Die WHO lobt die Corona-Pandemie-Strategie in Schweden ohne völligen Lockdown als Vorbild und zukunftsweisendes Modell gegen Covid-19.
Die WHO sieht Schweden als Vorbild in der Corona-Pandemie. Dort verlassen sich Politik und Gesundheitsbehörden weitgehend auf die Eigenverantwortung der Bürger. Dr. Mike Ryan, der führende Notfall-Experte der Weltgesundheitsorganisation, sagte Ende April, dass man aus der Reaktion der Skandinavier auf die Corona-Pandemie etliche Lehren ziehen kann. Wobei es falsch wäre anzunehmen, dass die Schweden die Dinge einfach laufen hätten lassen.
„Ich denke, es gibt eine öffentliche Wahrnehmung, dass die Schweden keine Kontrollmaßnahmen ergriffen haben. Und dass sie die Ausbreitung der Krankheit einfach zugelassen haben“, sagte Ryan gegenüber der Presse. „Doch das ist weit weg von der Realität.“
Aktuell meldet die schwedische Gesundheitsbehörde, dass die Zahl der Corona-Infektionen seit Tagen weiter zurückgeht. Jedenfalls lobt die Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt die Strategie in Schweden als zukunftsweisendes Modell.
Empfehlungen statt Gesetze
In Schweden wurden wie bereits berichtet Empfehlungen statt Gesetze erlassen und auf die freiwillige Umsetzung der Bürger vertraut.
Von Abstand halten, der Bereitschaft sich selbst zu distanzieren, über Hygienemaßnahmen bis hin zum besonderen Schutz von Menschen in Pflegeheimen.
Man erhofft sich davon einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung und einen längeren Atem die Maßnahmen durchzuhalten. Siehe den detaillierten Bericht zur Strategie in MEDMIX (Strategien gegen die Corona-Pandemie: warum Schweden alles richtig machen könnte).
Noch hat Schweden mit seinen 10,3 Millionen Einwohnern prozentuell aber deutlich mehr Todesfälle als seine nordischen Nachbarn zu beklagen. Dort hatte man wesentlich strengere Eindämmungsmaßnahmen ergriffen. Mit aktuell 240 pro Million Einwohner zählt die Covid-19-Sterblichkeitsrate in Schweden zu den höchsten der Welt.
Nach wie vor sind viele Pflegeheime überproportional stark betroffen. Der Schutz der vulnerablen Bevölkerungsgruppen gelingt nur unzureichend.
Man glaubt jedoch fest daran, dass der richtige Zeitpunkt zur Evaluierung der Strategie noch weit in der Zukunft liegt. „Unsere Lösungen müssen langfristig gedacht sein“, betonte Schwedens Chefepidemiologe Anders Tegnell im Interview in NatureNews zur Covid-19-Situation in Schweden. „Jedes Land wird auf die eine oder andere Art Herdenimmunität erreichen müssen. Und wir machen es eben anders“.
WHO sieht Schweden als Vorbild für eine neue Normalität ohne staatliche Beschränkungen während der Corona-Pandemie
Zumindest macht Schweden mittlerweile mehr Tests und verfügt weiterhin über ausreichende Kapazitäten in Krankenhäusern, um lokale Ausbrüche zu bewältigen. Die Behörden warnen allerdings die Bevölkerung, dass das Covid-19-Risiko durch die stärkeren schönwetterbedingten Reiseaktivitäten in Schweden wieder größer werden könnte.
WHO-Experte Mike Ryan ist jedenfalls überzeugt: „Ich denke, wenn wir überall eine neue Normalität erreichen wollen, gilt Schweden als Vorbild und aussichtsreiches Modell. So könnten wir zu einer Gesellschaft ohne staatliche Beschränkungen zurückkehren.“
Quellen: New York Post; The Guardian; The Local – www.thelocal.se