Dienstag, November 4, 2025

Rekanalisation chronischer Koronarverschlüsse bei Übergewicht

Die Rekanalisation komplexer Läsionen, wie chronische Koronarverschlüsse, kann bei Patienten mit Übergewicht erfolgreich durchgeführt werden.

Ein chronischer Verschluss eines Koronargefäßes (CTO = chronic total occlusion) wird bei bis zu 20% jeder diagnostischen Herzkatheteruntersuchung nachgewiesen. Die Rekanalisation dieser Läsionen bleibt eine Herausforderung in der interventionellen Kardiologie.

20% der diagnostischen Herzkatheteruntersuchungen weisen einen chronischen Verschluss eines Koronargefäßes (CTO = chronic total occlusion) nachg. Die Rekanalisation dieser Läsionen bleibt eine Herausforderung in der interventionellen Kardiologie. Aufgrund neuer Techniken wie der retrograden Rekanalisationstechnik und neuer Materialien wie innovativer Interventionsdrähte und Entwicklung spezieller Mikrokatheter kann in erfahrenen Zentren eine Rekanalisationsrate von mehr als 90% erreicht werden. Wenn Angina Pectoris Beschwerden bestehen sowie Viabilität und/oder Ischämie von mehr als 10% des betroffenen Myokardareals nachgewiesen werden kann, so ist eine Revaskularisation anzustreben auch bei Vorliegen einer Kollateralenversorgung.

Übergewicht ist ein etablierter Teil des kardiovaskulären Risikoprofils. Es ist, mit seinen assoziierten Risikofaktoren, dem arteriellen Bluthochdruck, Diabetes Mellitus und Dyslipidämie, vergesellschaftet mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität.

 

Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und den intrahospitalen Ergebnissen nach Rekanalisation einer CTO untersucht

Wissenschaftler untersuchten unlängst in einer retrospektiven Studie den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und intrahospitalen Ergebnissen nach Rekanalisation einer CTO. Zwischen 2012 und 2018 schlossen sie 600 Patienten in die Untersuchung ein. Antegrade und retrograde Rekanalisationstechniken wurden ebenso verwendet wie eine kontrallaterale Injektion zur Darstellung der Kollateralenversorgung.

Der BMI wurde gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO = World Health Organisation) berechnet und die Patientenkohorte wurde in vier Gruppen unterteilt: in normgewichtige Patienten (18.5-24.9 kg/m²), übergewichtige Patienten (25-29.9 kg/m²), adipöse Patienten (30-34.9 kg/m²) und sehr adipöse Patienten (≥35 kg/m²). Die Mehrheit der Patienten war männlich (84,6%), und das Durchschnittsalter betrug 62 Jahre. Von den 600 Patienten hatten 77 (15,2%) ein normales Gewicht, 286 (56,3%) waren übergewichtig, 106 (20,9%) adipös und 39 (7,7%) sehr adipös (Abb.1).

Die Prävalenz der meisten kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes Mellitus, arterieller Hypertonus und familiäre Veranlagung für eine koronare Herzerkrankung (KHK) nahm parallel zu steigenden BMI-Kategorien zu. Der J-CTO-Score, welcher die Komplexität der Koronarläsion beschreibt und u.a. die Länge des Verschlusses, die Morphologie der proximalen Verschlusskappe und die Kalzifikation des Verschlusses umfasst, war in allen BMI-Kategorien vergleichbar.

 

Längere Untersuchungs- und Durchleuchtungszeiten bei erhöhtem BMI

Die Menge an Kontrastmitteln und die Durchleuchtungszeit stiegen tendenziell zu steigenden BMI Kategorien. Während die Strahlendosis bei erhöhten BMI-Kategorien signifikant anstieg, ohne allerdings akute strahleninduzierte Hautläsion hervorzurufen. Normalgewichtige Patienten hatten im Vergleich zu adipösen Patienten eine kürzere Untersuchungszeit. Wobei die Erfolgsraten in allen BMI-Kategorien ähnlich waren (Abb. 2).

Intrahospitale Komplikationen waren selten und zeigten keinen statistisch signifikanten Unterschied. Dabei umfassten sie meist vaskuläre Komplikationen wie ein lokales Hämatom an der Punktionsstelle sowie eine Perikard-Amponade. Wobei hier einer Perikard-Punktion und ohne weitere Folgen erfolgreich war. Letztlich beobachteten die Wissenschaftler keine schweren Komplikationen wie periprozedural Tod sowie ST-Hebungsinfarkt.

Schließlich zeigt diese retrospektive Analyse, dass bei Patienten mit Übergewicht, unabhängig vom Grad des Übergewichts, eine erfolgreiche Rekanalisation komplexer Läsionen, wie einer CTO, durchgeführt werden können. Allerdings muss man das Problem der längeren Untersuchungs- und Durchleuchtungszeiten sowie einer erhöhten Strahlendosis bedenken.

Quelle:

Pressetext DGK 10/2018 – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK), www.dgk.org

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