Donnerstag, März 28, 2024

Wie Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2 das Risiko für einen Herzinfarkt senken können

Gute Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte senken für Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2 das Risiko für frühen Tod und Herzinfarkt auf Normalniveau.

Im Grunde genommen haben normalerweise Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2 im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen (Herzinfarkt) sowie für frühzeitigen Tod. Unlängst zeigte dazu eine Kohortenstudie aus Daten des Diabetesregisters in Schweden erstaunliche Ergebnisse. Denn wenn Typ-2-Diabetiker Blutdruck-, Blutfett-, Blutzucker- und Nierenwerte im Zielbereich halten und auf das Rauchen verzichten, liegt ihre Lebenserwartung auf nahezu demselben Niveau wie bei Menschen ohne Diabetes. Auch das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall ist dann bei Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2 ähnlich wie ohne Erkrankung.

Daher empfehlen Experten Typ-2-Diabetikern, dass sie ihre Gesundheit und Lebenserwartung durch einen bewussten Lebensstil positiv beeinflussen sollten. Aber auch politische Maßnahmen zur Vorbeugung könnten Betroffenen dabei helfen, solche Ziele zu erreichen.

 

Typ-2-Diabetiker können mit ihrer chronischen Erkrankung gut und lange leben

Unter dem Strich kann ein Diabetes Typ 2 zu vielen Begleit- und Folgeerkrankungen führen. In Folge ist auch das Sterberisiko erhöht. Beispielsweise erleiden Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2 etwa bis zu vier Mal häufiger Herzkreislauf-Erkrankungen wie den Herzinfarkt. Allerdings bedeutet an Diabetes Typ 2 erkrankt zu sein nicht zwangsläufig, dass man einen frühen Tod stirbt. Außerdem muss man auch nicht mit verschiedenen Folgeerkrankungen leben.

Die repräsentative Studie aus Schweden zeigt sehr deutlich, dass man mit einer chronischen Erkrankung gut und lange leben kann. Und zwar wenn man sie im Griff hat und sich ihren Anforderungen stellt. Hier sollten Ärzte und Patienten die Therapieziele streng verfolgen. Aber auch die Rahmenbedingungen, wie ein gesundes Lebensumfeld, sollten persönlich wie auch gesellschaftlich geschaffen werden.

 

Risiko für Herzinfarkt im Fokus: 271.174 Typ-2-Diabetiker im Vergleich zu 1.355.870 Patienten ohne Diabetes

Die schwedischen Forscher hatten das Ziel, mittels der Kohortenstudie einen Weg zu finden, das erhöhte Risiko für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 für Herzkreislauferkrankungen (Herzinfarkt) und frühen Tod zu reduzieren oder gar zu beseitigen. Hierzu werteten die Autoren die Daten von 271.174 Menschen mit Typ-2-Diabetes aus dem Schwedischen Nationalen Diabetes Register über mehr als fünf Jahre aus. Schließlich verglichen sie die Daten mit einer Kontrollgruppe von 1.355.870 Patienten ohne Diabetes und veröffentlichte die Ergebnisse im New England Journal of Medicine.

In ihrer Untersuchung fokussierten die Wissenschaftler die fünf klassischen Risikofaktoren, die bei Typ-2-Diabetes bekanntermaßen zu kardiovaskulären Risiken und einem frühzeitigen Tod führen:

  • Das sind erhöhte Blutzuckerwerte,
  • weiter erhöhte Blutfettwerte,
  • erhöhte Blutdruckwerte,
  • schlechte Nierenwerte sowie
  • Rauchen.

Sie kamen zu der Erkenntnis, dass Typ-2-Diabetiker, die alle Werte im Zielbereich hielten, ein nahezu identisches Sterberisiko und ein etwa gleiches kardiovaskuläres Risiko aufwiesen wie die Kontrollgruppe.

Mit jedem weiteren von den fünf untersuchten Werten, der sich im Zielbereich befand, reduzierte sich das Risiko für schweren Folgeerkrankungen und frühzeitigen Tod. Interessant ist, dass ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel der höchste Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt war.

 

Gesunder Lebensstil ausschlaggebend

Ein gesunder Lebensstil ist ausschlaggebend für die erfolgreiche Behandlung des Typ-2-Diabetes ist. Allerdings, um bei Patienten die fünf Werte konstant im Zielbereich zu halten, sind nicht nur Schulungen und die Compliance der Betroffenen wichtig. Außerdem zeigen zahlreiche Studien, dass der Appell an den Einzelnen nicht ausreicht.

Deswegen ist ein gesellschaftliches Umdenken notwendig. Denn den betroffenen Typ-2-Diabetiker würde insgesamt ein gesünderes Umfeld es leichter machen, wichtige Therapieziele zu verwirklichen. Zudem muss unbedingt durch bevölkerungsweite Maßnahmen verhindert werden, dass immer mehr Menschen an Diabetes Typ 2 erkranken.

Hierzu könnten gesundheitsfördernde Steueranpassungen helfen. Das könnten beispielsweise eine erhöhte Steuer auf hochkalorische Produkte bei gleichzeitiger Steuerentlastung gesunder Lebensmittel sein. Dies gilt unter Experten als eine der effektivsten Maßnahmen. Zudem könnte ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet, sinnvoll sein. Weiter sollte die Politik verbindliche Standards für die Verpflegung in Kitas und Schulen sowie eine tägliche verpflichtende Stunde Schulspot/-Bewegung etablieren.


Literatur:

Rawshani A, Rawshani A, Franzén S, Sattar N, Eliasson B, Svensson AM, Zethelius B, Miftaraj M, McGuire DK, Rosengren A, Gudbjörnsdottir S. Risk Factors, Mortality, and Cardiovascular Outcomes in Patients with Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2018 Aug 16;379(7):633-644. doi: 10.1056/NEJMoa1800256. PMID: 30110583.

Jatoi NA, Elamin YA, Said AH, Al-Namer B, Al-Muallim FA, Al-Nemer FF, Al-Halal FM. Prevalence of Cardiovascular Risk Factors Among Patients With Diabetes Mellitus Type 2. At King Fahad University Hospital, Saudi Arabia. Cureus. 2022 Sep 23;14(9):e29489. doi: 10.7759/cureus.29489. PMID: 36299951; PMCID: PMC9588283.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

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