Prof. Dr. Heinz Strohmer vom Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz fordert: „Probleme bei der Samenabgabe gehören enttabuisiert.“
Am Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) diskutieren rund 9.000 Expertinnen und Experten von 14. bis 17. Juni 2015 die neuesten Entwicklungen in der Kinderwunschbehandlung: „Der Automatic Sperm Sampler lenkt die Diskussion auf eines der letzten Tabus in der Kinderwunschbehandlung“, berichtet Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer, Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz.
Wenn es um Fertilitätsmedizin geht, stehen zumeist die Frauen im Fokus der Wahrnehmung. Der Jahresbericht 2014 des IVF-Registers dokumentiert unter anderem die Indikationen für IVF-Behandlungen und zeigt, dass die Realität eine andere ist: Denn bei 52,6 % aller Behandlungen lag die Infertilität beim Mann und nur bei 16,6 % bei der Frau. Bei 30,8 % liegt das Problem bei beiden Partnern. „Wir erleben, dass Infertilität unter Männern viel stärker tabuisiert wird als unter Frauen“, berichtet der Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz, Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer.
Samenabgabe „auf Zuruf“ schwierig
Im Rahmen der Kinderwunschbehandlung müssen Männer für die Befruchtung der Eizelle eine Samenprobe abgeben. Manche empfinden dies – trotz Unterstützung durch einschlägige Filme und Magazine – „auf Zuruf“ als herausfordernd. „Wenn es Schwierigkeiten mit der Samenabgabe gibt, kommt dies häufig erst heraus, wenn wir die Samenprobe bereits benötigen“, so Strohmer. „Im schlimmsten Fall mussten wir Behandlungszyklen wegen nicht geglückter Samenabgaben auch schon abbrechen.“
Automatic Sperm Sampler schafft Abhilfe
Derzeit gibt es keine Studien, die sich damit befassen, wie häufig Schwierigkeiten bei der Samenabgabe sind und zu wie vielen Behandlungsabbrüchen es deshalb kommt. Strohmer: „Dass nun auf der führenden Konferenz für Reproduktionsmedizin ein Gerät zur erleichterten Samenabgabe vorgestellt wurde, zeigt: Männer brauchen mehr Aufmerksamkeit in der Fertilitätsbehandlung.“ Das Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz entwickelt derzeit auch eine Studie zu diesem Thema.
Über das Kinderwunschzentrum: Das Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz wurde im Juni 2000 von Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca und Univ.-Prof. Dr. Heinz Strohmer gegründet und ist Österreichs führendes Zentrum für Reproduktionsmedizin. Das Institut bietet ein breites Spektrum an Behandlungen von der In-Vitro-Fertilisation (IVF) bis zur PCOS-Behandlung. Moderne Therapieansätze wie die Einnistungsspritze und -spülung oder der „Ferti-Check“ und der „SpermFertilityCheck“ wurden im Kinderwunschzentrum entwickelt bzw. erstmals angewandt. Kinderwunschzentren bestehen neben Wien in Bratislava, in Łódź/Polen, in Sibiu und Bukarest/Rumänien und in Sofia/Bulgarien.