Samstag, November 1, 2025

Hitzewelle-Gefahr wird zukünftig noch brisanter

Die Hitzewelle-Gefahr wird weiter steigen, denn es wird zukünftig noch längere und heißere Phasen geben – und somit wird es gefährlicher für die Gesundheit.

 

Der tropische Sommer setzt sich fort: kommende Woche wird sich die Quecksilbersäule wieder um die 35 Grad bewegen.  Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien betont, dass die Hitzewelle-Gefahr häufiger wird: hohe Temperaturen und längere, heiße Phasen wie in diesem Sommer werden in etwa 30 Jahren die Norm sein. „Es wird künftig noch mehr Hitzewellen mit noch höheren Temperaturen in Österreich geben“, warnt der Experte.

Der Anstieg der Tropentage in Österreich verläuft rasant: Derzeit gibt es im Schnitt jährlich fünf Hitzewellen nach den Kysely-Kriterien. Laut diesen handelt es sich um eine Hitzewelle, wenn es an drei aufeinander folgenden Tagen mindestens 30 Grad hat. „Schon in 30 Jahren werden wir 15 solche Hitzewellen haben, also durchschnittlich mindestens 45 Tage mit über 30 Grad“, sagt Hutter, der auch am umfassenden österreichischen Klimabericht mitgearbeitet hat. Damit steigt die Hitzewelle-Gefahr enorm an. „Und der Trend ist, egal welches Berechnungsmodell man heranzieht, stark steigend. Die Hitze, unter der wir heute leiden, ist künftig an vielen Tagen die Norm.“

 

Ein Grad wärmer, bis zu sechs Prozent höhere Sterblichkeit

Die Folgen sind – neben der Freude über viele Tage Badewetter – fatal: Denn schon die Steigerung der durchschnittlichen Temperatur um ein Grad Celsius führt, so Hutter, zu einem Anstieg der Sterblichkeit um ein bis sechs Prozent. Laut einer vor zehn Tagen veröffentlichten Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird der Juli 2015 in Österreich um 3,5 bis sogar vier Grad Celsius über dem langjährigen Temperaturmittel liegen.

„Davon betroffen sind alle, auch jüngere, gesunde Menschen, aber natürlich vor allem Kleinkinder, ältere und geschwächte Personen und Menschen“, sagt der MedUni Wien-Experte. Vor allem seien aber Menschen, die alt sind, alleine und sozial isoliert leben, gefährdet. Hutter: „Diese Gruppe ist schwer zu erreichen und angesichts unserer Alterspyramide, die besagt, dass wir immer älter werden, ist das ein großes, gesellschaftliches Problem. Dafür müssen dringend Vorsorgeprogramme erarbeitet werden.“ Das zeigte auch eine vom österreichischen Klimafonds geförderte Studie („STOPHOT“), an der die MedUni Wien ebenfalls beteiligt war.

 

Zumutbare Verhaltensänderungen könnten die Hitzewelle-Gefahr verringern

Um den Klimawandel zu stoppen und nachfolgende Generationen zu schützen, seien Verhaltensänderungen nötig, die den Menschen jetzt durchaus „zumutbar sind“, betont Hutter. „Und zwar weniger aufwendig, als jene Verhaltensänderungen, die gezwungenermaßen nötig sein werden wie Umsiedelungen nach mehrfachen Überschwemmungen, wenn wir jetzt nichts tun.“

Die wichtigsten Maßnahmen: Verringerung des CO2-Ausstoßes durch Industrie, Haushalte, (Straßen-)Verkehr und Landwirtschaft (Stichwort Methan). Selbst eine kleine Änderung der Ernährungsgewohnheiten kann helfen. Hutter: „Das ist eine win-win-Situation für Umwelt und Mensch. Zum Beispiel weniger Fleisch zu essen, ist einerseits gesünder, andererseits hat es auch Auswirkungen auf die Nutztierhaltung und damit auf die Umwelt. Beim Verkehr ist es ähnlich. Weniger motorisierter Individualverkehr bedeutet bessere Luft und gleichzeitig mehr körperliche Aktivität für den Einzelnen, wenn man mehr zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist. Das wären schon kleine aber entscheidende Schritte in die richtige Richtung.“

 

Hitzewelle-Gefahr durch intelligente Lösungen für bauliche Strukturen oder heiße Arbeitsplätze begegnen

Gleichzeitig sollte sich die Gesellschaft aber schon jetzt für die kommenden Herausforderungen mit deutlich mehr Hitzewellen wappnen, rät der Umweltmediziner: „Die meisten baulichen Strukturen in Österreich sind nicht hitzetauglich. Das muss in Architektur und in Städteplanung viel stärker als berücksichtigt werden.“ Verkehrsberuhigte Zonen, mehr Grün- und Wasserflächen sowie helle Farben und weniger Glasflächen seien nötig. Generell gehe es aber um „intelligente Lösungen“ – nicht nur in der Städteplanung, auch beim Energiesparen, bei Kühlsystemen in Häusern, aber auch bei der Organisation von Arbeit an sich. Hutter: „Schon jetzt sollte es Überlegungen geben, wie man Arbeitsplätze, die schon jetzt vermehrter Hitze ausgesetzt sind, künftig gestaltet und organisiert, wie etwa in einer Bäckerei oder Wäscherei oder etwa am Bau.“

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