Die medizinische Forschung hat in der Krebstherapie in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht.
Neue Wirkstoffe haben in den letzten Jahren die Optionen in der Krebstherapie erweitert. Pembrolizumab, Ipililumab und Nivolumab sind solche Hoffnungsträger.
Immunologische Tumortherapien haben in jüngster Zeit die Möglichkeiten in der Krebstherapie maßgeblich erweitert. Die ersten zugelassenen Präparate bewähren sich bereits im klinischen Einsatz, viele neue Substanzen befinden sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.
Auch auf dem Gebiet der personalisierten Medizin wurden wesentliche Fortschritte erzielt. Eine der zentralen Herausforderungen besteht nun darin, die optimalen Indikationen und Kombinationen der zur Verfügung stehenden Optionen zu finden.
Erst in den letzten Jahren wurden neue Erkenntnisse gewonnen, die zu einem völlig neuen Verständnis der Interaktionen zwischen Tumorzellen und Organismus geführt und die Krebstherapie revolutioniert haben. Lange Zeit konzentrierte sich die Medizin v.a. auf die Stärkung des Immunsystems, um die Abwehr gegen Krebs zu verbessern.
Mittlerweile ist bekannt, dass Tumorzellen die Abwehr gegen sich selbst unterdrücken und sich so erfolgreich einer Zerstörung entziehen können. Die Krebsimmuntherapie basiert auf dem Prinzip, das Immunsystem durch eine Blockade dieser Mechanismen zu schützen bzw. wieder gegen den Tumor zu aktivieren.
Schutzmechanismen von Tumorzellen „aushebeln“
An der Oberfläche von Abwehrzellen (T-Lymphozyten) existieren bestimmte Rezeptoren wie beispielsweise Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen 4 (CTLA-4) oder Programmed Cell Death 1 (PD-1). Deren Aufgabe besteht normalerweise darin, überschießende Immunreaktionen zu hemmen, indem sie die Aktivität der T-Zellen bremsen.
Tumorzellen sind in der Lage, genau diesen Regulationsmechanismus zu verstärken und so quasi für ihre eigenen Interessen zu nutzen: Sie bilden an ihrer Zelloberfläche Proteine, die an die Rezeptoren der Abwehrzellen andocken und unterdrücken auf diese Weise die körpereigene Immunabwehr. Tumorzellen können nämlich durch das Immunsystem nicht mehr als „böse“ erkannt werden.
Mit speziellen monoklonalen Antikörpern wurden gezielte Gegenstrategien entwickelt. Sie heben die Unterdrückung des Immunsystems auf, kurbeln dessen Aktivität an und stellen ein Gleichgewicht zwischen den körpereigenen Abwehrkräften und dem Tumorwachstum her.
Zur Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms sind bereits der CTLA-4-Blocker Ipililumab sowie der in dieser Indikation noch besser wirksame PD-1-Hemmer Pembrolizumab zugelassen. Sie werden bereits mit großem Erfolg bei Hautkrebs-Patienten eingesetzt.
Darüber hinaus wurde der PD-1-Hemmer Nivolumab nicht nur zur Melanomtherapie, sondern auch für die Behandlung des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms zugelassen. Im November 2015 erhielt die Substanz eine Indikationserweiterung für das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom.
Neben der guten Wirksamkeit zeichnen sich in der Krebstherapie die neuen Immuntherapeutika auch durch eine ausgezeichnete Verträglichkeit aus. In seltenen Fällen kommt es zu leichten lokalen Hautreaktionen an der Injektionsstelle. Immunologische Nebenwirkungen treten kaum auf.
Innovative PDL1 (Programmed Cell Death-Ligand 1)-Antikörper in der Krebstherapie
Pembrolizumab wird in der Krebstherapie derzeit in vielen potenziellen Indikationen geprüft. Darüber hinaus werden uns in naher Zukunft weitere neue Substanzen, für die bereits klinische Studien abgeschlossen wurden, zur Verfügung stehen. Besonders vielversprechend sind einige innovative PDL1 (Programmed Cell Death-Ligand 1)-Antikörper, die bei verschiedensten Tumoren positive Ergebnisse gezeigt haben.
Weitere Hoffnungsträger in der Krebstherapie
Ein wichtiges Forschungsfeld ist auch die Etablierung neuer Kombinationen von Medikamenten, welche die Funktion der Immunabwehr entweder verstärken oder deren Blockade aufheben.
Parallel zu den Arbeiten auf dem Gebiet der Krebsimmuntherapie laufen auch im Bereich der personalisierten Medizin intensive Forschungsaktivitäten. Zum einen werden neue Medikamente in Studien geprüft, zum anderen neue prädiktive Biomarker entwickelt, mit denen sich das individuelle Ansprechen auf eine Therapie vorab einschätzen lässt. Ein großer Vorteil dieser zielgerichteten Therapien besteht darin, dass sie im Allgemeinen sehr gut verträglich sind.
Fazit. A la longue werden die neuen Entwicklungen bei vielen Tumorerkrankungen zu einer deutlichen Verbesserung sowohl der Wirksamkeit als auch der Verträglichkeit von Krebstherapien und damit der Überlebenszeit bei guter Lebensqualität führen.
Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski
Quellen:
Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski – Vorstand, Klinik für Innere Medizin I; Leiter, Klinische Abteilung für Onkologie und Leiter des Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien und AKH – im Rahmen der PK »Neue Therapien – neue Hoffnung – neue Herausforderungen« zur medizinischen Forschung in der Krebstherapie, 2016.
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