Doping mit Kokain: bringt die Partydroge beim Sport denn wirklich eine positive Wirkung zur körperlichen oder psychischen Leistungssteigerung?
Zahlreiche Spitzensportler wurden in der Vergangenheit immer wieder bei Doping mit Kokain erwischt. Prominente Sportler im Zusammenhang mit Kokainmissbrauch sind die Fussballlegende Diego Maradona, die Tennisstars Andre Agassi und die Schweizerin Martina Hingis, der schwedische Hochsprung-Weltmeister Patrick Sjöberg oder der österreichische Skisprung-Überflieger Andreas Goldberger. Unlängst wurde der Radsportler Luca Paolini positiv auf Doping mit Kokain getestet. Die Tour-de-France war für ihn aber beendet. Alle prominenten Sportler betonten dabei immer wieder, dass der Konsum von Kokain aus rein privaten Gründen erfolgte, und keine positive Wirkung beim Sport im Sinne von Doping erfolgen sollte.
Was bringt Doping mit Kokain, wie wirkt die Partydroge?
Für einen möglichen leistungssteigernden Effekt des Kokains dürfte vor allem dessen Wirkung auf die Psyche des Sportlers sein: Kokainkonsum ruft Euphorie und ein Gefühl der Unbesiegbarkeit hervor, ohne wie andere Drogen Geist und Reaktionsfähigkeit zu benebeln.
Ähnlich wie auf die Psyche zeigt Kokain auch Wirkung auf den Körper, weshalb man einen möglichen Doping-Effekt beim Sport vermuten könnte. Die Substanz erhöht die Aktivität des sympathischen Nervensystems und regt so gleichermaßen Körper und Geist an – ähnlich wie die anderen Stimulanzien Amphetamin und Ecstasy.
Die Droge ist fettlöslich was dazu führt, dass die Blut-Hirn-Schranke passieren werden kann um im Gehirn die erwünschte Wirkung zu entfalten. Bei der nasalen Aufnahme – schnupfen, ziehen – kommt Kokain über die Nasenschleimhäute ins Blut, die Wirkung hält 15 bis 30 Minuten und maximal eine Stunde an.
Beim Rauchen oder Spritzen von Kokain ist die Wirkung sehr viel stärker, hält aber nur etwa 5 bis 10 Minuten an. Die rasche Aufnahme in den Blutkreislauf steigert die Gefahr von akutem Schock und die Toleranz- und Abhängigkeitspotenziale bei dieser Anwendungsform sind sehr viel höher als bei nasaler Aufnahme von Kokain.

Neurotransmitter
Kokain ist ein so genannter Wiederaufnahmehemmer an Dopamin-, Noradrenalin- und Serotonin-Nervenzellen, der den Transport dieser Neurotransmitterin die präsynaptische Zelle verhindert – es kommt zu einer Anhäufung der Neurotransmitter im synaptischen Spalt.
Durch diese Botenstoffe-Hemmung und eben dem Verweilen im synaptischen Spalt können Dopamin, Serotonin und Noradrenalin die nachgeschalteten Nervenzellen andauernd reizen, was eben als Hochgefühl und Stärke erlebt wird.
Die Wirkung von Kokain wird übrigens vor allem dem Dopamin zugesprochen. Es kommt zur Euphorie und führt zu einer selbst hoch eingeschätzten Leistungssteigerung und Aktivität, zu Erregung und einem starken Drang nach Bewegung. Als Nebenwirkungen verschwinden Hunger- und Müdigkeitsgefühle.
Kokain und seine therapeutische Wirkung
In der Heimat der Cocablätter, aus denen man Kokain gewinnt, zeigt die Substanz nach wie vor Wirkung gegen alle möglichen Erkrankungszustände wie Schmerzen, Müdigkeit und natürlich allen voran der Höhenkrankheit eingenommen.
Im Sinne von Doping mit Kokain und körperlicher Leistung sollen angeblich bereits die Laufkuriere der Inka, die praktisch als Postpoten für den Austausch von Nachrichten zuständig waren, reichlich Coca gekaut haben, wobei die Wirkung von Cocablätterkauen wesentlich schwächer ist, als wenn man reines Kokain einnimmt.
In Europa wurde Kokain weiland vor allem als Lokalanästhetikum bei Augenoperationen eingesetzt.
Wirkung von Kokain fast immer sinnlos für Doping im Sport
Oft verteidigten sich die Beschuldigten beziehungsweise überführten Spitzensportler damit, dass sie keinesfalls Doping mit Kokain geplant hatten. Sondern die Droge ausschließlich zum privaten Vergnügen eingenommen hatten. Das ist eine durchaus plausible Erklärung. Denn Topsportler bewegen sich im sozialen Umfeld von Stars und Jetset, Events und Partys.
Weiter stehen sie psychisch permanent unter Druck. Für die verantwortlichen Doping-Kontrolleure der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada spielt das aber keine Rolle: Kokain und seine möglich leistungssteigernde Wirkung für Körper und Psyche gehört zu den verbotenen Substanzen.
Für die Erklärung, dass Kokain rein aus privaten Gründen eingesetzt wird, spricht aber auch die Tatsache, dass der Konsum der weißes Pulver sehr einfach und auch sehr lange mittels Haarproben entdeckt werden kann.
In der Rechtsmedizin ermöglicht eine genaue Analyse von bestimmten Haarabschnitten, die Details zu einem Drogenmissbrauch für Monate und sogar Jahre zu beschreiben. Wobei man seitens der WADA nur Urin- und Blutproben macht.
Zahlreiche Fachleute bestreiten, dass die Wirkung von Kokain für das Doping wirklich Sinn macht. Denn nach dem High durch Kokain folgt eine Art Katerzustand für Körper und Psyche, der wiederum die Leistungsfähigkeit deutlich reduziert.
Damit ist Doping mit Kokain eigentlich nur bei Anwendung unmittelbar vor einem – kurzen – Wettkampf sinnvoll. Der Wettkampf darf nicht allzu lange dauern, denn die Wirkung von Kokain hält wie bereits erwähnt nur maximal 60 Minuten, an. Zuwenig für eine Etappe der Tour de France, zu wenig für ein Wimbledon-Match, aber auch zu wenig für ein Fussball-Match.
Literatur:
Henning AD, Dimeo P. The new front in the war on doping: Amateur athletes. Int J Drug Policy. 2018 Jan;51:128-136. doi: 10.1016/j.drugpo.2017.05.036. Epub 2017 Jun 12.