Donnerstag, März 28, 2024

Die Pfefferminze – jahrtausendealte Heilpflanze mit bewährter Wirkung

Vor allem bei Erkältung, Magen-Darm-Beschwerden sowie Kopfschmerzen hat sich die Wirkung der Heilpflanze Pfefferminze und von Pfefferminzöl bestens bewährt.

Die Pfefferminze ist eine Heilpflanze, die in Europa und Nordamerika weit verbreitet und meist kultiviert ist. Die Stammpflanze ist Mentha x piperita L., Lamiaceae. Sie wird 50 bis 90 cm hoch, der meist kahle Stängel ist häufig violett unterlaufen, und die Blätter duften beim Zerreiben charakteristisch nach Menthol. Die Wirkung der Pfefferminze als Heilpflanze ist seit jeher gut bekannt, beispielsweise als Pfefferminzöl für den Magen-Darmtrakt sowie zum Krampflösen.

 

Geschichte der Pfefferminze als Heilpflanze und Nutzpflanze

Beheimatet war die Pfefferminze ursprünglich im Fernen Osten, sie wanderte über Nordafrika und Südeuropa nach England, wo sie erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts Fuß fasste.

Über Holland kam sie dann in unsere Gegend. In der jetzigen Kulturform wurde die Pfefferminze erstmalig von Dr. Eaton in Hertfort/England beobachtet. Eine erste Beschreibung der Pflanze erfolgte 1696 durch den britischen Biologen Ray (lat.Raius), der ihr 1704 die Bezeichnung Mentha palustris (Peper-Mint) gab.

Der Gattungsname Mentha ist eine Entlehnung vom griechischen Minthe, so hieß eine Nymphe, über die in der Mythologie Folgendes erzählt wird: Hades, der Gott der Unterwelt, verliebte sich in die wunderschöne Minthe. Persephone, die betrogene Ehefrau, verwandelte die Nymphe aus Rache in eine Pflanze. Ovid, Met. X Buch 728-30: „Dir, oh Persephone, war es erlaubt, den Körper einer Frau in eine Pflanze duftender Minze zu verwandeln“.

 

Zahlreiche Arten der Pfefferminze eignen sich als Heilpflanze

Die Gattung Mentha umfasst rund 20 Arten, deren Heimat sich vorwiegend auf der Nordhalbkugel befindet. Die natürlichen Verbreitungsgebiete vieler Arten überlappen sich, die Möglichkeit der Entstehung von Hybriden ist dadurch gegeben. Diese Hybriden können steril sein, immer wieder treten aber auch fertile Hybriden auf, die sich nun ihrerseits in der Natur weiter- oder mit ihren Elternarten rückkreuzen und auch in Kultur gehalten werden.

Wirklich verwirrend werden die Verwandtschaftsverhältnisse, wenn in Kultur weitergezogene Minzen zurück an natürliche Standorte gelangen und sich dort wieder mit ihren wilden Verwandten kreuzen. Dies ist mit dem fertilen Hybriden Mentha x spicata – Mentha longifolia x Mentha suaveolens – wahrscheinlich seit der Antike passiert, und geschieht immer noch.

Auch die Pfefferminze aus der Apotheke ist ein Mischling aus verschiedenen Minzarten – M. aquatica x M. spicata –, sie kann daher nur vegetativ vermehrt werden, die aus den Samen gezüchteten Pflanzen spalten sich in stark abweichende Formen ohne Menthol auf.

 

Krauseminze – die »Schwester« ohne Menthol

Die Krauseminze – Mentha Crispata – findet heute ebenso vielfältige Verwendung, vor allem in der Küche und in der Mundhygiene. Im Gegensatz zum deutschen Namen der mildaromatischen Pflanze, die auch als Ährenminze, Grüne Minze, Rossminze oder Frauenminze bezeichnet wird, ist ihre englische Bezeichnung ungemein populär: Spearmint.

Den Ruhm verdankt sie einem Kaugummi mit dem Namen Spearmint, welcher seit den fünfziger Jahren in den USA mit ihrem Öl produziert wird. Im Gegensatz zur Pfefferminze enthält die Krauseminze kein Menthol. Ihr Geschmack ist daher nicht scharf, sondern süßlich frisch, und beim Zerreiben der Blätter entsteht der typische milde Spearmint-Duft.

 

Therapeutisch relevante Wirkung der Pfefferminze

Das Kraut der Pfefferminze enthält ätherisches Öl, mit dem Hauptbestandteil Men­thol sowie Gerbstoffe und Flavonoide. Es hat eine krampflösende und blähungstreibende Wirkung und führt zu einer beträchtlichen Steigerung der Gallensekretion.

Pfefferminztee eignet sich zur Behandlung von krampfartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich, wobei an der Wirkung neben dem ätherischen Öl vermutlich auch Flavonoide beteiligt sind.

Als choleretische Prinzipien der Blätter der Pfefferminze kommen Phenolcarbonsäuren Chlorogen-, Kaffee- und Rosmarinsäure in Frage. Extrakte aus Pfefferminze­ führen wiederum zu einer Tonussenkung des unteren Ösophagussphinkter.

Extrakte aus Pfefferminze­ werden gerne in Kombination mit anderen karminativ wirksamen Drogen – wie Kümmel, Fenchel und Wermut – angewendet. Ein derartige Kombination konnte bei Patienten mit Oberbauchbeschwerden wie Krämpfe, Erbrechen, Schwindel eine ähnliche Wirksamkeit wie Metoclopramid zeigen.

Die Komponenten von ätherischen Pfefferminzöl wirken sekretionsfördernd auf direktem und reflektorischem Wege. Es kommt zur Freisetzung von Salzsäure, Pepsin, Gastrin, Histamin und Prostaglandinen und dadurch zur Stimulierung der Magen- und Darmmotilität.

Das alt bewährte Pfefferminzöl besitzt im Grunde genommen desinfizierende, antimikrobielle, antivirale und antimykotische Wirkungen. Pfefferminzöl kann äußerlich als schmerzstillende Einreibung bei Nerven- und Gliederschmerzen sowie Weichteilrheumatismus eingesetzt werden. zudem übt Pfefferminzöl auch eine anästhesierende Wirkung auf die Magenschleimhaut aus. Damit lässt sich die Wirksamkeit gegen Übelkeit und Erbrechen erklären.

 

Pfefferminze bei Spannungskopfschmerzen

Bereits im Altertum wurde die Pfefferminze mit ihrer vielfältigen Wirkung als Heilpflanze eingesetzt. Plinius der Ältere empfahl bei Kopfschmerzen frische Pfefferminzblätter auf die Schläfen aufzulegen. Schon zu Beginn der Schmerzen ist es heutzutage hilfreich, zwei Tropfen Pfefferminzöl in leicht kreisenden Bewegungen auf Schläfen oder Stirn aufzutragen. Das Pfefferminzöl darf aber nicht in die Augen gelangen, denn dort kann es unangenehme Schleimhautreizungen hervorrufen.

Selbst in geringen Mengen lokal eingesetzt führt Pfefferminzöl – mit seinen Hauptbestandteilen Menthol und Menthon – topisch auf der Haut zu einer Sensibilisierung und Stimulation von Kälte- und Druck­rezeptoren mit konsekutiver Auslösung eines lang anhaltenden Kältegefühls im Bereich der Applikation. Die Anregung der Kälterezeptoren unterdrückt die Schmerz­weiterleitung, in hohen Konzentrationen werden auch Wärme- und Schmerzrezeptoren stimuliert.

 

Pfefferminze bei Erkältung

Bei einer Teemedikation mit Pfefferminze ist reflektorisch über Reizung der Magenschleimhäute mit expektorierenden Wirkungen zu rechnen.

Nach Inhalation erreicht Pfefferminzöl in der Lunge therapeutisch relevante Konzentrationen, für Menthol wurden broncho­spasmolytische Effekte nachgewiesen.

 

Pfefferminze als Geschmacks- und Geruchskorrigens

Pfefferminzöl wird sehr häufig als Geschmacks- und Geruchskorrigens verwendet:

  • zur Anwendung in der kosmetischen Industrie zur Aromatisierung von Mundsprays, Mundwässern und Zahnpasten;
  • in der Lebensmittel­industrie für Kaugummi, Schokoladen, Süßwaren (»After Eight«) und Liköre;
  • in der pharmazeutischen Industrie stellt es einen beliebten Bestandteil in Lutschtabletten gegen Halsschmerzen und Husten dar.

 

Unerwünschte Wirkung der Pfefferminze

Akute Vergiftungsfälle mit Pfefferminzöl beim Menschen sind nicht bekannt, wie bereits erwähnt sollte es aber nicht in die Augen gelangen. Vorsicht ist weiters bei Säuglingen und Kleinkindern geboten: Denn Menthol haltige Präparate dürfen nicht als konzentrierte Dämpfe zur Inhalation verwendet oder in die Nase eingerieben oder eingeträufelt werden, da es reflektorisch zu Atemstillstand kommen kann.

 

Darreichungsformen der Pfefferminze

1,5 g Pfefferminze sollte man mit 1 Tasse (ca. 150 ml) kochendem Wasser übergießen und in einem zugedeckten Gefäß 5 bis 10 min stehen lassen, anschließend durch ein Teesieb leeren. 1 Teelöffel Pfefferminze entspricht etwa 0,6 g, 1 Eßlöffel etwa 1,5 g. Die Pfefferminze wird natürlich auch als sofortlöslicher Tee – instant tea, meist sprühgetrocknete Extrakte – und in Filterbeuteln – 1,3 bis 1,5 g – angeboten. Der Inhalt von Pfefferminztee-Filterbeuteln entspricht oft nicht den Arzneibuchanforderungen – hoher Stängel­anteil, geringerer Gehalt an ätherischem Pfefferminzöl.

 

Empfohlene Dosierungen

Innerlich: mittlere Tagesdosis: 3 bis 6 g Pfefferminze, 6 bis 12 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl, 5 bis 15 g Tinktur. Inhalation: 3 bis 4 Tropfen in heißes Wasser geben und die Dämpfe einatmen. Äußerlich: 2 bis 4 mal täglich einige Tropfen in die betroffene Hautpartie einreiben. Berechnungsgrundlage: 4,5 g Pfefferminze, 9 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl (= 140 mg). Aufbewahrung kühl, trocken, vor Licht geschützt – nicht in Kunststoffbehältern: ätherisches Pfefferminzöl!

Pfefferminze ist auch unter folgenden Synonymen bekannt: Balsam, Balsme, englische Minze, Hausminze, Minze, Katzenkraut, Mutterkraut, Prominzen, Schmecker, Peppermint (engl.), Menthe poivreé, Feuilles de menthe (franz.).

 


Literatur:

Paknejad H, Hosseini Shekarabi SP, Shamsaie Mehrgan M, Hajimoradloo A, Khorshidi Z, Rastegari S. Dietary peppermint (Mentha piperita) powder affects growth performance, hematological indices, skin mucosal immune parameters, and expression of growth and stress-related genes in Caspian roach (Rutilus caspicus) [published online ahead of print, 2020 Jun 26]. Fish Physiol Biochem. 2020;10.1007/s10695-020-00839-z. doi:10.1007/s10695-020-00839-z

Mahendran G, Rahman LU. Ethnomedicinal, phytochemical and pharmacological updates on Peppermint (Mentha × piperita L.). A review. Phytother Res. 2020 Sep;34(9):2088-2139. doi: 10.1002/ptr.6664. Epub 2020 Mar 16. PMID: 32173933.

Adel M, Abedian Amiri A, Zorriehzahra J, Nematolahi A, Esteban MÁ. Effects of dietary peppermint (Mentha piperita) on growth performance, chemical body composition and hematological and immune parameters of fry Caspian white fish (Rutilus frisii kutum). Fish Shellfish Immunol. 2015;45(2):841-847. doi:10.1016/j.fsi.2015.06.010


Quelle: Arzneipflanze des Jahres 2004. MEDMIX 6/2004.

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