Patient Empowerment – die Mitwirkungsmöglichkeit für mündige Patienten – führt zu positiven Auswirkungen auf die Therapien und die Genesungsprozesse der Patienten.
Patient Empowerment bedeutet eine Stärkung, beziehungsweise Befähigung der Patienten und erfordert daher ein Umdenken der klassischen Arzt-Patient-Beziehung. Die Patienten sollen über ihre jeweilige Krankheit und alternative Behandlungsmethoden aufgeklärt werden und proaktiv mit dem behandelnden Arzt am Management der Krankheit beteiligt sein.
Patient Empowerment bewährt sich insbesondere im Umgang mit chronischen Krankheiten und verbessert Behandlungsergebnisse wesentlich. Der noch relativ junge Ansatz ist ein wesentlicher Faktor für ein patientenzentriertes, nachhaltiges und kosteneffizientes Gesundheitswesen.
„Der Patient ist auf Augenhöhe mit dem Arzt und übernimmt Verantwortung bei der Behandlung seiner Krankheit. Er ergreift gegebenenfalls Präventivmaßnahmen, er kennt Risiken und ist im Stande, Therapievorschläge kritisch zu hinterfragen.“, sagt Nicola Bedlington Präsident European Patient´s Forum.
Patient Empowerment bringt Wandel der Patientenrolle
Das Europäische Patientenforum (EPF) hat zu Patient Empowerment eine EU-weite Kampagne mit den Grundsteinen Bildung, Expertise, Gleichberechtigung, Erfahrung und Einbindung des Patienten für die Priorisierung von Patientenbevollmächtigung lanciert.
Aus Patientensicht gelingt es Gesundheitssystemen nicht ausreichend, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, sie in die Behandlungsprozesse einzubinden und als gleichberechtigte Partner – der mündige Patient – in der Versorgung zu behandeln. Das EPF wirbt um Verständnis für das Thema Patientenbeteiligung, insbesondere bei Entscheidungsträgern im Gesundheitsbereich.
eHealth gewinnt zunehmend an Bedeutung
Um Patienten in die Behandlung einzubeziehen, sind auch digitale Lösungen notwendig. Ein sechsstündiges Parallelforum der Generaldirektion für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien (GD CNECT) widmete sich diesem Thema. Ein Beispiel sind zeitnahe und direkt verfügbare Informationen zur eigenen Krankheit als wichtige Basis der Patientenbefähigung.
Hierzu gibt es bereits ein EU-weites Projekt namens PALANTE (PAtient Leading and mANaging their healTHcare through EHealth), das sich mit der Möglichkeit beschäftigt, patientenbezogene Daten unter Berücksichtigung des Datenschutzes zu sammeln und zu speichern. Der Patient findet neben der Auflistung seiner Untersuchungen Wissenswertes über seine Krankheit.
Das erweitert seine Gesundheitskompetenzen und stärkt seine Selbstmanagementfähigkeit und macht ihn zum Experten seiner Krankheit. Die Erhöhung der Patientenbefähigung hat hohe Priorität in der EU-Gesundheitspolitik und soll kontinuierlich gestärkt werden.
mHealth – Mobile Gesundheit: technischer Fortschritt
Während des European Health Forum Gastein gab es Veranstaltung über mHealth (mobile Gesundheit). Einer der Sprecher war Michal Boni (Mitglied des EU Parlaments/Polen). Boni: „Wir brauchen radikale Ӓnderungen im Gesundheitssystem. Dieses muss wesentlich effizienter und User-freundlicher sein und wirklich personalisierte medizinische Versorgung ermӧglichen. Wir brauchen diese signifikanten Ӓnderungen sowohl auf Patientenseite wie auf Seite der Mediziner.
Diese Ziele kӧnnen erreicht werden, wenn die zur Verfügung stehenden technologischen Fortschritte implementiert und die entsprechenden Businessmodelle etabliert werden. Diese digitale Revolution im Gesundheitsbereich erfordert Leadership und involviert alle Stakeholder. Es ist ein Mehrstufenprozess, der auch Public-Awareness-Kampagnen, Forschung und Entwicklung inkludiert. Ebenso wie die Auswertung um die entsprechende Effektivität zu zeigen bzw. um die entsprechenden Benutzungsguidelines zu entwickeln. Die entsprechenden Policies hinken oft dem technologischen Fortschritt bzw. der öffentlichen Nachfrage nach; dies zeigt sich besonders im Kontext von m-health – wo es so signifikante technologischen Entwicklungen gibt.“
Michele Pastore von Samsung Electronics und Vorsitzender der DIGITALEUROPE eHealth-Gruppe, hat auch über die Rolle von Mobile-Health-Lӧsungen im Gesundheitsbereich gesprochen. Als Vertreter der in Brüssel ansӓssigen Organisation erklӓrte er, dass der Schwerpunkt künftiger Aktivitӓten im Bereich mHealth auf folgenden Maβnahmen liegen sollen: Angemessenheit der derzeit geltenden EU-Rechtsrahmen, Schutz personenbezogener Daten, Potential von Big Data, Anwendungssicherheit, Auswirkungen auf Gesundheitssysteme, Förderung von Interoperabilitӓt und Internationaler Zusammenarbeit.
Insbesondere regte er eine Initiative der Industrie an betreffend Erstellung eines Code of Conducts für die Verwaltung von personenbezogenen Daten, die über Apps erhobenen werden. Er wies einerseits auf die Notwendigkeit hin Benutzerdaten zu fördern und andererseits Mobil-App-Entwicklern dabei zu helfen, dem EU-Rechtsrahmen entsprechend nachzukommen.
Über das European Health Forum Gastein (EHFG)
Das European Health Forum Gastein (EHFG) bietet eine einzigartige Plattform von und für Experten, Politiker, Meinungsbildner und Interessengruppen aus dem Bereich der Gesundheitspolitik. Das EHFG hat sich in den letzten 18 Jahren zu einer Institution entwickelt, die aktuelle und zukünftige europäische gesundheitspolitische Entwicklungen thematisiert und diskutiert und damit die europäische Gesundheitspolitik mitgestaltet. Das EHFG wird unter anderem von der Europäischen Kommission, vom österreichischen Bundesministerium für Gesundheit und dem Land Salzburg unterstützt. Trägerverein des EHFG ist das Internationale Forum Gastein (IFG).
Weitere Informationen zu Patient Empowerment:
http://www.enope.eu/patient-empowerment.aspx
http://www.eu-patient.eu/Events/past-events-june-2015/conference-on-patient-empowerment/
http://www.samsung.com/us/business/by-industry/healthcare
http://www.digitaleurope.org/Pressroom/LatestNews/NewsStory.aspx?newsID=339
http://www.ehma.org/index.php?q=node/973
Im Rahmen des European Health Forum Gastein 2015 fand ein Workshop des European Patients‘ Forum, in Zusammenarbeit mit SANOFI, zur positiven Auswirkung von Patient Empowerment auf den Genesungsprozess statt. Patienten sollen aktiv in medizinische Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden und mit dem Arzt auf Augenhöhe kommunizieren können.