Freitag, April 26, 2024

Bildschirmzeit als unterstützende Erziehungsmaßnahme nicht geeignet

Mehr oder weniger Bildschirmzeit als Belohnung oder Strafe führt problematischerweise dazu, dass betroffene Kinder häufiger vor dem Bildschirm verbringen.

Wenn Eltern Bildschirmzeit als unterstützende Erziehungsmaßnahme, so führt dazu, dass so erzogene Kinder auch zukünftig mehr Zeit vorm Bildschirm verbringen. Diese Erkenntnis sollte vor allem jenen Eltern zu denken geben, die zusätzliche Bildschirmzeit als Belohnung einsetzen oder weniger als Strafe.

 

Aktuelle Studie zur Sinnhaftigkeit von zusätzlicher oder weniger Bildschirmzeit als unterstützende Erziehungsmaßnahme

Laut einer neuen Studie der University of Guelph scheint es möglicherweise nicht die beste Idee zu sein, dem Kind für gutes Benehmen mehr Zeit vor einem Bildschirm zu geben. Die Forscher fanden heraus, dass diese Kinder dann allgemein mehr Zeit auf einem Smartphone, Tablet, Computer oder auch vor dem Fernseher verbringen. Die wiederum hat verschiedene negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Denn dadurch erhöht sich beispielsweise das Risiko für Übergewicht.

„Es ist vergleichbar damit, dass wir zuckerhaltige Leckereien nicht als Belohnung verwenden sollten. Weil wir dadurch deren Anziehungskraft erhöhen“, erklärt Professor Jess Haines, der gemeinsam mit Lisa Tang und Kollegen die Untersuchung durchführte.

Die in der Fachzeitschrift BMC Obesity veröffentlichte Studie untersuchte die Auswirkungen von mehr oder weniger Bildschirmzeit als Erziehungsmaßnahme. An der Studie nahmen 62 Kinder im Alter zwischen 18 Monaten und fünf Jahren und 68 Eltern teil.

 

Eltern befragt

Im Rahmen der Studie wurden die Eltern befragt, wie sehr sie die Bildschirmzeit ihrer Kinder überwachen. Wann die Kinder ihr Zeit vor einem Bildschirm verbringen, und ob dabei die Eltern in der Nähe bleiben. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder an Wochentagen im Durchschnitt fast eineinhalb Stunden pro Tag und an Wochenenden etwas mehr als zwei Stunden pro Tag vor einem Bildschirm verbringen. Eltern verbringen wiederum unter der Woche durchschnittlich zwei Stunden pro Tag vor einem Bildschirm und an Wochenenden etwas mehr als zweieinhalb Stunden pro Tag.

Die Studie zeigte auch, dass die Mehrheit der Eltern angaben, Bildschirmzeit als als Erziehungsmaßnahme einzusetzen – insbesondere an Wochenenden. Schließlich führte das dazu, dass Kinder am Wochenende durchschnittlich 20 Minuten mehr vor einem Bildschirm verbrachten.

„Wir glauben, dass die Bildschirmzeit am Wochenende höher ist, da Kinder zu Hause sind und deswegen normalerweise auch mehr Interaktionen mit ihren Eltern haben“, sagte Haines.

Wenn Eltern in der Nähe ihrer Kinder Zeit vor einem Bildschirm verbrachten, so konsumierten auch deren Kinder mehr Bildschirmzeit. Dieser Effekt war noch ausgeprägter, wenn die Mutter die Zeit vor einem Bildschirm verbrachte.

 

Negative Folgen von zuviel Bildschirmzeit im Kindesalter

„Manche Eltern erlauben ihren Kindern, ebenfalls vor dem Bildschirm zu sitzen, solange sie es auch sind“, erklärte Haines. „Bei Eltern von jüngerer Kindern ist dies seltener der Fall. Denn dann verbringen diese Eltern eher während des Schlafens des Kindes oder im Bett ihre Zeit vorm Bildschirm. Problematischer ist das eben, wenn Kinder älter werden und später ins Bett Schlafen gehen. “

Weiters fand die Studie auch heraus, dass Kinder, denen beim Bildschirm Mahlzeiten zu sich nahmen, ebenfalls viel mehr Bildschirmzeit konsumierten. „Wir glauben nicht, dass Mahlzeiten vor dem Bildschirm verzehrt werden sollten. Stattdessen ist das gemeinsame Essen eine großartige Sache für die Familie, um miteinander zu kommunizieren“, sagte Haines. „Deswegen sollten Eltern ihren Kindern nicht erlauben, während des Essens am Bildschirm zu bleiben. Da müssen sie konsequent sein.“

Grundsätzlich bedeutet mehr Bildschirmzeit für die Kindern, dass sie durch diese sitzende Tätigkeit ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit haben. Außerdem leiden darunter ihre akademischen und sozialen Fähigkeiten im späteren Leben einhergeht, erklärte Erstautorin Lisa Tang und ergänzt: „Das Betrachten von Bildschirmen verhindert andere Interaktionen, die Kindern dabei helfen, soziale und akademische Fähigkeiten zu entwickeln.“

Literatur:

Lisa Tang, Gerarda Darlington, David W L Ma, Jess Haines – Guelph Family Health Study. Mothers’ and fathers’ media parenting practices associated with young children’s screen-time: a cross-sectional study. BMC Obesity 2018.5:37. https://doi.org/10.1186/s40608-018-0214-4. Dezember 2018

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