Wegen Milchzucker, Obst oder Histamin: Menschen mit Unverträglichkeiten vertragen oft auch vermeintlich gesunde Lebensmittel schlecht.
Millionen Menschen leiden an Unverträglichkeiten auf bestimmte Lebensmittel oder Nahrungsmittel-Intoleranzen. Am häufigsten verursachen Fruktose-, Laktose- sowie Histamin-Unverträglichkeiten Beschwerden bei den Betroffenen.
Unverträglichkeiten auf bestimmte Bestandteile von Lebensmitteln wie Laktose, Fruktose oder Histamin
Grundsätzlich sind keine Nahrungsmittel verboten – was erlaubt ist, hängt von den Unverträglichkeiten ab. Bei vielen Menschen kann der Konsum bestimmter, allgemein als gesund eingeschätzter Lebensmittel wie Obst oder Milchprodukten zu unangenehmen Folgen für die Gesundheit führen. Dahingehend werden häufig Unverträglichkeiten auf bestimmte Nahrungsbestandteile wie Laktose, Fruktose oder Histamine beobachtet, oft leiden Betroffene Jahre lang an Symptomen, ohne die Ursache – eben Unverträglichkeiten – zu kennen.
Pseudoallergische Reaktionen durch Unverträglichkeiten auf Lebensmittel
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder Nahrungsmittel-Intoleranzen können so genannte pseudoallergische Reaktionen auslösen. Dabei verursachen die Unverträglichkeiten die gleichen Symptome wie bei Allergien, ohne aber immunologisch bedingt zu sein. Die Symptome können ab dem ersten Kontakt mit den nicht verträglichen Lebensmitteln auftreten, sehr häufig sind die Beschwerden bei Unverträglichkeiten dosisabhängig.
Bei Nahrungsmittel-Intoleranzen hat die betroffene Person die Fähigkeit verloren, bestimmte Nahrung zu verdauen. Oder diese Fähigkeit war nie vorhanden. Es kommt vor, dass trotz Intoleranz dennoch geringe Mengen eines unverträglichen Nahrungsmittels weiter verzehrt werden können.
Erst größere Mengen, die über der individuellen Toleranzschwelle liegen, lösen in der Folge die Beschwerden aus. Symptome von Nahrungsmittel-Intoleranzen sind beispielsweise Übelkeit, Blähungen, Völlegefühl, Durchfälle, schmerzende Bauchkrämpfe und Kopfschmerzen, depressive Verstimmung und andauernde Müdigkeit.
Milchzucker-Unverträglichkeit
Weit verbreitet ist die Milchzucker-Unverträglichkeit oder Laktoseintoleranz. Eine Milchzucker-Unverträglichkeit kann erst im Erwachsenenalter auftreten – die Fähigkeit, Milchzucker zu verdauen, verloren gehen – oder die betroffene Person mit Laktoseintoleranz konnte Milchzucker nie verdauen.
Betroffene mit Laktoseintoleranz müssen auf Nahrungsmittel mit Milchzucker (Milch und Milchprodukte) verzichten. Dabei hängt es vom Schweregrad der Laktoseintoleranz ab, ob nicht kleine Mengen doch vertragen werden können. Deshalb muss der einzelne Betroffene wissen, bei welcher Menge Milchzucker die Beschwerden auftreten.
Geringe Mengen unter drei Gramm lösen eher selten Beschwerden aus. Dies geschieht meist erst bei Laktosemengen über zehn Gramm, wodurch Betroffene nicht vollständig auf Milchprodukte verzichten müssen.
Grundsätzlich sollten gegebenenfalls fermentierte Milchprodukte wie Sauer- und Buttermilch aber auch Joghurt konsumiert werden, da diese Nahrungsmittel nur sehr wenig Milchzucker enthalten. Vor allem Käse ist praktisch bedenkenlos, da der Milchzucker durch Bakterien während des Reifeprozesses abgebaut wird.
Kalziummangel bei Unverträglichkeiten. Um Kalziummangel zu vermeiden, sollten neben Käse auch andere Kalziumreiche Nahrungsmittel wie dunkelgrünes Gemüse, Wildpflanzen, frische Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch oder Kresse, Nüsse, Samen und diverse Mineralwasser-Sorten verzehrt werden. Auch Kalziumpräparaten können eingenommen werden.
Meist reicht aber wie erwähnt eine laktosearme Ernährung. Welche Mengen geeignet sind, zeigt der Laktose-Toleranztest, der die Fähigkeit des Körpers untersucht, Milchzucker im Darm abzubauen.
Fruchtzucker-Unverträglichkeit
Eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit kann in unterschiedlicher Form auftreten. Bei der sogenannten Fruktoseintoleranz handelt es sich häufig um eine angeborene Störung des Stoffwechsels.
Bei der Fruchtzucker-Unverträglichkeit wird zwar Fruktose über ein Transportsystem im Darm in den Körper aufgenommen. Doch in weiterer Folge kann der Fruchtzucker nicht richtig in der Leber abgebaut werden – dies kann zu Bauchschmerzen und Bauchkrämpfen, Blähungen, Übelkeit oder Durchfällen sowie auch Verstopfungen führen – ähnliche Symptome wie bei einem Reizdarmsyndrom.
Im Gegensatz dazu ist die Fruktosemalabsorption eine erworbene Krankheit, bei der ein defektes Transportsystem im Dünndarm verhindert, dass die Fruktose ausreichend resorbiert werden kann.
Sowohl bei Fruchtzucker-Unverträglichkeit alsauch bei Fruktosemalabsorption sollte Einfachzucker in Früchten gemieden werden, auch Honig und Haushaltszucker sind problematisch. Somit sind viele Obstsorten tabu, die Vitaminzufuhr sollte deswegen mit Gemüsesorten und Getreide erfolgen. Auf eine Fruktoseintoleranz kann mittels eines Wasserstoff-Atemtests untersucht werden.
Histamin-Unverträglichkeit
Eine Histamin-Unverträglichkeit ist ebenfalls weit verbreitet und bleibt sehr oft lange unerkannt. Bei Histamin-Unverträglichkeiten kommt es zur Unfähigkeit des Organismus, das über die Nahrung aufgenommene Histamin ausreichend abzubauen.
Histamin-Unverträglichkeit scheint eine erworbene Erkrankung und nicht genetisch assoziiert zu sein. Acht von zehn Betroffenen sind Frauen, die meisten davon über vierzig Jahre alt. Die Symptome der Histamin-Unverträglichkeit sind Verdauungsbeschwerden, Migräne bzw. starker Kopfschmerz, Herzrasen aber auch niedriger Blutdruck. Weiters leiden die Betroffenen unter Hautausschlägen und Juckreiz, Anschwellen der Lippen, Rot werden (»Flush«), geröteten Augen, rinnende Nase bis zu Asthmaanfällen. Im Gegensatz zu den anderen Unverträglichkeiten kann es zu einer Lebensbedrohung kommen, im Ernstfall kann der Einsatz von Adrenalin oder anderen Antihistaminika relativ schnell Linderung bringen.
Oft kommt es zu einer Histamin-Unverträglichkeit durch Unverträglichkeit des Körpers gegenüber anderen Substanzen. So kommt es beispielsweise beim Verzehr von Milchzucker bei einer vorliegenden Laktoseintoleranz zu einer massiven Freisetzung von Histamin, was eine neuerliche Intoleranz fördern kann.
Dementsprechend komplex ist die Diagnose einer Histamin-Unverträglichkeit. Wie bei Laktose- und Fruktoseintoleranz können keine Antikörper nachgewiesen werden – im Gegensatz zu einer Allergie.
Bei Histamin-Unverträglichkeit ist deswegen oft eine Ausschlussdiät angezeigt. Dabei wird einige Tage lang nur Wasser getrunken und in weiterer Folge pro Tag nur ein Nahrungsmittel konsumiert, um so Reaktionen auf Unverträglichkeiten messen zu können.
Literatur:
Lomer MC. Review article: the aetiology, diagnosis, mechanisms and clinical evidence for food intolerance. Aliment Pharmacol Ther. 2015 Feb;41(3):262-75. doi: 10.1111/apt.13041. Epub 2014 Dec 3. PMID: 25471897.