Samstag, November 1, 2025

Entfernen der Eierstöcke: kleineres Risiko für Prolaps nach Hysterektomie

Das Entfernen der Eierstöcke erhöht das Risiko eines Prolaps nach Hysterektomie nicht. Im Gegenteil: es kann nach der Gebärmutterentfernung kann das Risiko sogar senken.

Nach einer Hysterektomie macht auch das Entfernen der Eierstöcke Sinn. Denn diese zu erhalten, schützt nicht vor einem Prolaps nach der Hysterektomie. Überraschenden Studienergebnissen zufolge erhöht das Alter, nicht aber die Menopause, das Risiko eines Prolaps. Diese überraschenden Ergebnisse der Women’s Health Initiative Study wurde unlängst im Fachjournal Menopause, das Journal der North American Menopause Societiy (NAMS), veröffentlicht.

Der Fachbegriff Prolaps bezeichnet übrigens das Heraustreten eines Organs oder eines Organteils durch eine Öffnung. Bekannte Beispiele sind das Austreten der Hämorrhoiden aus dem Anus (Analprolaps) oder der Gebärmutter aus der Scheide. Häufig muss auch ein Spezialist mit chirurgischen Maßnahmen eingreifen.

 

Ein Prolaps nach Hysterektomie wird durch das Entfernen der Eierstöcke eher verhindert, zeigen aktuelle Daten der Women’s Health Initiative Study.

Als Prolaps – umgangssprachlich auch Gebärmuttersenkung beziehungsweise Beckenboden-Schwäche genannt – wird in diesem Zusammenhang ein Absinken der Gebärmutter aus ihrer normalen Lage im Becken bezeichnet. Aus anatomischer Sicht wird die Gebärmutter von der Beckenmuskulatur, Bändern und anderem Gewebe gehalten. Wenn es zu einer Senkung der Gebärmutter kommt beziehungsweise wenn sich ihre normal Lage verändert, dann spricht man von einem Vorfall oder Prolaps.

Schuld sind in der Regel eine zu schwache Beckenboden-Muskulatur oder geschwächtes Bindegewebe. Dadurch ist die Gebärmutter in der Lage, sich so weit abzusenken, dass sie teilweise in die Vagina reicht und eine sichtbare Wölbung bildet – man spricht von einem subtotalen Prolaps des Uterus, dem Gebärmuttervorfall.

Im schlimmsten Fall kommt es zu einem totalen Prolaps, wobei die Senkung der Gebärmutter dann soweit ausgeprägt ist, dass Gebärmuttergewebe aus der Vagina herausragt.

 

Für und Wider einer Hysterektomie

Inwiefern es sinnvoll ist, die Eierstöcke im Zuge einer Hysterektomie zu entfernen – auch wenn keine Krebserkrankung vorliegt –, führt unter Experten immer wieder zu heftigen Diskussion. So reduziert die Entfernung der Eierstöcke einerseits das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Andererseits belegen Studien, dass die Entfernung der Eierstöcke wiederum andere Risiken mit sich bringt – darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrankheiten sowie Osteoporose.

 

Prolaps nach Hysterektomie

Zudem komme es zu einer Beeinflussung kognitiver Fähigkeiten und sexueller Funktionen. Auch wird immer wieder behauptet, dass die Entfernung der Eierstöcke das Prolaps-Risiko erhöht. Den aktuellen Analysen zufolge ist dies jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil – Frauen die ihre Eierstöcke behielten, hatten gegenüber Frauen, deren Eierstöcke entfernt wurden und die sich keiner Östrogen-Therapie unterzogen, ein höheres Prolaps-Risiko.

„Im Hinblick eines Prolaps scheint das Alter eine wesentlich größere Rolle zu spielen als die Menopause und der Rückgang der Östrogen Produktion,“ Dr. med. Margery Gass von der North American Menopause Society.

Die Analysen bestätigten jedoch sehr wohl andere Risiken für einen Prolaps – beispielsweise kommt es durch die Geburt von mehr als einem Kind zu einer Risiko-Verdopplung. Weiters erhöht Fettleibigkeit das Risiko um bis zu 75%.


Literatur:

Shveiky D, Kudish BI, Iglesia CB, Park AJ, Sokol AI, Lehman AM, Shara N, Howard BV. Effects of bilateral salpingo-oophorectomy at the time of hysterectomy on pelvic organ prolapse. Results from the Women’s Health Initiative trial. Menopause. 2015 May;22(5):483-8. doi: 10.1097/GME.0000000000000375.

Wenderlein MJ. Vaginal Delivery as Leading Risk Factor. Dtsch Arztebl Int. 2016;113(12):211-212. doi:10.3238/arztebl.2016.0011c


Quelle: DI Alexandra Springler. Risiko eines Prolaps nach Hysterektomie. MEDMIX online 2015.

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