Donnerstag, April 25, 2024

Tuberkulose-BCG-Impfstoff gegen Coronavirus-Erkrankung COVID-19

Wissenschaftler versuchen herauszufinden, ob der Tuberkulose-BCG-Impfstoff auch gegen das Coronavirus SARS-Cov-2 und Covid-19 schützen kann.

Die französischen Wisseschaftler Albert Calmette (1863–1933) und Camille Guérin (1872–1961) Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Wildtyp des Mykobakteriums Mycobacterium bovis den Erreger Bacille Calmette-Guérin (BCG) gezüchtet. Durch dauernd wiederholte Fortzüchtung konnten sie das schwächer-virulent wirkende Bakterium entwickeln. Das setzt man auch heute noch in 173 Ländern als Lebendimpfstoff gegen Tuberkulose (TB) ein. Laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation sollen Länder mit einer hohen Inzidenz für Tuberkulose und einer hohen Lepra-Belastung alle Neugeborenen bei Geburt damit impfen. Einige Beobachtungen haben nun ergeben, dass Länder ohne universelle BCG-Impfung (wie die USA, Italien Italien, Niederlande) stärker vom Coronavirus SARS-Cov-2 und Covid-19 betroffen sind als Länder, in den der BCG-Impfstoff routinemässig zum EInsatz kommt. Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass es noch keinen eindeutigen kausalen Zusammenhang gibt.

 

Die WHO wartet die Studienergebnisse zum BCG-Impfstoff gegen die Coronavirus-Erkrankung Covid-19 ab.

Obwohl BCG ursprünglich gegen Tuberkulose entwickelt wurde und zu diesem Zweck immer noch jährlich über 130 Millionen Babys verabreicht wird, kann es auch die Immunität der Menschen in Gesundheitsberufe an vorderster Front stärken. Und der BCG-Impfstoff trainiert dann den Körper, auf Keime mit größerer Ansteckungsgefahr zu reagieren.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt allerdings derzeit den BCG-Impfstoff zur Vorbeugung gegen die Coronavirus-Erkrankung Covid-19 nicht. Viel wichtiger ist es laut WHO-Experten, dass der Impfstoff weiterhin Neugeborenen zur Verfügung steht, damit man sie gegen Tuberkulose einsetzen kann.

Denn es gäbe keine belastenden Hinweise darauf, dass der Bacille Calmette-Guerin-Impfstoff Menschen vor einer Coronavirus-SARS-Cov-2-Infektion und der COVID-19-Erkrankung schützen kann.

Die WHO befürchtet, dass durch eine Umleitung der lokalen Versorgung es dazu führen kann, dass Neugeborene nicht mehr geimpft werden. Und das könnte dann zu einer Zunahme von Krankheiten und Todesfällen durch Tuberkulose führen.

 

Coronavirus-Studien mit dem BCG-Impfstoff in den USA, Deutschland, Australien und den Niederlanden gegen Covid-19

Es laufen derzeit jedenfalls mehrere klinische Studien, ob der BCG-Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-Cov2 sowie Covid-19 eine Nutzen bringt.

US-Forscher haben aktuell eine Studie in der Zeitschrift Proceedings der National Academy of Sciences veröffentlicht, die ebenfalls einen starken Zusammenhang zwischen dem Einsatz von BCG-Impfungen und der Senkung der Covid-19-Sterblichkeitsrate in sozial ähnlichen europäischen Ländern heerausfanden. Jeder Anstieg des BCG-Index um 10%, der den Grad der universellen BCG-Impfung anzeigt, war mit einer Verringerung der Covid-19-Sterblichkeit um 10,4% verbunden. Die Ergebnisse waren zwar einerseits bemerkenswert, andererseit reichen sie laut den US-Forschen nicht aus, um eine Kausalität festzustellen.

Weiter haben Forscher in Australien bereits im April eine große multizentrische randomisierte kontrollierte klinische Studie gestartet. Und zwar wollen sie feststellen, ob der BCG-Impfstoff, der zur Vorbeugung von Tuberkulose eingesetzt wird, die Beschäftigten im Gesundheitswesen vor dem neuen Coronavirus SARS-Cov-2 und Covid-19 schützen kann. Dazu nehmen 4.000 medizinische Mitarbeiter in Krankenhäusern im ganzen Land an der Studie teil.

Das Murdoch Children’s Research Institute in Melbourne hat bisher über 700 von 2.000 Menschen mit dem BCG-Impfstoff geimpft. Die Kontrollgruppe besteht ebenfalls aus 2.000 Probanden.

Die beiden Gruppen werden mehrere Monate lang überwacht, um Daten einschließlich der Symptome zu vergleichen. Ob die Ergebnisse für die aktuelle Pandemie helfen, ist unwahrscheinlich. Positive Ergebnisse könnten aber weitere Wellen abflachen.

Die australischen Forscher sind jedoch optimistisch, denn schon frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass der BCG-Impfstoff die Viruslast reduzieren und die Symptome bei Patienten verringern kann Und zwar bei Atemwegsviren, die dem durchaus Coronavirus ähnlich sind.

 

Mangel vermeiden

Jedoch betonen alle Wissenschaftler, dass der BCG-Impfstoff nur in klinischen Studien für COVID-19 und gegen das Coronavirus verwendet werden sollte. Denn der BCG-Impfstoff wird immer noch benötigt, um Millionen von Kindern auf der ganzen Welt vor Tuberkulose zu schützen. Es sei sehr wichtig, dass hier kein Mangel entstünde.


Literatur:

Luis E. Escobar, Alvaro Molina-Cruz, Carolina Barillas-Mury. BCG vaccine protection from severe coronavirus disease 2019 (COVID-19). Proceedings of the National Academy of Sciences Jul 2020, 202008410; DOI: 10.1073/pnas.2008410117

O’Neill LAJ, Netea MG. BCG-induced trained immunity: can it offer protection against COVID-19?. Nat Rev Immunol. 2020;20(6):335-337. doi:10.1038/s41577-020-0337-y


Quelle: MURDOCH CHILDRENS RESEARCH INSTITUTE

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