Montag, Oktober 2, 2023

Online-Training gegen Depressionen

Online-Trainings können wirksam gegen Depressionen helfen – sie sind eine sehr wirksame, flexible und kostengünstige Prävention gegen Depressionen.

 

Ein internationales Forscherteam hat weltweit erstmalig nachgewiesen, dass Online-Trainings wirksam gegen Depressionen helfen können. Bezugnehmend auf Erfolg versprechende Versuche internetbasierter Gesundheitsintervention wollten die Forscher wissen, ob durch das sechswöchige Online-Training GET.ON das Risiko, an einer Depression zu erkranken, reduziert werden kann. GET.ON basiert auf bewährten Therapiemethoden des systematischen Problemlösens und der Verhaltensaktivierung. In diesem Training gegen Depressionen absolvierten die Teilnehmer jede Woche eine halb- bis einstündige Übungseinheit – bestehend aus Videos, Texten und Aufgaben – und erprobten die Trainingsinhalte zwischen den Übungseinheiten im Alltag. Dabei wurden sie durch einen persönlichen Coach begleitet, mit dem sie online in Kontakt standen.

 

Wirksame und flexible Prävention gegen Depressionen

Das Forscherteam untersuchte 406 Personen, die ein erhöhtes Depressionsrisiko hatten, jedoch noch nicht an einer Depression erkrankt waren. In der randomisiert-kontrollierten klinischen Studie nahm jeweils die Hälfte der Probanden entweder am Online-Training GET.ON teil oder erhielt herkömmliche Anleitungen zur Vorbeugung von Depressionen in schriftlicher Form. Nach einem Jahr wurden die Teilnehmer in einem diagnostischen Telefoninterview untersucht.

Dabei stellten die Forscher fest, dass von den Personen, die GET.ON absolviert hatten, 27 Prozent im Verlauf des Jahres an einer Depression erkrankten – gegenüber 41 Prozent aus der Referenzgruppe ohne Online-Training. Ausgedrückt in der medizinischen Maßeinheit „number needed to treat“ bedeutet das: Von sechs Personen, die an GET.ON teilnehmen, kann bei einer Person eine neue depressive Erkrankung verhindert werden. Dies entspricht einer Senkung des relativen Risikos um 39 Prozent.

„Mit der Studie konnten wir zeigen, dass GET.ON das Risiko für das Auftreten von Depressionen effektiv reduzieren kann“, sagt Dr. David Ebert vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU, der das Online-Training initiiert und die Studie geleitet hat. „GET.ON bietet Menschen, die erste Beschwerden aufweisen, eine hoch wirksame, zugleich sehr flexible und obendrein kostengünstige Möglichkeit, einer behandlungsbedürftigen Depression erfolgreich vorzubeugen.“

 

Vorbeugende Maßnahmen gegen Depression als wichtige Aufgabe des Gesundheitssystems

Die Ergebnisse der GET.ON-Studie ist von hoher gesundheitspolitischer Relevanz: Nach Schätzung der Global Burden of Disease Study der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Depressionen in den Industrieländern in naher Zukunft die Hauptursache für vorzeitigen Tod und krankheitsbedingte Behinderung sein – noch vor koronarer Herzkrankheit, Alzheimer oder Diabetes. Einer Studie des Robert Koch-Instituts zufolge muss davon ausgegangen werden, dass in Deutschland etwa 15 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer einmal im Leben an einer Depression erkranken. „Studien zeigen, dass das durch Depressionen verursachte Leid mit den bisherigen Behandlungsmethoden nur um etwa ein Drittel verringert werden kann“, erklärt David Ebert. „Wirksame Präventionsstrategien, die frühzeitig unterstützen, sind für Betroffene, das Gesundheitssystem und den Wirtschaftsstandort gleichermaßen wichtig. Das gerade neu aufgelegte Präventionsgesetz hat daher erstmalig nun auch explizit die Prävention von Depression als wichtige Aufgabe des Gesundheitssystems definiert. Die aktuelle Studie zeigt, dass dies mittels Online-Training tatsächlich möglich ist.“

Das Training wird bereits durch die Barmer GEK angeboten und ist damit eine der ersten bundesweit verfügbaren Maßnahmen zur Prävention von Depression in Deutschland.

Effect of a Web-Based Guided Self-help Intervention for Prevention of Major Depression in Adults With Subthreshold DepressionA Randomized Clinical Trial. doi:10.1001/jama.2016.4326

Die Studie, an der 406 Probanden teilnahmen, ist ein Gemeinschaftsprojekt von Forschern der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), der Leuphana Universität Lüneburg und der Freien Universität Amsterdam in Zusammenarbeit mit der Barmer GEK. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der renommierten medizinischen Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht.

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