Mittwoch, April 24, 2024

Weichteiltumoren und Knochentumoren mit HIFU gezielt verkleinern

HIFU bei Weichteiltumoren und Knochentumoren verursacht verglichen mit anderen Verfahren wie OP, Strahlen- und Chemotherapie weniger Komplikationen.

Der hoch-intensive fokussierte Ultraschall, kurz HIFU, ist eine vergleichsweise schonende Behandlungsmethode, um Schmerzen von Krebspatienten zu lindern und das Tumorvolumen zu reduzieren. Aufgrund seiner Nichtinvasivität ist der fokussierte Ultraschall ein relativ risikoarmes Verfahren. Darüber hinaus ist der HIFU nicht mit ionisierender Strahlung verbunden und kann gut mit mit anderen Behandlungen wie Chemotherapie oder Bestrahlung kombiniert werden. Grundsätzlich gehören auch Weichteiltumoren und Knochentumoren zu jenen Krebserkrankungen, bei denen die Anwendung des HIFU in den letzten Jahren sehr gute Erfolge erzielen konnte. Übrigens sind Weichteiltumoren und Knochentumoren eher seltene Krebserkrankungen, deren Diagnostik sehr komplex ist.

 

Weichteiltumoren

Weichteiltumoren sind Krebserkrankungen, die fast überall im menschlichen Körpers auftreten können. Prinzipiell betreffen sie verschiedene Gewebe wie Muskulatur und Bindegewebe, Fettgewebe sowie Nervengewebe. Glücklicherweise sind die meisten Weichteiltumoren gutartig. Dazu gehören:

  • Fibrome, gutartige Tumoren des Bindegewebes,
  • Lipome, gutartige Tumoren des Fettgewebes sowie
  • Myome, gutartige Tumoren des glatten Muskelgewebes.

Knochentumoren sind gut- oder bösartige Krebserkrankungen des Knochen- beziehungsweise Skelettsystems. Man spricht von primären Knochentumoren, wenn direkt Knochengewebe wie Knorpel sowie Osteoblasten und Osteoklasten betroffen sind. Als sekundäre Knochentumoren bezeichnet man im Knochen lokalisierte von anderen primären Tumoren. Solche Knochentumoren treten viel häufiger auf die primären. Schließlich ist in vielen Fällen die Wirbelsäule betroffen.

 

Desmoide – besonderer Stellenwert bei Weichteiltumoren

Unter den Weichteiltumoren spielen Desmoide eine besondere Rolle. Desmoide sind relativ seltene fibröse Tumoren, die etwa drei Prozent aller Weichteiltumoren ausmachen. Sie sind lokal aggressiv und häufig infiltrieren sie umgebende Strukturen, auch wenn sie nur selten metastasieren. Gehäuft kommen intra- und extraabdominelle Desmoide bei Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) und beim Gardner-Syndrom vor.

Bei Versagen einer medikamentösen Behandlung besteht die derzeitige Therapie in der möglichst aggressiven lokalen Exzision, wobei eine komplette Resektion unabdingbar ist, aber aufgrund des infiltrierenden Charakters oftmals nicht oder nur unter Schädigung wichtiger umgebender Strukturen möglich ist.

Rezidive nach Operation kommen bei bis zu 60 Prozent der Eingriffe vor, die meisten treten bereits nach 14 bis 17 Monaten auf. Eine zusätzliche Strahlentherapie zur Rezidivverhinderung wird kontrovers diskutiert. Auch über den Einsatz lokalablativer Verfahren wie der Radiofrequenzablation (RFA) wurde im Einzelfall bei extraabdominellen Desmoiden berichtet.

 

Knochentumoren

Sehr oft treten bei Patienten schmerzlose Knoten, die erst einiges später Schmerzen verursachen. Doch das erste Symptom der Knochentumoren sind häufig Knochenschmerzen, die sich sehr heftig präsentieren. Schließlich können diese Knochenschmerzen auch in Ruhestellung sowie nachts auftreten und werden in Folge immer stärker.

Grundsätzlich schwächen Knochentumoren auch nach und nach die Knochen, wodurch wesentlich häufiger Frakturen auftreten. Letztendlich kann dies bei jeder Gelegenheit bei normalen täglichen Aktivitäten geschehen.

Primäre Knochentumoren sind selten und treten am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen auf. Als übliche Behandlung gilt die weite chirurgische Resektion beziehungsweise Amputation in Kombination mit der Chemotherapie, wobei sich in den letzten Jahren ein Trend zugunsten der Extremitäten erhaltenden Therapie durchgesetzt hat. Diese wird als Standard angesehen und kann bei circa 80 Prozent der Patienten angewandt werden.

Unter den sekundären Knochentumoren stehen Metastasen im Vordergrund. Sofern trotz medikamentöser Therapie symptomatisch, werden diese meist bestrahlt. Persistieren jedoch die Symptome – meistens Schmerzen –, was bei 20 bis 30 Prozent der Patienten vorkommt, oder treten diese nach stattgehabter Strahlentherapie erneut auf, kann bei Metastasen mit größerer Weichteilkomponente im peripheren Skelettsystem eine HIFU-Therapie erwogen werden.

 

HIFU-Therapie bei Weichteiltumoren und Knochentumoren

Ärzte können den HIFU effektiv zur periostalen Denervation bei schmerzhaften peripheren Knochentumoren einsetzen. Sofern die Kortikalis durchbrochen ist, kann der fokussierte Ultraschall auch medulläre Knochenläsionen erreichn und abladieren.

Weiters linderte die HIFU-Therapie bei etwa zwei Dritteln der Patienten mit symptomatischen Knochenmetastasen die Schmerzen – beginnend etwa drei Tage nach HIFU und für wenigstens drei Monate anhaltend. Schließlich brachte er bei 20 Prozent der Patienten sogar eine Schmerzfreiheit.

Derzeit wird die HIFU-Therapie als Zweittherapie nach stattgehabter Radiatio betrachtet, kann aber auch als Erstlinientherapie bei Patienten eingesetzt werden, die eine Bestrahlung ablehnen oder bei denen diese kontraindiziert ist.

 

Weniger Schmerzen und mehr Beweglichkeit bei osteogenem Sarkom

Berichte über die Behandlung des osteogenen Sarkoms kommen so gut wie ausschließlich aus Fernost. Hier soll HIFU-Behandlung jenen Patienten noch helfen, bei denen eine Extremitäten erhaltende Therapie nicht mehr möglich ist.

Nach dem HIFU zeigten die Tumoren eine verringerte Vaskularisierung und in der Knochenszintigrafie eine reduzierte Osteogenese. Bei allen Patienten waren die Schmerzen nach der Behandlung reduziert und die Beweglichkeit betroffener Gelenke war verbessert. Außerdem brachte der fokussierte Ultrastrahl jenen Patienten, die eine Operation ablehnten, einerseits eine komplette Regression bei etwa einem Drittel und eine partielle Regression bei etwa 45 Prozent der Patienten.

 

Einsatz bei intraabdominellen Weichteiltumoren

Eine andere Arbeitsgruppe berichtete über eine komplette Ablation bei 86 Prozent der Patienten, eine mehr als 50-prozentige Tumorablation bei den übrigen 14 Prozent. Über den Einsatz des ultraschallgesteuerten HIFU bei extra- und erst recht von intraabdominellen Weichteiltumoren beziehungsweise Desmoiden gibt es ebenfalls nur kleinere Fallberichte. Diese konnten jedoch zeigen, dass es nach HIFU bei etwa 75 Prozent der Patienten zu einer deutlichen Größenreduktion der Tumoren und Symptomlinderung kam.

Und fast noch wichtiger ist, dass es nicht zu Rezidiven beziehungsweise neuen Tumoren in der behandelten Region kam. Denn der HIFU hat im Gegensatz zu anderen ablativen und auch operativen Verfahren quasi berührungsfrei funktioniert. Verglichen mit anderen Verfahren wie der Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie scheint zudem die Komplikationsrate der HIFU-Therapie geringer.

Quelle:

Statement » Knochen- und Weichteiltumoren mit hoch-intensivem fokussiertem Ultraschall gezielt verkleinern « – Professor Dr. med. Holger Strunk, Oberarzt in der Radiologischen Universitätsklinik Bonn. Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). „Neue Hoffnung im Kampf gegen Tumoren – dank hochintensivem fokussiertem Ultraschall (HIFU)“, 2018.

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