Die minimalinvasive Chirurgie in Frühstadien von Lungenkrebs ist eine alternative Lobektomie zur offenen Operation mit zumindest gleich guten Behandlungsergebnissen.
Im Grunde genommen kann man heutzutage bei bestimmten Patienten in frühen Stadien von Lungenkrebs mit dere minimalinvasiven Chirurgie alternativ zur offenen Operation zumindest ähnlich gute Behandlungsergebnisse erzielen. Denn die Computerverarbeitungstechniken und die bildgebenden Technologien haben sich dramatisch weiterentwickelt. Dadurch konnten minimalinvasive chirurgische Methoden bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Frühstadium (NSCLC) in den letzten Jahren große Fortschritte machen konnten. Derzeit ist der Goldstandard für NSCLC die Lobektomie mit geringeren Komplikationsraten und einer schnelleren Genesung der Patienten. Nach der Einführung der videoassistierten thorakoskopischen Chirurgie (VATS) konnte Spezialisten die Lungenresektion minimalinvasiv mit einer bessere Prognose für Lungenkrebs-Patientinnen und -Patienten durchführen. Schließlich hat sich mittlerweile die Technik der VATS-Lobektomie als erfolgreicher Standardeingriff in Lungenkrebs-Frühstadien etabliert.
Minimalinvasive Chirurgie versus große Operation bei Lungenkrebs
Etwa 15 Prozent der Lungenkarzinome werden im Frühstadium mit der Möglichkeit einer die Krankheit heilenden Entfernung des Tumors erkannt. Doch in solchen Lungenkrebs-Fällen kann manchmal statt einer großen Operation die minimalinvasive Chirurgie angewendet werden. Dann reicht ein minimal-invasiver Eingriff im Rahmen der sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie.
Die Video-basierte Thoraxchirurgie (VATS) ist zu einer wichtigen Alternative zur offenen Operation mit Entfernung des Tumors beim Lungenkarzinom geworden. Was lange Zeit allerdings fehlte, waren harte Daten zu den Langzeit-Überlebensraten von Patienten mit sehr früh diagnostiziertem Lungenkrebs ohne bereits erfolgtem Lymphknotenbefall (sogenanntes Stadium I/N0).
Dazu haben unlängst Innsbrucker Forscher die Daten von 359 solchen Patienten aus den Jahren 2004 bis 2015 analysiert. Ab dem Jahr 2009 wurde die minimal-invasive Chirurgie in solchen Fällen zum Standard. Man konnte also Patienten aus der Zeit davor, mit solchen aus der Zeit danach vergleichen.
Bei der analysierten Gruppe handelte es sich um Personen im Alter von zumeist 65 Jahren. 198 von ihnen waren Männer. 71,3 Prozent hatten einen minimal-invasiven Eingriff, bei denen der Tumor und das umgebende Gewebe per Thorakoskopie entfernt wurden. Das machte den chirurgischen Eingriff weniger belastend für die Betroffenen und führte zu kürzeren Spitalsaufenthalten.
Die Fünf-Jahres-Überlebensrate betrug in der Gruppe der Patienten mit minimalinvasiver videoassistierter thorakoskopischer Chirurgie 84,3 Prozent verglichen mit 73,3 Prozent in der Gruppe mit offener Operation. Allerdings war der Unterschied statistisch nicht signifikant. Schließlich konnte man ein ähnliches Ergebnis man auch bei denjenigen Patienten sehen, bei denen im Verlauf von fünf Jahren die Erkrankung wieder auftrat.
Ausblick
Heute bestätigt eine große Anzahl klinischer Ergebnisse, dass die minimalinvasive VATS-Lungenkrebs-Resektion den Patienten ein gleichwertiges oder besseres Überleben als bei der offenen Operation bietet. Und zwar besteht bei VATS eine nachgewiesene Sicherheit und Durchführbarkeit, bessere postoperative Ergebnisse bei Patienten sowie weniger chirurgische Traumata. All das hat die VATS-Lobektomie heute als den chirurgischen Ansatz der Wahl bei Lungenkrebs im Frühstadium fest etabliert. Auch die Entwicklung von VATS-Techniken der nächsten Generation mit Verfeinerung verschiedener Methoden wird dabei helfen, dass die minimalinvasive VATS-Chirurgie auf absehbare Zeit der Goldstandard für Lungenkrebs-Operationen bleiben wird.
Mit der Einführung des brillengestützten dreidimensionalen (3D) und brillenfreien 3D-Anzeigesystems wurden die Betrachtungswinkel der Chirurgen während der Operation bei der invasive videoassistierte thorakoskopische Chirurgie (VATS) weiter verbessert. Weiterhin bestehende Einschränkungen wollen Experten zukünftig mittels roboterunterstützter Thoraxchirurgie (RATS) überwinden. Das RATS-System besteht aus einer Remote-Konsole und einer Robotereinheit mit 3 oder 4 Armen, die die Bewegungen des Chirurgen duplizieren können. Zudem bietet es den Chirurgen ein vergrößertes 3D- und HD-Bild der Operation (High Definition). Das soll auch kompliziertere Eingriffe möglich machen und schwierige Probleme lösen helfen.
Literatur:
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Sihoe ADL. Video-assisted thoracoscopic surgery as the gold standard for lung cancer surgery. Respirology. 2020 Nov;25 Suppl 2:49-60. doi: 10.1111/resp.13920. Epub 2020 Jul 30. PMID: 32734596.
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