Das Immunsuppressivum Tofacitinib (Xeljanz) aus der Wirkstoffgruppe der selektiven Januskinasen-Inhibitoren (JAK-Hemmer) kommt zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis oder Colitus ulcerosa zum Einsatz.
Der Zulassungsantrag für Tofacitinib bei Rheumatoider Arthritis basierte auf den klinischen Daten des globalen Phase 3 ORAL (Oral Rheumatoid Arthritis Phase 3 TriaLs) Studienprogramms mit über 6100 Patienten, das aus sechs bereits abgeschlossenen klinischen Studien sowie zwei offenen langfristigen Erweiterungsstudien besteht. Tofacitinib hat man erstmals im Jahr 2012 in den USA zugelassen. Seitdem haben hunderttausende Patienten weltweit den JAK-Hemmer behandelt. Zudem kommt heute Tofacitinib zur Behandlung von rheumatoider Arthritis (RA) und Psoriasis-Arthritis (PsA) sowie gegen Colitus ulcerosa zum Einsatz.
Rheumatoide Arthritis und der Tumor-Nekrose-Faktor
In der Behandlung Rheumatoider Arthritis gab es in den vergangenen Jahren gewaltige Fortschritte – vor allem durch Biologika. Die empfohlenen Therapieziele werden aber bei vielen Patienten z.B. durch Adhärenzprobleme, mangelnde Wirksamkeit, Methotrexat-Kontraindikation oder -Unverträglichkeit nicht erreicht.
Die langandauernden Entzündungsprozesse der Rheumatoiden Arthritis verursacht starke Schmerzen und zerstört allmählich die Gelenke der Betroffenen. Viele Rheumapatienten haben einen erhöhten Spiegel eines bestimmten Zytokins im Körper. Das ist der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF). Dieser Botenstoff wird von Immunzellen gebildet und ist unter anderem für die schmerzhaften Symptome verantwortlich. Die Behandlung mit anti-TNF-Antikörper neutralisiert die Signalwirkung des TNF. Damit lindert er die Leiden der Betroffenen. Wenn diese mittlerweile als Standard eingesetzte Behandlung keine Wirkung zeigt, kommen alternative Therapien zur Anwendung.
Tofacitinib als Tablette einnehmen
Das als Tablette einzunehmende Medikament Tofacitinib ist ein sogenanntes Small Molecule. Es fungiert als Hemmstoff der Januskinasen gegen die Produktion entzündungshemmender Zytokine. Dieses Wirkprinzip war schon in der Vergangenheit in der Behandlung von Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in verschiedenen Untersuchungen wirksam.
Die Hemmung der intrazellulären Januskinasen ist allerdings ein neuartiges Therapieprinzip bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Als erster Vertreter der sogenannten JAK-Hemmer (Januskinase) hat sich Tofacitinib vor allem bei jenen Patienten bewährt, die auf Methotrexat und Biologika nicht ausreichend angesprochen hatten.
Dabei kommt der JAK-Hemmer sowohl in der Kombinationstherapie mit Methotrexat und andere DMARD als auch in der Monotherapie zum Einsatz. Tofacitinib ist übrigens ohne Kühlung haltbar.
Erfahrungen mit der Kombination aus Methotrexat und Tofacitinib
Im Jahr 2013 publizierten Forscher Ergebnisse einer sechsmonatigen Studie mit 399 Patienten aus13 Ländern. Die Studienteilnehmer litten an einer mittelschweren bis schweren Form der rheumatoiden Arthritis und wurden mit einer Kombination aus Methotrexat – dem Standardwirkstoff zur Behandlung von Rheuma – und dem JAK-Hemmer. Tofacitinib ist ein Kinase-Hemmstoff, der die speziellen Enzyme hemmt, die für Entzündungsreaktionen bei der rheumatoiden Arthritis mitverantwortlich sind. Werden diese sogenannten Janus-Kinasen ausgebremst, dämpft dies die schmerzhaften Immunreaktionen.
Die Studie konnte beweisen, dass die Kombination von Methotrexat und Tofacitinib eine hohe Wirksamkeit bei der Behandlung rheumatoider Arthritis zeigt. Selbst bei Patienten, die auf eine Standardbehandlung mit anti-TNF-Antikörpern nicht ansprachen, war die Kombination von Methotrexat und Tofacitinib wirksam.
Nach einem halben Jahr kam es bei mehr als der Hälfte der Patienten zu einer Besserung der Ausgangssymptome über 50 Prozent. Somit konnten die schmerzhaften Gelenkentzündungen auch bei einer schwer zu therapierenden Patientengruppe effizient angewendet werden.
Tofacitinib als Monotherapie
In einer Analyse mit gepoolten Daten aus drei Phase III-Studien aus dem ORAL-Studienprogramm wurde die Wirksamkeit und Sicherheit der Tofacitinib-Monotherapie mit der oben beschriebenen Kombinationstherapie mit nicht-biologischen DMARDs bei Patienten mit unzureichendem Methotrexat-Ansprechen untersucht. Nach drei Monaten zeigte sich eine vergleichbare Wirksamkeit zwischen der 2 x täglichen Gabe einer Tofacitinib-Monotherapie und der Kombinationstherapie. Die Tofacitinib-Monotherapie brachen weniger Patienten ab als bei der Kombinationstherapie. Real-World-Daten zur Rheumatoiden Arthritis aus den Datenbanken JointMan® bzw. Optum Research zeigen, dass der JAK-Hemmer häufiger in Monotherapie als in Kombination mit Methotrexat – und monotherapeutisch auch häufiger als Biologika – eingesetzt wird.
Kontraindikationen, Wechselwirkungen und unerwünschte Wirkungen beim Einsatz von Tofacitinib
Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Kopfschmerzen und Durchfall sowie Blutdruckanstieg und erhöhten Cholesterolwerte gehören zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen. Etwa 3 Prozent der behandelten Patienten bekamen eine schwere Infektion, etwa 1 Prozent entwickelte hellen Hautkrebs. Grundsätzlich ist die Rate an schweren unerwünschten Nebenwirkungen vergleichbar mit der von Biologika. Vor Behandlungsbeginn ist ähnlich wie bei Biologika eine Untersuchung auf Tuberkulose und Herpes zoster angezeigt.
Literatur:
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Quelle: http://rheumatologie.charite.de/