Die Haut bei Psoriasis vulgaris ist oft abseits der betroffenen Areale trocken und reizbar, eine spezielle Pflege bei Psoriasis kann längerfristig Linderung schaffen.
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie der Keratolyse, Antiproliferation und Entzündungshemmung und der PUVA-Therapie hat die Pflege bei Psoriasis vulgaris eine große Bedeutung. Und zwar sowohl der sichtbaren psoriatischen Herde als auch der unbetroffenen Stellen. Das heißt im Klartext, dass alle Psoriasis-Patienten unabhängig von der Schwere der Erkrankung eine zusätzliche topische Grundbehandlung der Haut zur Linderung brauchen.
Pflege bei Psoriasis in milden und symptomfreien Intervallen hilft bei der Linderung der Beschwerden
Auch in mild ausgeprägten Fällen und den krankheitsfreien Intervallen ist eine konsequente Hautpflege wichtig. Besonders bedeutend ist, darauf zu achten, dass die Haut durch Wasser und Seife nicht weiter ausgetrocknet und bei der täglichen Hautpflege eine gute Hautfettung erreicht wird. Dies ist mit reinen Öl-Präparaten oder Emulsionen möglich.
Wasser- und ölhaltige, gegebenenfalls auch harnstoffhaltige Cremes, die möglichst wenig oder gar keine Emulgatoren enthalten sind dabei besser, da Emulgatoren die Barrierefunktion der Keratinozyten noch zusätzlich beeinträchtigen können.
Rückfettende pflanzliche oder mineralische Öle und Ölbäder sind zur Pflege gut geeignet. Nach einem ölhaltigen Vollbad darf der Körper allerdings nicht fest abgerubbelt, sondern nur reizarm abgetupft werden, um eine positive Wirkung zu erzielen.
Stark entfettende Seifen, die synthetische Detergenzien enthalten, sind zu meiden. Kosmetika, die Konservierungsmittel und Duftstoffe enthalten, sind ebenfalls mit Vorsicht zu verwenden, da es aufgrund der bei Psoriasis gestörten Hautbarriere leichter zu Sensibilisierungen kommen kann.
Wasser mit Bedacht einsetzen
Generell sollte der Wasserkontakt eher gering gehalten werden. Einfaches Waschen ist besser als langes Duschen oder Baden. Wird täglich geduscht, sollte das mit nicht zu heißem Wasser erfolgen. Ideal sind Temperaturen zwischen 32 und 35°C oder auch Kaltduschen, da dadurch kurzfristig die Ausschüttung von Cortison verstärkt wird.
Neue Daten zeigen allerdings, dass das Baden in Wasserstoffreichem Wasser – mit molekular angereichertem H2-Wasser – die Schwere und Lebensqualität von Patienten mit Psoriasis und signifikant und schnell verbessern kann. Wobei H2-Wasser beispielsweise aus 500 ml Wasser und 2,5 bis 3,5 mg Wasserstoff besteht.
In einer Studie konnten Mineralwasser mit gelöstem molekularem Wasserstoff sowie ein Wasser mit molekularem Wasserstoff den Anteile freier Radikale (Sauerstoffradikale) in der Haut verringern. Diese Sauerstoffradikale sind bekanntlich an der Pathogenese chronisch entzündlicher Erkrankungen beteiligt. Baden in Wasserstoff-Wasser verbessert aber auch die Elastizität der Haut.
Jedenfalls zeigen die Ergebnisse mehrerer Studien, dass das Baden mit Wasserstoff-angereichertem Wasser bei der Mehrheit der Patienten zu einer signifikanten Verbesserung der Psoriasis führt.
Sommer bevorzugt: Saisonale Pflege bei Psoriasis
Die Hautpflege sollte auch auf saisonale Gegebenheiten angepasst sein. Klimatische Schwankungen (warm/kalt; feucht/kalt), Pilzinfektionen und trockene, für Fremdstoffe durchlässige Haut können Auslöser eines Psoriasisschubes sein und selbst eingetrockneter eigener Schweiß kann Reizungen hervorrufen.
Viele Psoriasis-Patieten freuen sich auf den Sommer, weil es ihrer Haut dann meistens besser geht als bei kalten Temperaturen. Allerdings belasten dann so manche Blicke, wenn durch die sommerlicher Kleidung die psoriatischen Hautstellen zu sehen sind. Im Sommer sind jedenfalls weite, bequeme Kleider aus Baumwolle, Seide oder Leinen zu bevorzugen, darunter beispielsweise auch die Boxershort beim Mann. Soweit es geht, sollten Betroffene Patienten enge Jeans oder Kragen an Hemden, die scheuern, vermeiden und feuchte Kleidung schnellst möglich wechseln. Trotz der modernen, nebenwirkungsarmen Therapieoptionen ist an einigen Problemzonen eine besondere Pflege bei Psoriasis vulgaris notwendig.
Pflege der Kopfhaut bei Psoriasis
Zusätzlich zur möglichst frühzeitigen medikamentösen und UV-Therapie können einige Dinge bei der ästhetisch störenden Psoriais der Kopfhaut helfen. An erster Stelle steht hier die Vermeidung von Provokationsfaktoren. Die Verwendung einer weichen Bürste und die richtige Einstellung des Föns, der auf keinen Fall zu heiß sein sollte, ist hilfreich.
Der Versuch, bestehende Schuppen herauszukämmen oder herauszukratzen kann eine Verschlimmerung der Krankheit provozieren, daher ist bei bestehendem Juckreiz besser ein Antihistaminikum angebracht. Eine Lösung der Schuppen kann mit Ölhauben (in magistraler Form) erreicht werden.
Die Produkte wirken über Nacht ein und werden am nächsten Tag mit teer- ketaconazol-, schwefel- oder zinkpyrithionhaltigen Shampoopräparaten gründlich herausgewaschen.
Um die Präparate richtig anzuwenden, macht der Patient mit einem Kamm einen Scheitel und reibt mit dem Finger etwas Lotion oder Creme entlang dieses Scheitels ein, etwa eineinhalb Zentimeter weiter kommt der nächste Scheitel, usw.
Bei stärkerer Kopfhautpsoriasis eignet sich zusätzlich zu Corticoidexterna ein Lichtkamm, der ein Spektrum 311 Nanometer ausstrahlt. Bei dieser Behandlung eine Anwendung zu Hause möglich.
Nagelpsoriasis
Auch hier ist zuallererst die Vermeidung von Provokationsfaktoren entscheidend. Kurz geschnittene Nägel sind geringeren Scherkräften ausgesetzt und brechen seltener. Vor dem Schneiden empfiehlt sich ein warmes Öl- oder Teerbad, da eine weiche Nagelmasse beim Schneiden nicht so leicht splittert. Sinnvoll ist auch die regelmäßige Anwendung von rückfettenden Pflegecremen. Eine aggressive Maniküre oder Pediküre sowie Manipulationen am Nagelhäutchen sollte man unterlassen.
Hautfalten
Bei Ansätzen einer Psoriasis in Hautfalten müssen Infektionen, aber auch die Reibung von Haut auf Haut und okklusive Kleidung unbedingt vermieden werden. In diesen Regionen ist eine Applikation von fettenden Salben, Cremen oder Lotionen weniger geeignet, da bereits ein feuchtes Milieu herrscht. In der entzündlichen Phase sollte die Hautstelle zuerst trockengelegt werden. Hier empfehlen sich diverse Puder-Varianten beziehungsweise – über Nacht – weiche Zinkpasten mit einer magistralen Corticoid-Zusammensetzung.
Gehörgänge
Sind bei einem Psoriasispatienten auch die Gehörgänge betroffen kommt es häufiger zum Auftreten eines Ceruminalpfropfs. Regelmäßige Ohrenspülungen können hierbei dem Entstehen von lokalen Entzündungen vorbeugen. Bei sehr starkem Juckreiz sollte außerdem das Vorliegen einer Mykose ausgeschlossen werden.
Unter dem Strich ist eine therapiebegleitende Pflege bei Psoriasis vulgaris im Rahmen einer umfassenden Behandlung der Schuppenflechte zur Linderung der Beschwerden unverzichtbar. Sie unterstützt die Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung.
Literatur:
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