Die Zauberwurzel Alraune – seit jeher gegen viele Beschwerden eingesetzt verändert mit ihrer speziellen Wirkung auf Gehirn und Nerven stark das Bewusstsein.
Seit jeher verwenden die Menschen Pflanzen wie die Alraune, um das Bewusstsein zu verändern. Man nahm die Alraune, Mandragora officinarum, als Zauberpflanze oder Zauberwurzel weiland auch, um Verletzungen aber auch verschiedene andere Erkrankungen sowie Schmerzen zu behandeln. Auch für die Durchführung von Operationen hatte die Alraune mit ihrer Wirkung als eine Art Narkosemittel große Bedeutung. In den westlichen Kulturen missbrauchen die Menschen diese alten Heil- und Giftpflanzen leider häufig als Suchtmittel. Allerdings ist die geheimnisvolle menschenähnlich anmutende Zauberwurzel für indigene Völker nach wie vor von großer Bedeutung. Und zwar vor allem im Zusammenhang mit Kultur und Medizin.
Zauberwurzel Alraune – seit Jahrtausenden bekannt, begehrt und dämonisiert
Die Alraune bezeichnet man fachlich Mandragora officinalis L., Solanaceae. Sie ist im Englischen als Mandrake bekannt. Unter dem Strich gehört sie wohl zu den berühmtesten Zauberpflanzen und Heilpflanzen auch in unserem Kulturkreis. Denn schon im Altertum feierten und verehrten sie die magische Pflanzenerscheinung.
Im Mittelalter war die Araune – gemeinsam mit Tollkirschen und Bilsenkraut – Bestandteil der berühmten Hexensalben. Und sie war zudem beliebter Zusatz von Zubereitungen, die das Liebesleben beflügeln sollten. Mit der Christianisierung wurde die Alraune, neben zahlreichen anderen Heilpflanzen, als alte heidnische Ritualpflanze dämonisiert und abgelehnt.
Inhaltsstoffe und Anwendungsgebiete der Alraune
Carl von Linné hat 1753 in Species Plantarum – in seinem zweibändigen Werk, in dem er alle ihm bekannten Pflanzen beschrieb, zweiteiligen Namen (Binomen) vergab und damit den Beginn der modernen Nomenklatur für Pflanzen darstellte – die Alraune als Mandragora officinarum thematisiert.
Die wirksamen Inhaltsstoffe der Alraune sind Tropanalkaloide wie Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin, Cuskohygrin und Apoatropin. Zur heilenden Anwendung wurden Blätter, Früchte, Wurzeln und Wurzelrinde verwendet.
Eine aus der Wurzel der Alraune hergestellte Tinktur wurde bei Magengeschwüren, Koliken, Asthma, Heufieber, Keuchhusten und zur Narkosevorbereitung eingesetzt.
Auch in der Geburtenplanung kam die Alraune zur Anwendung, Abkochungen ihrer Wurzel galten als Brechmittel, in Zäpfchenform wurde die Alraune als Abtreibungs- und Schlafmittel eingesetzt.
In Form einer Kompresse wurde die Alraune gegen starke Menstruationsbeschwerden und Wahnsinn angewendet.
Seit jeher bewährt: Heilpflanzen und Homöopathie bei Frauenleiden
Heilpflanzen verschaffen Frauen bei leichten Beschwerden Linderung, Voraussetzung ist, dass sie bei Frauenleiden richtig und regelmäßig angewendet werden. Mehr dazu siehe https://medmix.at/heilpflanzen-bei-frauenleiden/
Die Alraune im Standardwerk von Dioskurides
Medizinische Zubereitung der Alraune aus dem Standardwerk materia medica von Dioskurides im 1. Jh. nach Christus im Sinne der Signaturenlehre: das Aussehen auf die Wirkung schließen:
„Aus der Rinde der Wurzel wird Saft bereitet, indem sie frisch zerstossen und unter die Presse gebracht wird; man muss ihn dann in die Sonne setzen und nach dem Eindicken in einem irdenen Gefäße aufbewahren. In ähnlicher Weise wird auch aus den Äpfeln der Saft bereitet, aber es wird aus ihnen ein schwächerer Saft gewonnen.“
„Die frischen Blätter sind mit Graupen als Umschlag ein gutes Mittel bei Entzündungen an den Augen und an Geschwüren; sie zertheilen auch alle Verhärtungen und Abscesse, Drüsen und Geschwulste; sie bringen ferner Male ohne Eiterung weg, wenn sie fünf bis sechs Tage sanft aufgerieben werden. Zu demselben Zwecke werden die Blätter in Salzlake eingemacht und aufbewahrt.“
„Die Wurzel, mit Essig fein zerrieben, heilt Rose, mit Honig oder Oel dient sie gegen Schlangenbisse. Mit Wasser verheilt sie Drüsen und Tuberkeln, mit Graupen lindert sie auch Gelenkschmerzen.“
(aus: Des Pedanaios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre; übersetzt von Berendes; 1902)
Wirkungen und Nebenwirkungen der Zauber
Hauptsächlich wird die Wirkung der Alraune durch anticholinerge Effekte der Hauptalkaloide L-Hyoscyamin und L-Scopolamin hervorgerufen. Für die Rauschwirkung ist vor allem das Scopolamin verantwortlich, da Atropin die Blut-Hirn-Schranke kaum passiert.
Die Alraune verursacht im Körper zahlreiche Wirkungen, teils stärker, teils schwächer Beispielsweise verringert sich der Speichelfluss und verursacht so eine Mundtrockenheit.
Weiter verringert sich die Schweißproduktion und die Körpertemperatur steigt an. Die Pupillen erweitern sich und der Herzschlag beschleunigt sich. Es kommt zu einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit sowie allgemein der visuellen Wahrnehmung. Schließlich hemmt die Alraune auch die Produktion von Magensäure.
Die zentralen Wirkungen bei geringer Dosierung sind aber Benommenheit und Ermüdung. Es kommt zu einer milden Euphorie, zu Konzentrationsstörungen sowie zu einem tiefen, traumlosen Schlaf.
Aufgrund der Eintrübung des Bewusstseins kommt es allerdings zu keiner Erweiterung des Bewusstseins. Beeinträchtigt sind auch die Aufmerksamkeit sowie die Einsichtsfähigkeit. Dadurch, dass dem Berauschten meist die Erinnerung an das Rauscherlebnis fehlt, wird die Alraune aber heute kaum als psychedelische Droge gebraucht.
Gundelrebe, Gundermann: Beliebtes Gewürzkraut und Zauberpflanze
Die Zauberpflanze Gundelrebe, Gundermann, hat einen hohen Stellenwert, denn das Gewürzkraut kann in der Küche warme und kalte Speisen veredeln. Mehr dazu siehe https://medmix.at/gundelrebe-gundermann/
Gefahr höhere Dosierung
Wenn man höher dosiert, dann können sich auch negative Effekte wie Verwirrtheitszustände, Delirium, Amnesie, Eintrübung des Bewusstseins sowie Gedächtnisverlust entstehen.
Wenn man die Blätter und die Wurzeln der Alraune unsachgemäß anwendet, kann es leicht zu einer Überdosierung kommen. Dann kommt es nach 1 bis 4 Stunden – je nach eingenommener Dosis – zu zahlreichen, teils bereits beschriebenen Beschwerden. Dazu gehören eben Sehstörungen, extreme Mundtrockenheit, Hautrötung und ein Anstieg der Herzfrequenz. Auch Überaktivität und Akkommodationsstörungen gehören dazu.
Weiter treten oft Kopfschmerzen, Erbrechen, Beschwerden beim Harnlassen, Bauchschmerzen, Nierenfunktionsstörungen, metabolische Leberschäden sowie Halluzinationen, Delirium, Verwirrtheit, Sedierung und Amnesie auf. Durch das Gefühl der Erregung und des Kontrollverlustes über die Funktionen des Körpers können Angst- und Panikzustände eintreten.
Engelstrompete – pflanzliches Halluzinogen mit starker Wirkung
Die Engelstrompete – ein sehr starkes Halluzinogen – kann mit seiner Wirkung Halluzinationen erzeugen, die nicht mehr als solche erkannt werden. Mehr dazu unter https://medmix.at/engelstrompete-halluzinogen/
Literatur:
Benítez G, Leonti M, Böck B, Vulfsons S, Dafni A. The rise and fall of mandrake in medicine. J Ethnopharmacol. 2023 Mar 1;303:115874. doi: 10.1016/j.jep.2022.115874. Epub 2022 Nov 14. PMID: 36395976.
Dafni A, Böck B. Medicinal plants of the Bible-revisited. J Ethnobiol Ethnomed. 2019;15(1):57. Published 2019 Nov 27. doi:10.1186/s13002-019-0338-8
Carter AJ. Myths and mandrakes. J R Soc Med. 2003;96(3):144-147. doi:10.1258/jrsm.96.3.144
Purkis J. Myths and mandrakes. J R Soc Med. 2003;96(5):255. doi:10.1258/jrsm.96.5.255-a
Wilkinson DJ. Myths and mandrakes. J R Soc Med. 2003;96(5):255-256. doi:10.1258/jrsm.96.5.255-b
Quelle:
Die Zauberpflanze Alraune. MEDMIX 4/2008.