der nachweisbaren Degeneration von Nervenzellen und den typischen motorischen Störungen auf, und können dabei helfen, Frühzeitig einen Morbus Parkinson erkennen zu können:
  • gestörter Geruchsinn,
  • Verstopfung,
  • Schwindel oder
  • Harnentleerungsstörungen.
  • Schlaf assoziierte Störungen – die REM-Schlaf-Verhaltensstörung – zählen auch dazu. Bei Gesunden ist in dieser Schlafphase die Motorik gehemmt, die von dieser Störung Betroffenen leben ihr Traumgeschehen jedoch körperlich aus.

 

Untersuchungen, wie man früher Parkinson erkennen könnte

Verschiedene Studien bestätigen auch die Existenz von Risikomarkern, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit der Parkinson-Erkrankung in Verbindung gebracht und allzu leicht übersehen werden. In einer französischen Studie zeigte sich bei rund 40 Parkinson-Patienten eine deutlich schwächere Atemleistung als bei Gesunden. In der Frühphase der Erkrankung scheint also eine Beeinträchtigung der Muskulatur, die am Einatmen beteiligt ist, vergesellschaftet zu sein.

In einer italienische Studie wurde beispielweise der Geruchsinn von Parkinson-Patienten in einem sehr frühen, noch unbehandelten Stadium mit solchen von gesunden, gleichaltrigen Studienteilnehmern verglichen. Die Gesunden hatten eine bessereRiechleistung, was mit einer besseren kortikalen Verbindung zum Nucleus caudatus zusammenhängen könnte – der als Teil der Basalganglien für die Kontrolle willkürlicher Bewegungen mitverantwortlich ist.
Noch prägnantere Ergebnisse zum Geruchsinn brachte eine russische Studie mit 104 Patienten: Acht von zehn Studienteilnehmern litten unter einem teilweisen Verlust des Geruchssinns, fast jeder Fünfte war völlig geruchsblind und nur zwei Personen zeigten keine Riechstörung.

Diagnose-Kriterien zum Parkinson Erkennen

Einen wichtigen Fortschritt bezüglich Parkinson-Früherkennung stellt die Definition von Diagnose-Kriterien für die prodromale Phase der Parkinson-Krankheit dar. Dies ist eine sehr frühe Phase, in der eine klassische klinische Diagnose auf Basis motorischer Symptome noch nicht möglich ist.
Die Kriterien wurden unlängst von der Movement Disorder Society veröffentlicht. Zum einen sollte damit die klinische Forschung standardisiert, zum anderen die Diagnostik unterstützt werden. Da es bisher noch keine verlässlichen Tests zu frühen Parkinson erkennen gibt, mussten sich die Ärztinnen und Ärzte bisher auf ihre Erfahrung verlassen.
Zukünftig soll ein völlig neuer Ansatz klinische Untersuchungen und statistische Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander verbinden. Ausgangspunkt ist die altersentsprechende Wahrscheinlichkeit des Individuums, die Erkrankung zu bekommen. Danach werden so viele diagnostische Informationen wie möglich gesammelt und ebenfalls mathematisch nach einem Wahrscheinlichkeitsquotienten bewertet. Das können Umwelt-Risiken sein wie Rauchen oder Koffeinkonsum, genetische Faktoren, die Ergebnisse von Biomarker-Tests oder prodromale Symptome wie Verstopfung oder Geruchsstörungen. So können Risikofaktoren in negativer aber auch positiver Richtung in die Bewertung eingehen.

Quellen:

Baille G et al, Ventilatory disturbance in early Parkinson’s disease: a prospective study;

Marino S et al, Resting state functional connectivity in olfactory network in de novo Parkinson’s disease;

Titova M et al, Objective olfactory testing and selfassessment of olfactory function in patients with Parkinson’s disease;

Postuma RB et al, The new definition and diagnostic criteria of Parkinson’s disease, in The Lancet Volume 15, No. 6, p546-548, May 2016

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