Samstag, Oktober 5, 2024

Doping mit Kokain im Sport ist wegen seiner kurzen Wirkung sinnlos

Doping mit Kokain: bringt die Partydroge beim Sport denn wirklich eine positive Wirkung zur körperlichen oder psychischen Leistungssteigerung?

Zahlreiche Spitzensportler wurden in der Vergangenheit immer wieder bei Doping mit Kokain erwischt. Prominente Sportler im Zusammenhang mit Kokainmissbrauch sind die Fussballlegende Diego Maradona, die Tennisstars Mats Wilander und die Schweizerin Martina Hingis, der schwedische Hochsprung-Weltmeister Patrick Sjöberg oder der österreichische Skisprung-Überflieger Andreas Goldberger. Unlängst wurde der Radsportler Luca Paolini positiv auf Doping mit Kokain getestet, die Tour-de-France war für ihn beendet. Alle prominenten Sportler betonten dabei immer wieder, dass der Konsum von Kokain aus rein privaten Gründen erfolgte, und keine positive Wirkung beim Sport im Sinne von Doping erfolgen sollte.

 

Was bringt Doping mit Kokain, wie wirkt die Partydroge?

Für einen möglichen leistungssteigernden Effekt des Kokains dürfte vor allem dessen Wirkung auf die Psyche des Sportlers sein. Kokainkonsum ruft Euphorie und ein Gefühl der Unbesiegbarkeit hervor, ohne wie andere Drogen Geist und Reaktionsfähigkeit zu benebeln.

Ähnlich wie auf die Psyche zeigt Kokain auch Wirkung auf den Körper, weshalb man einen möglichen Doping-Effekt beim Sport vermuten könnte. Die Substanz erhöht die Aktivität des sympathischen Nervensystems und regt so gleichermaßen Körper und Geist an. Ähnlich ist es auch bei den anderen Stimulanzien Amphetamin und Ecstasy.

Die Droge ist fettlöslich, was dazu führt, dass die Blut-Hirn-Schranke passieren werden kann, um im Gehirn die erwünschte Wirkung zu entfalten. Bei der nasalen Aufnahme – schnupfen, ziehen – kommt Kokain über die Nasenschleimhäute ins Blut, die Wirkung hält 15 bis 30 Minuten und maximal eine Stunde an.

Beim Rauchen oder Spritzen von Kokain ist die Wirkung sehr viel stärker, hält aber nur etwa 5 bis 10 Minuten an. Die rasche Aufnahme in den Blutkreislauf steigert die Gefahr von akutem Schock und die Toleranz- und Abhängigkeitspotenziale bei dieser Anwendungsform sind sehr viel höher als bei nasaler Aufnahme von Kokain.

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Im normalen Kommunikationsprozess der Nervenzellen wird Dopamin im synaptischen Spalt freigesetzt, und durch den Dopaminrezeptor an das benachbarte Neuron gebunden. Kokain blockiert diesen Vorgang, was zum erwünschten Effekt im Körper führt. Quelle: National Institute on Drug Abuse / USA

Neurotransmitter

Kokain ist eine Substanz, die die Wiederaufnahme von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin in den Nervenzellen hemmt. Dadurch wird der Transport dieser Neurotransmitter in die präsynaptische Zelle blockiert, was zu einer Anhäufung der Botenstoffe im synaptischen Spalt führt.

Aufgrund dieser Hemmung und der verlängerten Verweildauer im synaptischen Spalt können Dopamin, Serotonin und Noradrenalin die nachfolgenden Nervenzellen kontinuierlich stimulieren, was zu einem Gefühl von Euphorie und gesteigerter Energie führt.

Die Wirkung von Kokain wird hauptsächlich dem Dopamin zugeschrieben. Es erzeugt ein euphorisches Hochgefühl und vermittelt den Eindruck einer gesteigerten Leistungsfähigkeit und Aktivität. Es löst Erregungszustände aus und erzeugt einen starken Bewegungsdrang. Nebenwirkungen umfassen das Nachlassen von Hunger- und Müdigkeitsgefühlen.

 

Kokain und seine therapeutische Wirkung

In der Heimat der Cocablätter, aus denen man Kokain gewinnt, zeigt die Substanz nach wie vor Wirkung gegen alle möglichen Erkrankungszustände wie Schmerzen, Müdigkeit und natürlich allen voran der Höhenkrankheit eingenommen.

Es wird behauptet, dass das Doping mit Kokain angeblich die körperliche Leistungsfähigkeit der Inka-Laufkuriere verbessert hat. Diese waren sozusagen als Boten für den Nachrichtenaustausch zuständig und konsumierten reichlich Koka-Blätter. Allerdings ist die Wirkung des Kauens der Cocablätter deutlich schwächer im Vergleich zur Einnahme von reinem Kokain.

In Europa wurde Kokain weiland vor allem als Lokalanästhetikum bei Augenoperationen eingesetzt.

 

Wirkung von Kokain fast immer sinnlos für Doping im Sport

Oft verteidigten sich die Beschuldigten beziehungsweise überführten Spitzensportler damit, dass sie keinesfalls Doping mit Kokain geplant hatten. Sondern die Droge ausschließlich zum privaten Vergnügen eingenommen hatten. Das ist eine durchaus plausible Erklärung.

Denn Topsportler bewegen sich im sozialen Umfeld von Stars und Jetset, Events und Partys. Weiter stehen sie psychisch permanent unter Druck. Für die verantwortlichen Doping-Kontrolleure der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada spielt das aber keine Rolle. Kokain und seine möglich leistungssteigernde Wirkung für Körper und Psyche gehört zu den verbotenen Substanzen.

Für die Erklärung, dass Kokain rein aus privaten Gründen eingesetzt wird, spricht aber auch die Tatsache, dass der Konsum des weißen Pulvers sehr einfach und auch sehr lange mittels Haarproben entdeckt werden kann.

In der Rechtsmedizin ermöglicht eine genaue Analyse von bestimmten Haarabschnitten, die Details zu einem Drogenmissbrauch für Monate und sogar Jahre zu beschreiben. Wobei man seitens der WADA nur Urin- und Blutproben macht.

Zahlreiche Fachleute bestreiten, dass die Wirkung von Kokain für das Doping wirklich Sinn macht. Denn nach dem High durch Kokain folgt eine Art Katerzustand für Körper und Psyche, der wiederum die Leistungsfähigkeit deutlich reduziert.

Damit ist Doping mit Kokain eigentlich nur bei Anwendung unmittelbar vor einem – kurzen – Wettkampf sinnvoll. Der Wettkampf darf nicht allzu lange dauern, denn die Wirkung von Kokain hält, wie bereits erwähnt, nur maximal 60 Minuten an. Zuwenig für eine Etappe der Tour de France, zu wenig für ein Wimbledon-Match, aber auch zu wenig für ein Fussball-Match.


Literatur

Henning AD, Dimeo P. The new front in the war on doping: Amateur athletes. Int J Drug Policy. 2018 Jan;51:128-136. doi: 10.1016/j.drugpo.2017.05.036. Epub 2017 Jun 12.

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