Anton Proksch Institut feiert 60-jähriges Gründungsjubiläum. Gesundheitsministerin Oberhauser: „Beitrag für unsere Gesellschaft gar nicht hoch genug einzuschätzen“.
Wissenschaftliche Weiterentwicklung, professionelle Qualitätsstandards, aber auch Menschlichkeit und Wertschätzung bei der Behandlung von Suchtkranken – dafür steht das Anton Proksch Institut (API) in Wien-Liesing, das in diesen Tagen das 60-jährige Bestehen seiner Stiftung feierte. Das Institut betreut aktuell pro Jahr etwa 2.000 Patientinnen und Patienten stationär und rund 4.700 ambulant. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, selbst früher Vizepräsidentin der Stiftung, sprach in einer Videobotschaft von einem „Beitrag für unsere Gesellschaft, dessen Wert gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Vielen tausenden Patientinnen und Patienten konnte in den vergangenen sechs Jahrzehnten geholfen werden.“
Oberhauser bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts, die in schwierigen Lebenssituationen „einen sicheren Hafen bieten“.
Der ärztliche Direktor des Anton Proksch Institutes, Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek, gab bei der Jubiläumsfeier einen Einblick in die 60-jährige Geschichte der Suchtbehandlung, die über die Grenzen von Wien hinaus maßgeblich vom früheren Genesungsheim Kalksburg und heutigen Anton Proksch Institut geprägt wurde. In dem Haus in Wien-Liesing wurde in der jüngeren Vergangenheit auch das „Orpheus-Programm“ entwickelt, das einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Suchtkranken bedeutet. Wie Orpheus aus der griechischen Mythologie, der den Sirenen widersteht, indem er selbst ein schöneres Lied singt, geht es bei dem innovativen Behandlungskonzept darum, das Leben von Suchtkranken wieder schön, lust- und sinnvoll zu gestalten – und so die Verführungskraft von Suchtmitteln zu minimieren.
VAMED dankt API-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern
Seit 2013 hält die VAMED 60 Prozent der API Betriebs gemeinnützige GmbH. Mag. Gottfried Koos, Mitglied des Vorstandes der VAMED AG, bedankte sich anlässlich des Jubiläums bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, „die Tag für Tag sicherstellen, dass suchtkranke Menschen wieder ihren Platz in unserer Gesellschaft finden“. Medizinische Exzellenz und innovative Therapiekonzepte würden alle Häuser der VAMED auszeichnen, betonte Koos. „Wir sind daher stolz darauf, an der Weiterentwicklung des Anton-Proksch-Institutes mitarbeiten zu dürfen.“
Erstmals wurden im Rahmen der Feier am Donnerstagabend Förderpreise durch die Stiftung Anton Proksch Institut Wien an Diplomandinnen und Diplomanden vergeben, deren Arbeiten den wissenschaftlichen Diskurs zum Thema Sucht vorantreiben. Überreicht wurden die Preise von Sozialminister a.D. Rudolf Hundstorfer, der diese als langjähriger Präsident der Stiftung des API initiiert hatte. Die prämierten Arbeiten beschäftigen sich mit dem gesellschaftlichen Umgang mit psychoaktiven Substanzen (Stefan Tatschl, MA), der Rolle der klinischen Sozialarbeit in der Suchttherapie (Carina Bittner, MA) und der Drogensucht im Zusammenhang mit religiöser Spiritualität (Pia Nashandassee, MA).
Zusätzlich zur 60-Jahres-Feier fand auch heuer der alljährliche Kongress des Anton-Proksch-Institutes im Palais Ferstel statt. Dieser beschäftigte sich am 27. und 28. Jänner mit der Phänomenologie, der Pathogenese, der Diagnostik und der Behandlung des Schmerzes.
Eine kurze Geschichte des Anton-Proksch-Institutes
- 5. Dezember 1956: Unter der Schirmherrschaft von Sozialminister Anton Proksch wird das Kuratorium „Stiftung Genesungsheim“ gegründet, mit dem Ziel, ein Genesungsheim für Alkoholkranke zu gründen. Proksch selbst war in der Zwischenkriegszeit einer der Protagonisten des Arbeiterabstinenzbundes, einer Teilorganisation der SPÖ.
- 17. März 1956: Die Wiener Zeitungen melden, dass das Sozialministerium die ersten 200.000 Schilling zur Verfügung stellt, um das Genesungsheim zu errichten. Univ.-Prof. Dr. Hans Hoff übernimmt die Leitung des Hauses, dessen – damals revolutionäres – Konzept drei wesentliche Bestandteile hat: Freiwillige Aufnahme, Behandlung innerhalb der therapeutischen Gemeinschaft und ambulante Nachbehandlung.
- 17. Jänner 1961: Das „Genesungsheim Kalksburg“ geht in Wien-Liesing mit 65 Betten für Männer in Betrieb. Die offizielle Eröffnung erfolgt durch Bundespräsident Adolf Schärf im Mai 1961.
- 1962 – 1971: Laufende Erweiterungen und Adaptierungen des Hauses werden notwendig, auch Frauen werden aufgenommen. Die wissenschaftliche Arbeit wird ausgeweitet, das Genesungsheim Kalksburg erhält eine Forschungsstelle der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft und ein erstes Primariat. Einige weitere folgen.
- 1975: Anton Proksch stirbt. Das Genesungsheim Kalksburg wird in Anton-Proksch-Institut umbenannt.
- 1980er-, 1990er-Jahre: Das Anton-Proksch-Institut wird laufend ausgebaut, verstärkt sein ambulantes Angebot und seine Kooperation mit den Bundesländern Wien und Niederösterreich. Zunehmend werden auch Suchterkrankungen abseits von Alkohol behandelt.
- 2004: Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek wird Vorstand und ärztlicher Leiter des Anton-Proksch-Institutes. Das Haus umfasst mittlerweile 223 Betten für Alkohol- und Medikamentenabhängige, eine Drogenabteilung mit 43 Betten und eine Ambulanz. In weiterer Folge werden zunehmend auch nicht-stoffgebundene Suchterkrankungen wie pathologisches Glücksspiel, Internet- und Kaufsucht behandelt.
- 2007: Erstmals findet im Palais Ferstel ein Kongress des API statt. DSA Gabriele Gottwald-Nathaniel, MAS, wird Verwaltungsdirektorin.
- 2013: Die VAMED übernimmt 60 Prozent der API Betriebs gemeinnützige GmbH, die Stiftung Anton-Proksch-Institut hält 40 Prozent.
Quelle: http://api.or.at/