Weißdorn ist eine bewährte Arzneipflanze, die eine regelmäßige Herzschlagfolge herbeiführen und so auch positive Wirkung auf das Herz ausüben kann.
In der Pflanzenheilkunde kennt man Weißdorn als Heilpflanze mit positiver Wirkung für das Herz. Crataegus beziehungsweise Folium Crataegi cum flore, wie Weißdorn genannt wird, hat als Arzneipflanze seinen Stellenwert in der Behandlung der beginnenden Herzinsuffizienz. Und zwar insbesondere bei Koronarinsuffizienz, leichter Herzmuskelinsuffizienz, bei Druck sowie Beklemmungsgefühl in der Herzgegend. Zudem auch bei leichten Formen bradykader Herzrhythmusstörungen.
Procyanidine und Flavonoide als Inhaltsstoffe
Zahlreiche pharmakologische und klinische Untersuchungen haben deutlich gemacht, dass die oligomeren Procyanidine und Flavonoide als die für die Wirkung des Weißdorn maßgeblichen Wirkstoffe anzusehen sind.
Die einzigartige Stellung unter den heute bekannten Herz wirksamen Arzneistoffen erhält der Weißdorn durch seine Wirkung, eine regelmäßige Herzschlagfolge herbeizuführen.
Im Gegensatz zu den Glycosiddrogen, die ein arhythmogenes Potenzial besitzen. Diese Eigenschaft, neben der sehr guten Verträglichkeit, ist besonders wertvoll bei der Pharmakotherapie von älteren Menschen.
Aktuelle Ergebnisse zeigen auch, dass Weißdorn-Extrakte mit einem hohen Gehalt an Gesamtflavonoiden und Polyphenolen auch eine antibakterielle Wirkung gegen Bakterien bringen. Und zwar insbesondere gegen Staphylococcus aureus.
Arzneipflanze Weißdorn zeigt eine kombinierter Wirkung
Allgemein wird angenommen, dass es sich bei der therapeutischen Anwendung der Arzneipflanze Weißdorn um eine kombinierter Wirkung mehrerer Inhaltsstoffe beziehungsweise Inhaltsstoffgruppen handelt.
Zahlreiche Studien belegen, dass der Weißdorn-Gesamtextrakt stärker wirksam ist als die additive Wirkung einzelner isolierter Inhaltsstoffe.
Damit ist Weißdorn eine Arzneipflanze, ein Phytopharmakon, im klassischen Sinn und wird aus gutem Grund in über 300 Weißdorn-Präparaten verwendet. In jedem Fall ist der Flavonoidgehalt der entscheidende Prüfpunkt für die Beurteilung der Droge.
Crataegus – Folium Crataegi cum flore
Im Grunde genommen ist der Crataegus – Folium Crataegi cum flore – ist in den verschiedensten Arzneibüchern monographiert. Und zwar in Ph. Helv. VII, Franc. X, DAC 1996 und ÖAB 1990. Wobei für die meisten die übliche Methode zur Gehaltsbestimmung, die spektralphotometrische Bestimmung der Aluminiumchelatkomplexe, der nach saurer Hydrolyse entstandenen Flavonoidaglika verwendet wird.
Diese Methode ist allerdings nur bedingt für die Weißdornblätter mit Blüten geeignet. Einerseits bestehen nämlich mindestens die Hälfte der Flavonglycoside aus Flavon-C-Glycosiden, welche durch saure Hydrolyse nicht gespalten werden können und so der Bestimmung entgehen. Andererseits absorbieren bei der geforderten Wellenlänge (425 nm) auch Chlorophyll und andere Pflanzenpigmente, was die Ergebnisse zusätzlich verfälscht.
Aufgrund dieser Tatsache wurde im Ph.Eur.-NT 2000 der Crataegus neu aufgenommen. Und zwar haben Wissenschaftler die Gehaltsbestimmung nach einer Methode durchgeführt, die den Vorteil hat, sowohl die Glykosylflavone (»C-Glykoside«) als auch O-Glykoside zu erfassen. Wobei dies mit bisherigen Methoden nur sehr unvollständig der Fall war.
Die Flavonoide werden nach Extraktion mit 60% Ethanol und entsprechender Verdünnung mit Borsäure-Oxalsäure-Reagens umgesetzt, wobei orangefarbige Borinsäurekomplexe entstehen.
Die Absorptionsmessung erfolgt bei einer Wellenlänge von 410 nm. Die Berechnung des Flavonoidgehaltes wird auf Hyperosid bezogen. Zu beachten ist, dass bei der Methode der Mindestgehalt wesentlich höher ist als nach der früheren Methode (ÖAB mind. 0,7%, Ph.Eur.-NT 2000 mind. 1,5%).
Eine weitere Bestimmungsmethode ist die HPLC (high performance liquid chromatography), mit der sowohl der Gehalt der Flavonoide als auch an Procyanidine sehr genau bestimmt werden kann.
Literatur:
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