Arztpraxis eröffnen: aktuelle Wege der Finanzierung

Eine Arztpraxis eröffnet sich nicht von heute auf morgen. Die meisten österreichischen Ärzte haben diesen Entschluss bereits in den Anfangszeiten des Studiums gefasst, wie auch die Ärztekammer Tirol auf ihrer Webseite preisgibt. Eine Arztpraxis ist jedoch nicht nur an Genehmigungen, Versicherungen und Vorgaben gebunden, sondern unterliegt auch der notwendigen Finanzierung. Diese können, je nach Art der Praxis, drastisch hoch sein. Doch wie lässt sich die Gründung finanzieren und welche Wege stehen offen?

Für die Finanzierung der Arztpraxis Kredit aufnehmen

Ein eigener Kredit hängt immer mit der Bonität zusammen. Ärzte haben jedoch oft einen größeren Spielraum, da die Vermutung, dass baldig höhere Gelder fließen, naheliegt. Doch trotz allem gilt es, die Kreditmöglichkeiten zur Finanzierung einer Arztpraxis immer genau zu sondieren und miteinander zu vergleichen:

• Angebote – die Kreditlandschaft ist auch in Österreich divers. So warten neben herkömmlichen Krediten die Digitalkredite, die besonders schnell vergeben werden. Diese belaufen sich, sofern es ein Standardpaket ist, allerdings eher über geringere Summen, die für die Praxisgründung an sich nicht ausreichen. Um die Dekoration und Gestaltung der Praxis zu finanzieren, könnten sich diese Optionen jedoch eignen.
• Bonität – ist die Bonität schlecht, gibt es längst Angebote. Hier gilt es, nicht auf Kredithaie hereinzufallen, sondern die guten Angebote zu nutzen.
• Zinsen – anhand der Zinsen lassen sich Kredite sehr gut vergleichen, da sie eine feste Größe darstellen. Doch spielt bei größeren Darlehen auch die Tilgungsrate eine wichtige Rolle. Geringe Tilgungen sind zwar anfangs günstig, helfen aber nicht dabei, die eigentliche Kreditsumme abzubezahlen. Bei einem Vergleich sollten sich Kreditnehmer zudem immer den Effektivzins anschauen, da dieser die echten Kosten eher widerspiegelt als der reine Sollzins.
• Konditionen – wie steht es um Laufzeit, Sondertilgungen oder Anpassungen während der Laufzeit? Dies sind wichtige Details, die unbedingt zu berücksichtigen sind. Auch sollte schon vor Abschluss des Kredits geprüft werden, wie es um vorzeitige Ablösen steht. Sind die Gebühren hierfür zu hoch, sind Kunden quasi im Kredit gefangen.

Online lassen sich Kredite mittlerweile sehr einfach und komfortabel vergleichen, aber auch anfragen. Die Bearbeitungszeit hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verkürzt, wobei die Digitalkredite natürlich die schnellsten sind. Diese sind aber selten in höheren Summen erhältlich.

Gibt es Förderungen?

Mitunter gibt es in Österreich Förderungen für die Arztordinationen. Dabei gelten allerdings feste Regeln:

• Keine Übernahme – Förderungen werden nicht bewilligt, wenn eine bereits bestehende Ordination übernommen wird. Praxisübernahmen können nur auf anderem Wege finanziert werden.
• Tätigkeitsverbot – der Arzt darf bei der Neugründung zuvor für 15 Jahre keine vergleichbare Tätigkeit ausgeübt haben. Die vergleichbare Tätigkeit bezieht sich natürlich nur auf eigene Praxisräume, nicht aber auf Anstellungsverhältnisse in Praxen oder Kliniken.

Trotzdem können Betriebe auf neue Ärzte übertragen werden. Hierbei entfallen die Stempelgebühren, aber auch die Grunderwerbssteuer wird minimiert. Es gilt:

• Wechsel – der Betriebsinhaber muss vollständig wechseln.
• Übertragung – gegen Entgelt oder kostenfrei ist die Übertragung aller wesentlichen Betriebsgrundlagen geregelt.
• Niederlassungsfreiheit – in den letzten 15 Jahren führte der Übernehmende keine eigene Praxis.

Das Neugründungsfördergesetz regelt die Förderungen von Arztordinationen im Detail. Förderungen lassen sich natürlich meist mit gewöhnlichen Krediten vereinen, zumal sie sich nicht selten auf den Erlass oder die Verringerung von Steuern oder Abgaben beziehen. Häufig werden beispielsweise Entlastungen bei Lohnnebenkosten geboten.

Crowdlending

Eine Alternative zu Krediten, aber auch als zusätzliche Finanzquelle zur Finanzierung einer Arztpraxis, könnte sich das Crowdlending eignen. Verschiedene Plattformen bieten diesen Service an und helfen dabei, dass Investoren aus dem Privat- und kleineren Wirtschaftsbereich mit Unternehmern und Gründen zusammenkommen. Das Crowdlending bietet die Option, auch Gelder zu erhalten, wenn die Bonität nicht hervorragend ist oder aus anderen Gründen Banken keine Kredite erhalten. Aber was ist wichtig?

• Vorstellung – Ärzte müssen ihr Vorhaben gut, solide und ansprechend vorstellen. Es geht darum, fremde Personen zu überzeugen und Investoren zu finden. Ärzte haben es dementsprechend leichter, da die Erklärungen rund um den Betrieb stets nachvollziehbar sind. Gründer von Unternehmen mit neuen Ideen und Produkten hingegen haben es durchaus schwieriger, da hier der Bedarf und die Nachfrage aus der Ferne nur schwierig abzuschätzen sind.
• Verträge – werden Investoren auf diesem Weg gefunden, so werden die Konditionen im Regelfall zwischen den Beteiligten ausgehandelt. Dies ist einfach, wenn nur ein Investor einspringt, bei mehreren müssen die Verträge mitunter gegenseitig und untereinander ausgehandelt werden. Bei den Verträgen müssen junge Ärzte gezielt darauf achten, dass alle relevanten Kreditdetails schriftlich mit aufgenommen werden. Insbesondere die Verzinsung und die Laufzeit, wie auch die Rückzahlungsbedingungen sind wichtig.
• Hilfestellungen – einige Plattformen unterstützen bei der Vertragsgestaltung. Dies ist aber nicht typisch.

Das Crowdlending kann als alleinige Säule dienen, wird aber oft mit Krediten und Förderungen verbunden. Gerade Kleininvestoren sind selten in der Lage, die Gelder für eine Praxisausstattung zu vergeben. Dennoch ist das Crowdlending eine sinnvolle und gute Alternative zu herkömmlichen Angeboten, denn das Gemeinsame zählt hier mitunter besonders. Finden sich mehrere Investoren oder ein größerer Investor, so ist das Gründungskapital gerade bei Arztpraxen schnell gesichert. Arztpraxen stehen unter hoher Nachfrage, sodass natürlich auch das Risiko relativ gering ausfällt.

Fazit: Arztpraxis-Finanzierung aus diversen Quellen

Der einfachste Weg, um eine Praxis zu eröffnen, ist natürlich der des Eigenkapitals oder des Kredits. Dieser steht jedoch doch jedem offen, zumindest nicht über die vollständige Summe. Und die Kosten einer Arztpraxis können sich schnell summieren, denn allein die Gerätschaften kosten einen hohen Geldbetrag.

Förderungen stehen in Österreich nur Erstpraxen zur Verfügung. Die Übernahme einer bestehenden Praxis wird im Regelfall nicht gefördert. Ob das auf den eigenen Fall zutrifft, muss ein angehender Arzt selbst in Erfahrung bringen. So bleibt noch das Crowdlending, welches sich in der Vergangenheit durchaus bewährt hat und welches wenigstens einen Teil der benötigten Gelder bereitstellt. Hier ist insbesondere auf die Vertragsgestaltung zu achten, denn der Vertrag muss alle Details für beide Seiten klären – auch im Falle mehrerer Investoren.