Eine neue mikrochirurgische Technik eröffnet Ärzten neue Möglichkeiten, um Strukturen mit weniger als 0,5 mm Durchmesser nähen zu können.
Plastische Chirurgen können immer kleinere Gefässe zusammennähen. Eine neue mikrochirurgische Technik ermöglichte am UniversitätsSpital Zürich einer Patientin ein Lymphknotenpaket vom Hals in die Leiste transferieren. Die Ärzte entnahmen dabei der Patientin das Lymphknotenpaket in der Halsregion und verpflanzten es in die Leistengegend und schlossen dort die versorgenden Blutgefässe vom Lappen mikrochirurgisch an die Blutgefässe im umliegenden Gewebe an, so dass die Lymphknoten nach dem Einwachsen ihre Drainage-Funktion übernehmen können. In Zukunft wird die Methode auch die Erfolgschancen bei Gewebeverpflanzungen und beim Annähen abgetrennter Gliedmassen erhöhen.

Supermikrochirurgie bedeutet, dass Ärzte Strukturen mit einem Durchmesser von weniger als 0,5 mm zusammen nähen. Sie arbeiten mit ultrafeinen Nadeln und Fäden. Das Verbinden eines so kleinen Gefässes erfordert vier bis sechs Nadelstiche und eine ruhige Hand. Nicht nur wegen der Kleinheit; wenn die Patienten atmen, bewegt sich unter Umständen auch das betroffene Gewebe. Die plastischen Chirurgen arbeiten mit einem hoch auflösenden Fluoreszenzmikroskop, das den Operationsbereich bis zu 40 Mal vergrössert darstellt. Dieses wird mit einem steuerbaren „Arm“ über die betroffene Stelle bewegt. Kurz vor dem Eingriff spritzen die Ärzte eine Flüssigkeit ins Gewebe, die die Blut- oder Lymphgefässe unter dem Mikroskop zum Leuchten bringt und so die Filigranarbeit erleichtert.
Die neue mikrochirurgische Technik hat Zukunftspotenzial
Bei der Behandlung von Lymphödemen kann die Supermikrochirurgie für eine signifikante Linderung der Symptome oder sogar für Heilung sorgen. Denn mit ihrer Hilfe können die Chirurgen die feinen Lymphgefässe miteinander oder mit kleinen Venen verbinden. Dadurch kann die angestaute Flüssigkeit besser aus dem geschwollenen Gewebe abfliessen. Am USZ wird die Technik neu auch zur Behandlung von angesammelter Flüssigkeit nach der Ausräumung von Lymphknoten und zur Reparatur von durchtrennen Lymphgefässen angewendet.
Die Supermikrochirurgie, deren Pioniere aus Japan und Taiwan stammen, wird sich weiter entwickeln. Die Fachleute erhoffen sich, dass durch die bessere Verbindung der feinen Lymphgefässe die Erfolgsaussichten steigen beim Verpflanzen von Gewebe oder beim Annähen von abgetrennten Gliedmassen – wie zum Beispiel einer Fingerkuppe.
Quelle: http://www.usz.ch/news/medienmitteilungen/seiten/supermikrochirurgie.aspx