Freitag, April 19, 2024

Lubricin zur Vorbeugung und Behandlung von Gicht im Blicklicht

Das in der Gelenkflüssigkeit vorkommende Protein Lubricin könnte ein neues Ziel für die Vorbeugung und Behandlung von Gicht – neben Arthrose und Arthritis – sein.

Laut neuester Studiendaten könnte ein Mangel an Lubricin, einem in der Gelenkflüssigkeit enthaltenen Protein, das Entstehen einer Gicht begünstigen. Die Bedeutung von Lubricin bei Arthrose und Arthritis wird ja bekanntlich schon länger untersucht. Jedenfalls analysierten die Forscher nun die Beschwerden einer 22-jährigen Frau, die überraschend an Gicht erkrankte.

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Es zeigte sich die Bildung sogenannter Uratkristalle, die sich in Gelenken, Schleimbeuteln und Sehnen, aber auch in der Haut und im Ohrknorpel ablagern. Wobei Uratkristalle in den Gelenken bei Hyperurikämie (Gicht) auftreten und eine lokale Entzündung bewirken. Weiter hatten sich bei der jungen Patientin Erosionen in ihren Gelenken entwickelt, obwohl keine hohen Harnsäurewerte (Uratwerte) im Blut feststellbar waren.



Die Wissenschaftler suchten nach Faktoren und Stoffen, die bei der Patientin im Vergleich zu Mutter oder Vater und einer Kontrollgruppe deutlich abweichten. Dabei fand man etwa ein Dutzend Proteine, die bei den Patienten deutlich vermindert waren. Eines dieser Proteine war Lubricin. Anschließend untersuchten die Forscher 18 Personen mit gewöhnlicher Gicht und unkontrollierter Hyperurikämie, fünf von ihnen wiesen ebenfalls niedrige Lubricin-Werte auf.

 

Gicht und erhöhter Harnsäurespiegel

Eine Gicht geht normalerweise mit einer Hyperurikämie – mit erhöhten Harnsäurespiegel im Blut – einher. Das kann dann zur Bildung von Harnsäurekristallen in den Gelenken führen, die eben eine Entzündung verursachen. Zudem haben Menschen mit Gicht oft auch hohe Harnsäurewerte in ihrer Gelenkflüssigkeit. Eine Hyperurikämie ist jedoch nicht immer die Ursache für Gicht.

Einer Studie zufolge haben bis zu 21 % der Bevölkerung eine asymptomatisch zu hohe Harnsäurespiegel im Blut. Es gibt jedoch weitere Faktoren, die starken Einfluss haben, wer Gicht bekommt und wer nicht.

 

Zusammenhang von Lubricin mit Rheuma-Erkrankungen wie Arthrose, Arthritis und Gicht im Fokus

Man bezeichnet Lubricin auch als Proteoglycan 4 (PRG4). Es ist ein Protein, das in Gelenken, Schleimhäuten und anderen Geweben vorkommt. Wobei Schleimhautzellen, insbesondere Synovialzellen, Lubricin produzieren. Es dient dann als Schmiermittel und Stoßdämpfer in den Gelenken. Jedenfalls erachtet heute die Forschung das Lubricin als wichtig für die Erhaltung der Gelenkfunktion und die Vorbeugung und Behandlung von Gelenkverschleiß, Arthrose und Arthritis sowie möglicherweise auch Gicht.

Mit anderen Worten bildet Lubricin eine Schutzschicht auf der Oberfläche von Gelenken und soll als Gelenkschmiere dienen. Denn es soll verhindern, dass sich die Knochen bei Bewegungen direkt berühren und abnutzen. Lubricin reduziert zudem auch die Reibungskräfte zwischen den Gelenkflächen und ermöglicht eine reibungslose und schmerzfreie Bewegung. Lubricin kann aber auch Bakterien und andere Schadstoffe abwehren und somit eine Schutzfunktion für das Gelenkgewebe haben.

Die Forschung untersucht derzeit die Rolle von Lubricin bei verschiedenen Erkrankungen, wie Arthritis, Arthrose, Gicht, Schleimbeutelentzündungen und Knochenbrüchen. Man hofft schließlich, dass eine bessere Verständnis der Rolle von Lubricin dazu beitragen wird, neue Möglichkeiten zur Vorbeunung und Behandlung zu entwickeln. Solche Therapien sollen die Produktion von Lubricin fördern oder ersetzen, um Schmerzen und Schäden in den Gelenken zu verringern.




Literatur:

Elsaid K, Merriman TR, Rossitto LA, Liu-Bryan R, Karsh J, Phipps-Green A, Jay GD, Elsayed S, Qadri M, Miner M, Cadzow M, Dambruoso TJ, Schmidt TA, Dalbeth N, Chhana A, Höglund J, Ghassemian M, Campeau A, Maltez N, Karlsson NG, Gonzalez DJ, Terkeltaub R. Amplification of Inflammation by Lubricin Deficiency Implicated in Incident, Erosive Gout Independent of Hyperuricemia. Arthritis Rheumatol. 2022 Dec 1. doi: 10.1002/art.42413. Epub ahead of print. PMID: 36457235.


Quelle: Medical News Today

 

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