Freitag, April 19, 2024

Antibiotika-Test bei Erkrankungen der Atemwege

Ein neuer Antibiotika-Test soll zeigen, ob es sich bei einer Erkrankung der Atemwege um eine virale oder eine bakterielle Infektion handelt.

Ein neuer Bluttest ist in Entwicklung, der Ärzten bei der Entscheidung helfen könnte, ob es sich bei Patienten mit einer Erkrankung der Atemwege um eine virale oder eine bakterielle Infektion handelt oder ob es sich überhaupt um einen nicht-infektiösen Zustand mit ähnlichen Symptomen handelt. Dieser Antibiotika-Test könnte helfen, das ernste Problem der zu häufigen Anwendung von Antibiotika wieder zurückzuschrauben, sagen die an der Entwicklung beteiligten Wissenschaftler.

Anstatt die Patienten auf die spezifische Infektion testen, die ihre Krankheit – Streptokokken oder Grippeviren – verursachen könnten, fanden die Forscher an der Duke Health einen anderen Ansatz. Sie ließen sich zur Erkundung der Krankheitsursache eine neue Diagnosemethode einfallen, indem sie die Veränderungen der Genexpression bei den Patienten beobachteten. Mit anderen Worten: sie beobachteten die Reaktion der Person auf die Krankheit, anstatt die Krankheit selbst. Sie stellten dabei fest, dass Bakterien und Viren jeweils einzigartige Immunantworten beim Menschen hervorrufen.

In der zitierten, aktuellen Studie, die im Science Translational Medicine veröffentlicht wurde, konnte gezeigt werden, dass der Bluttest, hält was er verspricht. Die Wissenschaftler analysierten Blutproben von 273 Patienten mit Atembeschwerden aus den Notfall-Abteilungen von fünf Krankenhäusern. Sie verglichen die Ergebnisse mit denen von 44 gesunden Menschen und stellten fest, dass der „Genprofil“-Bluttest beim Aufspüren eine Genauigkeit von 87 Prozent aufwies. Es wurden Patienten mit Grippeviren, Rhinoviren, verschiedenen Arten von Streptokokken sowie mit anderen verbreiteten Infektionen aufgedeckt. Der Antibiotika-Test zeigte auch, wenn keine Infektion vorlag.

 

Antibiotika-Test soll den übermäßigen Einsatz von Antibiotika einschränken

Durch die Unterscheidung zwischen viralen und bakteriellen Infektionen, hoffen die Ärzte, den übermäßigen Einsatz von Antibiotika einzuschränken. Diese funktionieren nur gegen Bakterien, werden aber oft fälschlicherweise für Menschen mit Viruserkrankungen verschrieben. Diese Überdosierung führte zu einer rasanten Entwicklung von Antibiotika resistenten „Superbugs“, die jedes Jahr am Tod von schätzungsweise 23.000 Menschen in den USA mitschuldig sind.

Eine Infektion der Atemwege ist einer der häufigsten Gründe, warum Menschen einen Arzt aufsuchen, sagte der führende Studienautor, Dr. Ephraim Tsalik, Assistenzprofessor für Medizin an der Duke und Notfallmediziner am Durham VA Medical Center. Etwa drei Viertel der Patienten nehmen dann schlussendlich Antibiotika ein, obwohl die Mehrheit tatsächlich an einer Virusinfektion leidet.

„Je mehr Antibiotika jemand einnimmt, vor allem unnötigerweise, desto mehr setzt er sich anderen Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit aus und steigert das Risiko später eine Resistenz gegen Infektionen zu entwickeln,“ sagte Tsalik zu CBS News.

 

Wann wird der Antibiotika-Test in Arztpraxen zur Verfügung stehen?

„Der Fünf-Jahres-Horizont scheint ziemlich angemessen für mich. Es ist eigentlich ganz realistisch“, sagte Ginsburg. Einen Antibiotika-Test wie dieser könnte sogar zu in einem Heimtest-Kit – wie ein Schwangerschaftstest – entwickelt werden. Die Patienten wüssten so sofort, ob sie einen Arzt für ein Rezept aufsuchen müssen, oder ob sie zu Hause bleiben und ihren Schnupfen mit Hühnersuppe behandeln können,“ sagte Ginsburg. Er sagte, der Antibiotika-Test könnte auch helfen, Pilz- und andere Infektionen zu erkennen sowie zu einer genaueren Behandlung von Viren – einschließlich der Erkältung – führen.

Quelle: https://medicine.duke.edu/medicinenews/new-translational-research-blood-test-can-tell-if-antibiotics-are-needed

Tsalik

Dr. Ephraim Tsalik untersucht Charles Watts wegen einer Infektion der Atemwege in der Notaufnahme am Durham VA Medical Center am Mittwoch, 13. Januar 2016. Tsalik, Assistant Professor für Medizin an der Duke und Notfallmedizin-Anbieter an der Durham VA, ist der Hauptautor der Studie an der Duke Health, wo Forscher an der Feineinstellung von einem Antibiotika-Test arbeiten: dieser soll bestimmen, ob eine Atemwegserkrankung durch Viren oder Bakterien verursacht wurde und somit die Verschreibung von Antibiotika genau angepasst werden kann. © Duke University

Seniorautor Dr. Geoffrey Ginsburg, Direktor des Duke Center for Applied Genomics & Precision Medicine findet auch einen Nachteil bei dem neu entwickelten Antiiotika-Test: „Derzeit dauert es noch zu lange, bis die Ergebnisse vorliegen. Es dauert zwischen 10 und 12 Stunden – nicht wirklich ideal für den klinischen Einsatz, da man ein Rezept sofort ausstellen möchte. Wir arbeiten an einer Laufzeit von einer Stunde. Das ist, worauf sich eine Menge unserer Arbeit zentriert.“

 

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