Der altbekannter Schlaganfall-Arzneistoff Vinpocetin, ein synthetisches Derivat des Inhaltsstoff Vincamin der Pflanze Kleines Immergrün, zeigt Wirkung bei Mittelohrentzündung.
Mit seiner Wirkung ist Vinpocetin, ein Derivat des natürlichen Alkaloids Vincamin der Pflanze Kleines Immergrün, eine effektive Alternative in der Behandlung von Mittelohrentzündungen. Die Substanz soll nach Ansicht der Forscher von der Georgia State University und der University of Rochester Medical Center die Schleimüberproduktion unterdrücken, antibakteriell wirken und einhergehenden Hörverlust reduzieren.
Vinpocetin, synthetische Abwandlung von Vincamin aus dem Kleinen Immergrün, Vinca minor
Vinpocetin ist ein halbsynthetischer Abkömmling des Vincamins, dem Hauptalkaloid des Kleinen Immergrün, vinca minor, und wird als Arzneistoff verwendet. Diese synthetische Abwandlung von Vincamin wirkt erweiternd auf die Blutgefäße im Gehirn und erhöht den zerebralen Catecholaminstoffwechsel.
Bis dato wurde der Arzneistoff bei zerebrovaskulären Störungen, Schlaganfall, Demenz und schwachem bis mittelstarken Psychosyndrom aber auch bei Alzheimer eingesetzt.
Kleines Immergrün und Vincamin: Vorsicht vor Blutschäden
Der kriechende, immergrüne niedrige Zwergstrauch Kleines Immergrün ist nicht nur eine Zierpflanze mit lila-blauen Blüten, sondern auch eine Heilpflanze. Die Pflanze aus der Familie der Hundsgiftgewächse ist mit seinen verholzenden Hauptsprossen und den immergrünen Laubblättern vor allem in Nordspanien, Westfrankreich, Mittel- und Südeuropa sowie in Kleinasien und dem Kaukasus anzutreffen. Die Blütezeit beginnt in den Monaten April und Mai und kann bis in den September andauern. Die Pflanze ist in allen Teilen giftig und enthält mehr als 40 Alkaloide mit einem Gesamtalkaloidgehalt von 0,2 bis 0,7 Prozent. neben dem Eburnamenin ist Vincamin der wichtigste Inhaltsstoff. Das wichtige Alkaloid, Vincamin, das in den Blättern vorkommt, zeigt im Einsatz als natürliches Heilmittel und eine ausgeprägte zerebrovasodilatatorische und neuroprotektive Aktivität.
Das Immergrünkraut darf heute nicht zur Anwendung am Menschen in Verkehr gebracht werden, mit Ausnahme von homöopathischen Zubereitungen. Ein dementsprechender Widerruf der Zulassung erfolgte, nachdem sich ein Verdacht auf Blutbildschäden bei nicht belegter Wirksamkeit ergab. Den durch die Darreichungsform der Heilpflanze und durch Extraktion der daraus hergestellten Präparate konnte kein ausreichend hoher Plasmaspiegel an Vincamin erreicht werden. Allerdings gibt es aktuell zahlreiche pharmazeutische Arbeiten dazu. So kann die Pflanze Kleines Immergrün mit seinen biologisch aktiven Alkaloide wie dem Vincamin beispielsweise im Iran als natürliche Quelle für pharmazeutische Zwecke verwendet werden.
Studie bestätigt entzündungshemmende Wirkung und Verbesserung der antimikrobiellen Abwehrkräfte von Vinpocetin bei Mittelohrentzündung
Eine rezente Studie ergab, das die topischen Verabreichung von Vinpocetin die Entzündungen und die Überproduktion von Schleim durch Streptococcus pneumoniae Bakterien unterdrückt, den Hörverlust im Mittelohr reduziert sowie eine deutlich verbesserte Bakterienfreiheit im Tierversuch bringt.
Vinpocetin ist als Arzneistoff im Europäischen Arzneibuch monografiert.
„Unsere vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass das Vinpocetin eine entscheidende Rolle bei der Entzündungshemmung und der Verbesserung der antimikrobiellen Abwehrkräfte bei Otitis media spielt“, reüssiert Dr. Jian-Dong Li, Direktor des Instituts für Biomedizinische Wissenschaften an der Georgia State University.
Häufige Arztbesuche durch Mittelohrentzündung
Mittelohrentzündung oder Otitis media ist einer der häufigsten Beratungsanlässe beim Hausarzt. Sie tritt häufig im Kindesalter auf, da in jungen Jahren die Eustachische Röhre noch kurz und weit ist. Denn das erleichtert das Aufsteigen von Bakterien aus dem Nasenrachenraum.
Grundsätzlich beginnt Otitis media mit einem Stechen im Ohr. Deswegen greift sich das Kind immer wieder ans Ohr und liegt hauptsächlich auf der schmerzenden Seite. Die Erkrankung muss nicht sofort antibiotisch behandelt werden, man kann die regulären Ordinationszeiten wahrnehmen. Schließlich ist auch eine altersgerechte Versorgung mit Schmerzmitteln ist angezeigt.
Einfache Maßnahmen bei Ohrenschmerzen
Otitis externa und Otitis media die häufigsten Verursacher von Ohrenschmerzen. Meistens genügt ein einfacher Test, um grob zwischen Otitis externa und Otitis media unterscheiden zu können.
Wenn sich beim Ziehen am Ohrläppchen die Ohrenschmerzen oder der Druck auf die Ohrmuschel verstärken, ist der Gehörgang entzündet und es lieg eine Otitis externa vor.
Bei Otitis media, der Mittelohrentzündung, spielt hingegen dieses Ohrläppchenziehen keine Rolle, das betroffene Kind bleibt dadurch weitgehend beschwerdelos.
Auch das Alter spielt eine Rolle. Denn bei Kleinkindern ist häufig das Mittelohr betroffenen, während bei älteren Kindern und Erwachsenen es grundsätzlich eher zu einer Entzündung des äußeren Gehörganges kommt. Dies geschieht beispielsweise nicht selten beim Baden im Freibad oder in der Therme.
Bei der Mittelohrentzündung treten neben den meist heftigen Schmerzen immer wieder Fieber und das Gefühl eines „verlegten“ Ohres auf. Eine einfache erste Behandlungsmöglichkeit im Rahmen der Selbstmedikation ist die Anwendung von abschwellenden Nasentropfen. Doch Vorsicht: die Tropfen gehören in die Nase und nicht in das Ohr.
Besonders wichtig für Eltern ist es zu wissen, dass bei Fieber ab 39 °C, starkem Druckgefühl im Ohr und plötzlich stark nachlassendem Hörvermögen sowie bei Schwindel, Erbrechen und Nackensteifigkeit sofort ein Arzt zu konsultieren ist.
Literatur:
Zhang YS, Li JD, Yan C. An update on vinpocetine: New discoveries and clinical implications. Eur J Pharmacol. 2018;819:30–34. doi:10.1016/j.ejphar.2017.11.041
Quellen:
https://www.aafp.org/patient-care/clinical-recommendations/all/otitis-media.html
https://www.webmd.com/vitamins/ai/ingredientmono-175/vinpocetine