Mittwoch, November 5, 2025

Milde therapeutische Hypothermie nach außerklinischem Kreislaufstillstand

Nach außerklinischem Herz-Kreislaufstillstand wird die milde therapeutische Hypothermie kontrovers diskutiert. Eine aktuelle Langzeitstudie gibt Antworten.

In Europa erleiden jedes Jahr 300.000 Patienten einen außerklinischen Herz-Kreislaufstillstand und müssen reanimiert werden. Um den neurologischen und kardiologischen Outcome für Patienten mit defibrillierbarem initialem Rhythmus – durch Kammerflimmern oder ventrikulären Tachykardien – zu verbessern, wird nach erfolgreicher Wiederbelebung empfohlen, die milde therapeutische Hypothermie anzuwenden – mit Absenkung der Körpertemperatur auf 32 bis 34 °C.

Obwohl die derzeitigen Leitlinien eine Empfehlung zur milden therapeutischen Hypothermie auch für primär nicht-defibrillierbare Rhythmen geben, ist die Evidenzlage noch kontrovers. Ziel der unter der Leitung von Frau Priv.-Doz. Dr. med Julia Seeger am Universitätsklinikum Ulm durchgeführten Studie war es, den Einfluss des initialen Rhythmus auf das Langzeitoutcome und die Lebensqualität bei Patienten nach außerklinischem Kreislaufstillstand und milder therapeutischer Hypothermie zu untersuchen. Dabei wurden 319 Patienten nach erfolgreicher Reanimation bei außerklinischem Kreislaufstillstand, welche am Universitätsklinikum mit milder therapeutischer Hypothermie behandelt wurden, eingeschlossen. Primärer Endpunkt war die Mortalität während des initialen Klinikaufenthaltes. Sekundärer Endpunkt das 3-Jahresüberleben. Der Einfluss auf die Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit wurden ebenfalls im Langzeit-Follow-up erfasst.

Es erlitten 41,4% (132) der Patienten einen Kreislaufstillstand aufgrund eines initialen nicht-defribrillierbarem Rhythmus. Das mittlere Alter der Patienten lag dabei bei 64,3±16,3 Jahren. In 73% der Fälle handelte es sich dabei um einen beobachteten Herz-Kreislaufstillstand. Ursächlich für den außerklinischen Herz-Kreislaufstillstand war in 52% der Fälle ein akutes Koronarsyndrom. Patienten mit initial defibrillierbarem Rhythmus zeigten einen signifikant niedrigeren primären Endpunkt (37.5% vs. 62.5%, p<0.01).

Das neurologische Outcome bei Klinikentlassung war dabei signifikant besser bei Patienten mit initial defibrillierbarem Rhythmus, trotz milder therapeutischer Hypothermie in beiden Gruppen. Es konnten 58,6% der Patienten mit keinem oder nur geringem neurologischem Defizit nach Glasgow Outcome Scale die Klinik verlassen, verglichen mit lediglich 17.6% der Patienten mit initial nicht-defibrillierbarem Rhythmus (p<0.01).

Auch der sekundäre Endpunkt des 3-Jahresüberlebens war signifikant höher bei defibrillierbarem Rhythmus. Im Langzeit-Follow-up über 3 Jahre zeigte sich eine signifikant höhere körperliche Leistungsfähigkeit mit einer insgesamt höheren Lebensqualität  und geringeren Einschränkung in den Aktivitäten des täglichen Lebens in der Gruppe der Patienten mit überlebtem außerklinischem Herz-Kreislaufstillstandes und initial defibrillierbarem Rhythmus.

Zusammenfassend konnte in dieser Langzeit-Nachbeobachtungsstudie ein signifikanter Einfluss des initialen Rhythmus auf die innerklinische Mortalität, das neurologische Outcome und die Langzeitmortalität gezeigt werden. Der initiale Rhythmus hat einen signifikanten Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität über eine Nachbeobachtung von 3 Jahren, mit milder therapeutischer Hypothermie.

Quelle: Pressetext DGK 04/2018; » Langzeitergebnisse nach außerklinischem Kreislaufstillstand und milder therapeutischer Hypothermie «; Priv.-Doz. Dr. Julia Seeger, Ulm

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