Triamteren verstärkt den blutdrucksenkenden Effekt vom Diuretikum Hydrochlorothiazid – diese Erkenntnis liefert eine aktuelle sogenannte „Big Data-Studie”.
Etliche Zettabyte an Daten wurden alleine im letzten Jahr weltweit produziert – Tendenz steigend, so die Experten. Das rasche Wachstum der Datenmengen, das die globale Digitalisierung mit sich bringt, sowie ihre Analyse und Auswertung haben den Begriff „Big Data“ geprägt. Große Datenmengen entstehen in hoher Geschwindigkeit, ein Aspekt der auch für das Gesundheitssystem bzw. für die Forschung von großer Bedeutung ist.
Die elektronische Erfassung von Krankenakten ermöglicht sogenannte Big Data-Studien, durch die es wiederum möglich ist, Daten von unzähligen Patienten zu berücksichtigen bzw. zu analysieren. Studien dieser Art liefern wertvolle Informationen, die selbst durch zeit- und kostenintensiver klinischer Studien nicht zu erfassen wären.
Triamteren reduziert den Blutdruck in Kombination mit Hydrochlorothiazid
Ein aktuelles Beispiel liefern Wissenschafter des Regenstrief Institute und der Indiana University, die im Zuge einer Big Data Studie einen Zusatznutzen eines seit Jahren bekannten Medikamentes entdeckten. Das Medikament Triamteren, welches häufig zur Aufrechterhaltung der Kaliumkonzentration im Blut eingesetzt wird, trägt neuesten Erkenntnissen zufolge auch zu einer beträchtlichen Reduktion des Blutdruckes bei, wenn es in Kombination mit einem häufig verschriebenen Diuretikum, dem Hydrochlorothiazid, eingenommen wird.
Die Kombination dieser Wirkstoffe, die beide als Generikum verfügbar sind, führte zu einer Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung – unabhängig davon ob weitere blutdrucksenkende Medikamente, darunter ACE-Hemmer oder Kalziumkanalblocker, eingesetzt wurden. Anhand der elektronisch erfassten Krankenakten von 17.921 Patienten mit Bluthochdruck, die zwischen 2004 und 2012 Hydrochlorothiazid mit oder ohne Triamteren einnahmen, zeigte sich erstmalig, dass Triamtere den blutdrucksenkenden Effekt von Hydrochlorothiazid, verstärkt.
„Die aktuelle Studie ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wir mehr über bisher ungeahnte therapeutische Effekte bestimmter Medikamente erfahren können. Dabei tragen elektronische Krankenakten dazu bei, Fragen zu beantworten die ansonsten unbeantwortet bleiben würden,“ so Wanzhu Tu, Erstautor der Studie, die soeben im Journal of General Internal Medicine veröffentlicht wurde.
Die Durchführung einer großangelegten klinischen Studie zur Neubewertung der blutdrucksenkenden Wirkung von Triamteren, ein Medikament welches sich seit 1965 auf dem Markt befindet, wäre eher unwahrscheinlich. Kleinangelegte klinische Studien sind in der Regel jedoch nicht ausreichend um den Effekt eines bestimmten Medikaments zu erforschen. Big Data Studien, wie die aktuelle, dienen als gute Alternative,“ so Dr. Tu vom Regenstrief Institute.
Bluthochdruck gilt als Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Der American Heart Association zufolge, leidet einer von drei US-Amerikanern – d.h. etwa 78 Millionen Männer und Frauen – an Bluthochdruck.
Quelle: Wanzhu Tu, Brian S. Decker, Zangdong He, Blake L. Erdel, George J. Eckert, Richard N. Hellman, Michael D. Murray, John A. Oates, J Howard Pratt. Triamterene Enhances the Blood Pressure Lowering Effect of Hydrochlorothiazide in Patients with Hypertension. Journal of General Internal Medicine, 2015; DOI: 10.1007/s11606-015-3469-1
