Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben.
Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in der medizinischen Behandlung von HIV. Sie hat unzähligen Menschen das Leben gerettet, indem sie das Virus in einen ruhenden Zustand versetzt und dessen Vermehrung unterdrückt. Doch neuere Studien zeigen, dass das HI-Virus unter dieser Therapie weiterhin aktiv sein kann.
Widersprüchliche Befunde zur Virusaktivität nach HIV-Kombinationstherapie
Obwohl die Medikamentenkombination die Virenlast im Blut der Patienten schnell reduziert und das Virus in vielen Zellen inaktiviert, gibt es Hinweise darauf, dass die Viren bei einer Unterbrechung der HIV-Kombinationstherapie schnell wieder aktiv werden. Diese Reaktivierung führt zu einem raschen Anstieg der Viruslast und einer Verschlechterung des Gesundheitszustands.
Zusätzlich sind HIV-Patienten trotz laufender Kombinationstherapie anfälliger für Krankheiten wie Krebs, Arteriosklerose und Alzheimer. Zudem haben sie oft eine niedrige Zahl an T-Helferzellen – ein Indikator, der typischerweise bei unbehandelter HIV-Infektion auftritt.
Die Rolle von extrazellulären Vesikeln
Ein Forschungsteam hat unlängst Hinweise gefunden, die auf ein unbekanntes Reservoir von aktiven HI-Viren im Körper hindeuten. Diese Entdeckung wurde durch die Untersuchung von extrazellulären Vesikeln gemacht. Das sind kleinen Bläschen, die Material zwischen Zellen transportieren.
Bei HIV-infizierten Personen steigt die Zahl dieser Vesikel signifikant an und bleibt auch unter Behandlung erhöht. Überraschenderweise enthalten diese Vesikel große Mengen an Proteinen, die auf eine aktive Virusvermehrung hinweisen.
Forschungsergebnisse und Implikationen
Die Studie zeigte, dass ein Anstieg dieser Proteine im Blut mit einer Abnahme der T-Helferzellen korreliert, was normalerweise ein Zusammenbruch der Immunabwehr nach sich zieht. Diese Befunde legen nahe, dass im Körper ein bisher unbekanntes und hochaktives Virusreservoir existiert, das die Effektivität der herkömmlichen HIV-Kombinationstherapie untergräbt.
Ausblick auf die HIV-Behandlung
Die Identifizierung und gezielte Bekämpfung dieses Virusreservoirs könnte die Behandlung von HIV signifikant verbessern und möglicherweise sogar revolutionieren. Die weiterführende Forschung in diesem Bereich ist entscheidend, um neue therapeutische Strategien zu entwickeln, die die Lebensqualität von HIV-Patienten weiter erhöhen könnten.
Literatur:
Zhang W, Ruan L. Recent advances in poor HIV immune reconstitution: what will the future look like? Front Microbiol. 2023 Aug 7;14:1236460. doi: 10.3389/fmicb.2023.1236460. PMID: 37608956; PMCID: PMC10440441.
Lee JH. The complex role of extracellular vesicles in HIV infection. BMB Rep. 2023 Jun;56(6):335-340. doi: 10.5483/BMBRep.2023-0073. PMID: 37291055; PMCID: PMC10315562.
Lee JH, Schierer S, Blume K, Dindorf J, Wittki S, Xiang W, Ostalecki C, Koliha N, Wild S, Schuler G, Fackler OT, Saksela K, Harrer T, Baur AS. HIV-Nef and ADAM17-Containing Plasma Extracellular Vesicles Induce and Correlate with Immune Pathogenesis in Chronic HIV Infection. EBioMedicine. 2016 Apr;6:103-113. doi: 10.1016/j.ebiom.2016.03.004. Epub 2016 Mar 3. PMID: 27211553; PMCID: PMC4856776.